Schlag ins Gesicht für den »Wertewesten«

NATO-Mitglied Türkei kurz vor der BRICS-Mitgliedschaft

Der Antrag der Türkei auf Mitgliedschaft in den BRICS werde von den Mitgliedsstaaten ernst genommen, sagt ein Sprecher Wladimir Putins. Selbst amerikanische Analysten bewerten den Antrag des Nato-Landes auf Beitritt zur russischen Kooperationsorganisation als ernst.

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Die Türkei hat einen Antrag auf Vollmitgliedschaft eingereicht. »Wir werden darüber nachdenken«, sagte der russische Präsidentenberater Juri Uschakow am heutigen Freitag gegenüber Reportern. Der Ehrgeiz der Türkei, Mitglied der BRICS-Gruppe zu werden, bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, ist somit erneut ins Rampenlicht gerückt.

BRICS, das 2023 um vier neue Mitglieder erweitert wurde – Iran, Ägypten, Äthiopien und die Vereinigten Arabischen Emirate – wird oft als russisches Gegengewicht zu westlich geführten Organisationen wie der EU, den G7 und der NATO angesehen, obwohl der Gruppe formale Strukturen und einheitliche Regeln (noch) fehlen, die im Westen gelten, wo die USA an der Spitze stehen. Für die Türkei, einen langjährigen Verbündeten der USA und seit 1952 Mitglied der NATO, wird der Antrag auf BRICS-Beitritt als Teil der umfassenderen Geopolitik des Landes betrachtet.

George Dyson, leitender Analyst bei Control Risks, erklärt, dass dieser Schritt im Einklang mit der umfassenderen geopolitischen Reise der Türkei steht: sich als unabhängiger Akteur in einer multipolaren Welt und als eigenständiger Machtakteur zu positionieren, der nicht unbedingt vollständig von den USA abhängig ist. Das bedeute nicht, dass die Türkei den Westen völlig im Stich lässt, sagte Dyson gegenüber MSNBC und fügte hinzu: »Aber die Türkei möchte so viele Handelsbeziehungen wie möglich fördern und Chancen aus eigener Kraft nutzen, ohne sich durch die Richtung der westlichen Welt einschränken zu lassen.«

Trotz jahrzehntelanger Zusammenarbeit mit Europa und den Vereinigten Staaten stößt die Türkei bei ihrem Antrag auf EU-Mitgliedschaft, einem seit langem heiklen Thema für Ankara, auf anhaltenden Widerstand. Der ehemalige US-Botschafter und jetzt in Istanbul ansässige Analyst Matthew Bryza erklärt gegenüber MSBNC, dass Erdogan und seine Regierung »den Westen aufrütteln wollen«, sowohl aus emotionaler Verärgerung als auch als Verhandlungstaktik, um Zugeständnisse zu erzwingen. In den letzten Jahren hat die Türkei ihre Rolle in der globalen Diplomatie ausgebaut und bei Verhandlungen beispielsweise zwischen der Ukraine und Russland vermittelt.

Gleichzeitig hat das Land davon Abstand genommen, sich an Sanktionen gegen Russland zu beteiligen, eine Haltung, die die EU und den Westen verärgert, aber die unabhängige Rolle der Türkei stärkt. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Arda Tunca betont, dass es bei dem Wunsch der Türkei, den BRICS beizutreten, darum geht, die Abhängigkeit von entwickelten Volkswirtschaften, insbesondere den Vereinigten Staaten, zu verringern und die Zusammenarbeit mit Schwellenländern zu stärken.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Else Schrammen

Und dafür hat der "Wetewesten" dem Pascha jahrelang den Popo gepudert und alle warnenden Stimmen geflissentlich überhört. Selbst als in der Türkei die Demokratie eingestampft und die islamische Präsidial-Diktatur durch Erdogan errichtet wurde mit allem, was dazu gehört wie Verfolgung der Opposition. Inhaftierung von Journalisten, välkerrechtswidrige militärische Grenzverletzungen, all das hat bei NATO und EU nicht mal zu einem Schulterzucken gereicht. Jetzt, lieber "Wertewesten", braucht ihr auch nicht rum zu heulen. Ihr habt dem Sultan mit Träumen vom Groß-Osmanischen Reich freie Hand gelassen!

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Der Antrag der Türkei auf Mitgliedschaft in den BRICS werde von den Mitgliedsstaaten ernst genommen, sagt ein Sprecher Wladimir Putins. Selbst amerikanische Analysten bewerten den Antrag des Nato-Landes auf Beitritt zur russischen Kooperationsorganisation als ernst.“ ... „Die Wirtschaftswissenschaftlerin Arda Tunca betont, dass es bei dem Wunsch der Türkei, den BRICS beizutreten, darum geht, die Abhängigkeit von entwickelten Volkswirtschaften, insbesondere den Vereinigten Staaten, zu verringern und die Zusammenarbeit mit Schwellenländern zu stärken“!

Was vom Werte(?)westen ohne Weiteres hingenommen wird, da die Türkei für die Nato unverzichtbar ist???
https://www.reservistenverband.de/magazin-loyal/analyse-tuerkei/

Gravatar: Kars

NATO-Mitglied Türkei kurz vor der BRICS-Mitgliedschaft

Und weitere werden folgen. Bald steht die Hampelregierung alleine da mit ihren Plänen, die keiner haben will. Die USA werden sich nach den Wahlen im November aus Europa zurückziehen und mit Trump sein eigenes Ding machen. Eure Wahlshow mit eurer Gegenkandidatin glaubt euch keiner mehr, das Ding rockt Donald Trump.

Gravatar: Kai

Man sieht, die BRICS soll von den Vasallenstaaten der USA unterwandert werden. Die Türkei wäre nicht die erste
Zaubernummer mit doppelten Boden in BRICS, aber es werden nach und nach mehr Staaten versuchen beizutreten.

Gravatar: E. Rueckert

Wenn ein deutscher Kanzler sich so was traute, wäre er innerhalb von Tagen "entsorgt".
Die BRD ist keine souveräner Staat und wird jährlich abhängiger.
Erdogan ist geradezu ein Riese gegenüber einem Scholz.

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