Nach R-Wert und Sieben-Tage-Inzidenz eine neue Glücksformel für Spahn und Wieler

Neuer Richtwert der Corona-Epidemie: Die Hospitalisierungsrate

Die Konferenz der Ministerpräsidenten hat einen neuen Richtwert für die Corona-Epidemie festgeschrieben: Den Hospitalisierungsrate. Was aber besagt dieser Wert?

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Im Potpourri von Richtwerten, mit denen die Konferenz der Ministerpräsidenten die Bürger seit 17 Monaten wahlweise unterhält oder auch knebel, wurde Anfang der Woche um einen neuen Wert erweitert: Die Hospitalisierungsrate. Oder ist es die Hospitalisierungsquote? Gar die Hospitalisierungsinzidenz??

Und schon fängt an, was der Bürger seit Monaten erlebt: Die begriffliche Verwirrung. In einer für die Mainstream-Medien typischen fachlichen Beschränktheit werden die drei Begriffe in der Presse munter miteinander vermengt. Dabei ist schon Rate und Quote nicht das gleiche: Eine Rate beschreibt einen Verlauf in der Zeit, eine Quote einen Anteil. Die Hospitalisierungsrate wäre dann die Zahl der belegten Betten über einen Zeitraum, die Hospitalisierungsquote hingegen der Anteil der belegten Betten an den Betten überhaupt.

Das RKI misst seit neuestem in seinem täglichen Lagebericht zum einen die hospitalisierten Fälle von Corona bzw. Covid-19. Zugleich gibt es in einer weiteren Spalte bekannt, wie viele Neuzugänge es innerhalb der vergangenen sieben Tage gab: Die 7-Tage-Inzidenz der Hospitalisierte. Es wird also eine Steigerung über sieben Tage gemessen; wir haben es mit einer Hospitalisierungsrate zu tun.

Ganz verschwunden ist die 7-Tage-Inzidenz also durchaus nicht. Sie taucht als Patienten in Krankenhäusern wieder auf. Und sie wird auch weiter für die Kreise in Deutschland und bezogen auf 100.000 Einwohner bestimmt. Genaugenommen ergeben sich also die gleich Probleme wie schon zuvor.

So ist der Bezug auf 100.000 Einwohner quer durch alle Kreise ein Klassiker des Lügens mit Statistik. Ein Beispiel: Ein Kreis mit zwei Personen hätte bei einem Hospitalisierten sofort eine Inzidenz von 50.000. Es ist also Unsinn, Kreise mit deutlich unterschiedlichen Einwohnerzahlen miteinander vergleichen zu wollen. Genau das aber wird gemacht: Ein Kreis wie Hannover mit 1,15 Millionen Einwohnern wird mit einem Kreis wie Lüchow mit lediglich 48.000 Einwohnern verglichen. Mit der Bezugsgröße 100.000 geht in Lüchow jeder infizierte Einwoihner mit einem Faktor 2 in die Statistik ein, während ein Infizierter in Hannover weniger als 0.1 zählt.

Zu dieser Verzerrung kommt nun noch, dass die Anzahl der Betten durch die Kreise stark schwankt. Der Umstand, dass ein Krankenhaus eventuell zwei Kreise bedient, bleibt völlig außer Acht. Kurz gesagt und anders als Gesunheitsminister Spahn behauptet, wenn er erklärt, dass "Hospitalisierungsrate sehr viel aussagekräftiger" wäre, sagt die Hospitalisierungsinzidenz, die er eigentlich meint, zunächst herzlich wenig.

Es fällt auf, dass das RKI anders als bei der 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen diesmal die Bedeutung lokaler Werte betont. Es wird also bei einer Hospitalisierungs-Inzidenz von 10,0 kein Lockdown über alle Ungeimpften in ganz Deutschland verhängt, sondern es wird nach Kreisen differenziert. "Die regionalen und landesbezogenen Hospitalisierungs-Inzidenzen werden durch die zuständigen Landesbehörden erhoben und veröffentlicht", erläutert Spahn.

Doch was wie eine Verbesserung erscheint, gibt tatsächlich die Möglichkeit, sehr früh in einzelnen Kreisen das Leben der Ungeimpften einzuschränken. Würde mit einem Wert über alle Kreise gerechnet, würden die fast überall niedrigen Hospitalisierungs-Inzidenzen dafür sorgen, dass tatsächlich nie wieder ein Lockdown verhängt werden würde.

Doch all diese Einwände werden von Gesundheitsminister Jens Spahn und Tierarzt Lothar Wieler vom RKI ignoriert. Dabei kommt die Kritik von den Fachleuten. So erklärte der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, DKG, Gerald Gaß, es bräuchte eine qualitative Analyse der jeweiligen Situation um jeweiligen Kreis. "Es gibt nicht die Glücksformel", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, "bei der die eine Zahl herauskommt, die die Pandemie umfassend erklärt“.

Damit liegt Gaß zwar einerseits richtig - allerdings nur, wenn man annimmt, Spahn oder Wieler wollten die Pandemie verstehen. Das aber darf man bezweifeln. Beiden, insbesondere aber Spahn, geht es nur noch darum, die Ungeimpften zum Sündenbock ihres eigenen kompletten Versagens zu machen. Für sie ist die Hospitalisierungs-Inzidenz also durchaus das, was Gaß mit Glücksformel meint: Sie bietet die beste Voraussetzung, um weiter zusammen mit den gleichlautend berichtenden Medien eine pandemische Notlage zu suggerieren.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: dafranzl

Und dazu kommt noch,dass offenbar die Geimpften einen grossen Anteil der Hospitalisierten stellen! Das wird sicher unterdrückt! Und den Ungeimpften zur Last gelegt! Was für eine Drecksbande! Und die wird sicher wieder gewählt! Finis Germania!
PS: "Impfung" solls immer heissen

Gravatar: Axel Gojowy

Das ist genau der Wert, an welchem man die Fähigkeit einer Regierung zum Handeln messen kann. Zu wenig Behandlungsbetten bei steigenden Fallzahlen sind Indiz für Totalversagen der Verantwortlichen nach zwei Jahren Viruserkrankung.

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