Im Kulturkampf zählt jede noch so kleine Geste

Muslimischer Polizist verweigerte Kollegin den Handschlag

Der Fall erregte bundesweit Aufsehen: Ein muslimischer Polizist verweigerte einer Kollegin den Handschlag. Aus religiösen Gründen. Zu dem Fall gibt es nun ein Urteil.

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Bei seiner Beförderungsfeier verweigerte er einer Kollegin aus religiösen Gründen den Handschlag. Er verbeugte sich mit der Hand auf dem Herzen, aber die Hand reichte er seiner Kollegin nicht. Das hatte für den muslimischen Polizisten aus Rheinland-Pfalz ein Nachspiel: Er muss, wie die Welt schreibt, nun eine Geldbuße von 1.000 Euro zahlen.

Er wird jedoch nicht entlassen, wie das Polizeipräsidium in Koblenz am Freitag mitteilte und folgendermaßen begründete: »Da der Lebenszeitbeamte bislang weder straf- noch disziplinarrechtlich vorbelastet war, wäre eine Entlassung juristisch nur zu begründen gewesen, wenn der Beamte an seiner bisherigen Haltung festgehalten und dadurch seine ablehnende Haltung zur freiheitlich demokratischen Grundordnung manifestiert hätte.«

Die Sächsische Zeitung berichtet, dass der Polizist eine Erklärung unterschrieben habe, wonach er sich zur freiheitlich demokratischen Grundordnung bekenne und Frauen ohne Ausnahme und Vorbehalte als gleichberechtigt ansehe. Daher werde er in Zukunft allen Frauen als Zeichen der Achtung und in Anerkennung ihrer Gleichberechtigung einen Handschlag nicht mehr verweigern. »Bei einem Verstoß gegen seine Dienst- und Treuepflichten hat er mit der Entfernung aus dem Dienst zu rechnen«, hieß es weiter.

Der Fall ist damit abgeschlossen. Aber die Auseinandersetzungen werden weitergehen. Es gibt keine Ruhe. Die nächste Provokation kommt bestimmt. Solche Fälle hat es schon gegeben – und wird es wieder geben. Der Polizist hat gewusst, was er tut und konnte einschätzen, was auf ihn zukommen würde. Er hat es darauf ankommen lassen.

Wir können nur schwer beurteilen, wie belastend religiösen Überzeugungen für jemanden sind, der sich einerseits diesem Glauben verpflichtet fühlt, andererseits in einem Land lebt, in dem andere Regeln gelten. Es ist ein ständiger innerer Kampf, zu dem sich auch die Außenwelt verhalten muss und mit einbezogen wird. In diesem Kulturkampf gibt es keine Großzügigkeit, es gibt auch keine Kleinigkeiten. Jede Geste zählt.

An diesen Alltäglichkeiten zeigt sich, wie schwierig eine Integration ist.

 

 

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