Estland Ministerpräsidentin Kaja Kallas

»NATO würde nicht militärisch auf eine russische Invasion im Baltikum reagieren«

Die NATO plant nicht, auf eine russische Übernahme des Baltikums zu reagieren, falls Russland beispielsweise beschließt, in Estland einzumarschieren. Die NATO-Strategie sehe vor, »Estland von der Landkarte löschen zu lassen«. Das sagt Estland Ministerpräsidentin Kaja Kallas in einem Zeitungsinterview.

© European Union 2022 - Source : EP
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Sollte es tatsächlich in absehbarer Zeit zu einer Invasion Russlands im Baltikum kommen, so gibt es aktuell bei der NATO keine Pläne zur militärischen Verteidigung. Stattdessen würde man im Bündnis in  Kauf nehmen, dass »Estland von der Landkarte radiert würde« und dann versuchen, das Problem diplomatisch zu lösen. Das sagte Estland Ministerpräsidentin Kaja Kallas in einem Interview mit der Financial Times.

Alternativ gebe es in den NATO-Plänen auch die Option einer militärischen Antwort, allerdings erst nach Ablauf einer sechsmonatigen Wartezeit. In diesem Zeitraum sollte dem Angreifer, im NATO-Szenario ist das fast schon selbstverständlich Russland, ermöglicht werden, seine Truppen von estnischen Boden komplett zurückzuziehen.

»Aber nach sechs Monaten gibt es nichts mehr, was Estland ausmacht«, moniert Kallas die NATO-Strategie. »Diejenigen von Ihnen, die Tallinn besucht haben, wissen, dass wir unsere Altstadt mit einer jahrhundertealten Geschichte haben. Sie würde zusammen mit dem jahrhundertealten Kulturerbe von der Landkarte gelöscht, sie würde zusammen mit unserem Volk, unserer Nation verschwinden«, sagt sie.

Ähnliche Worte verwendete vor gar nicht langer Zeit auch Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán. Die Nato-Mitgliedschaft seines Landes sei eine mehr oder weniger bedeutungslose Garantie im Kriegsfall. »Die NATO wird uns verteidigen, wenn wir uns selbst verteidigen können«, sagte er damals und wurde für diese Worte von führenden Bündnis-Repräsentanten scharf angegangen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hajo

Die baltischen Staate sind für die Russen nicht so von Bedeutung, daß sie sich derzeitig von ihren Plänen in der Ukraine abbringen lassen und der Gedanke des Westens, Rußland ausbluten zu lassen hinkt schon deshalb, weil die Landmassen der Erde ca. 150 Millionen Quadratkilometer betragen und davon nicht einmal die Hälfte dem Einflußbereich des Westens unterliegt, was noch viel Raum für die Russen offenläßt um sich über Wasser zu halten.

Was die baltischen Staaten angelangt. so sollten sie ganz besonders vorsichtig operieren, denn der Wagemut für sie wird nicht allzugroß sein, wenn es zum Schwur kommt und Kissinger teilte ja schon mit, daß es sich für die USA nicht lohnt für diese Länder zu sterben und das ist ja auch den Russen nicht verborgen geblieben und so dürften die Aussagen der Nato nur Lippenbekenntnisse sein, mal sehen was passiert, wenn sich die Russen mit Gewalt zu ihren verbrieften Rechten verschaffen, die man ihnen nun in Abrede stellen will, wie alles andere auch was verlogen ist bis ins Mark.

Der sogenannte freie Westen ist eine Schimäre, was uns nur vorgegauckelt wird um die andere Seite bei den Bösen einzureihen, während die Guten im Westen sitzen und nur Kriege zum Zwecke der Freiheit führen, was eine glatte Lüge ist, die ihnen kein Mensch mehr abkauft, schon deswegen nicht, weil über das Netz jedermann abgleichen kann, wie es beide Seiten sehen und auch die linken Mainstream-Medien geraten immer mehr ins Zwielicht, weil man ihnen nur noch bedingt vertraut und das alles wird sie nicht begünstigen und ist nur noch eine Frage von Zeit, bis auch dieses Medium nicht mehr funktioniert.

Gravatar: Fritz der Witz

Die Nato macht nur, was den Interessen der USA und von UK dient.
Das haben die meisten glaube ich bis heute nicht verstanden.

Gravatar: Michael

Diese Gefahr besteht tatsächlich für Estland. - Es ist jedoch erstaunlich, dass die Ministerpräsidentin Kaja Kallas ihr Land selber schwächt mit ihren Aussagen.

Gravatar: Klaus Reichel

Da war doch mal was mit Saddam Hussein, dem eine amerikanische Abgeordnete mitteilte, man würde sich nicht in Angelegenheiten muslimischer Staaten einmischen. Folge war der Angriff des Irak auf Kuwait und danach der 1. Krieg Amerikas gegen Hussein.

Und nun wird Rußland signalisiert, daß man dem Baltikum nicht helfen würde? Soll das eine Einladung sein?

Gravatar: Tina Rogger

Wenn das keine Falle ist, dann ist nicht real die Vorstellung.
Was Ungarn betrifft ist etwas anders, da Orbán sich von diesem Krieg heraushält und neutral bleibt bzw. weiter russ. Produkte einkauft, wird dieses Land Rußland nie wieder überfallen.
Eines Tages wird die Vorstellung wahr werden, die schon 1956 in den Träumen lagen, daß Ungarn mit der Schweiz, Österreich eine neutrale Zone bieten wird.
Evtl. kommen noch andere Länder dazu.
Frieden ist die beste Lösung für alle Menschen dieser Erde und das soll wenigsten in Europa gelten, Amen.

Gravatar: Karl

Tja, hätte sich Estland mal früher überlegen sollen wie ihr Handeln mitunter gerechtfertigt wird und welche Konsequenzen es sich nachzieht,,,,,,,,,,

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Die NATO plant nicht, auf eine russische Übernahme des Baltikums zu reagieren, falls Russland beispielsweise beschließt, in Estland einzumarschieren. Die NATO-Strategie sehe vor, »Estland von der Landkarte löschen zu lassen«. Das sagt Estland Ministerpräsidentin Kaja Kallas in einem Zeitungsinterview.“ ...

Was selbst ´ich` verstehen kann, da das Baltikum sein Vertrauen besonders auch in Deutschland längst „verspielte“!
https://www.nzz.ch/international/ukraine-krieg-deutschland-hat-im-baltikum-vertrauen-verspielt-ld.1687634

Da könnte es doch von großem Vorteil sein, sich Russland schnellstens anzubiedern, da sich die baltischen Staaten scheinbar ´nach wie vor´ vor den Toren von EU und NATO befinden!!!
https://library.fes.de/pdf-files/id/02614.pdf

Gravatar: Ketzerlehrling

Das Baltikum ist so notwendig wie ein Loch im Kopf für die EU

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