Eine kritische Einschätzung der Verhandlungen in Riad

Meinung: Ein Friedensplan, der keiner ist – Trumps Schachzug in Riad

Was als diplomatischer Durchbruch verkauft wird, könnte in Wahrheit ein taktischer Schachzug sein, der weder Frieden bringt noch die Lage im Ukraine-Konflikt deeskaliert.

Screenshots CNBC und CNN
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Die jüngsten Ereignisse in Riad, bei denen sich amerikanische und ukrainische Vertreter auf einen angeblichen »Friedensplan« geeinigt haben, lassen nur einen Schluss zu: Was als diplomatischer Durchbruch verkauft wird, ist in Wahrheit ein taktischer Schachzug, der weder Frieden bringt noch die Lage im Ukraine-Konflikt deeskaliert. Ein 30-tägiger Waffenstillstand, rückwirkend ab gestern – die Idee klingt fast absurd, wenn man die Realität vor Ort betrachtet. Doch genau diese Absurdität ist es, die den wahren Zweck dieses Plans enthüllt: Es geht weniger um Frieden als um Macht, Einfluss und mediale Inszenierung.

Ein Plan ohne Russland – ein Ultimatum mit Hintergedanken


Schon die Tatsache, dass Russland nicht einmal an den Verhandlungstisch eingeladen wurde, spricht Bände. Trumps Sicherheitsberater Waltz mag behaupten, die Ukraine teile »Trumps Friedensvision«, und Außenminister Rubio mag erwarten, dass Russland zustimmt. Doch wer ernsthaft glaubt, Moskau würde einem solchen Vorschlag ohne Mitspracherecht folgen, ignoriert die geopolitische Realität. Russland hat keinen Grund, einem Waffenstillstand zuzustimmen, der der Ukraine lediglich Zeit verschafft, ihre geschwächte Front zu stabilisieren und neue Angriffe vorzubereiten. Im Gegenteil: Für Putin wäre eine solche Entscheidung ein politisches Harakiri – sowohl innenpolitisch als auch international.

Stattdessen ist dieser »Friedensplan« ein klassisches Ultimatum: Lehnt Russland ab, kann Trump Putin als Friedenssaboteur brandmarken und sich mit der EU gegen Moskau positionieren. Stimmt Russland zu, schwächt es sich selbst – ein Szenario, das kaum vorstellbar ist. Die wahre Raffinesse liegt jedoch darin, dass Trump in jedem Fall als Gewinner dasteht. Die Ukraine hat im Gegenzug amerikanischen Unternehmen Zugang zu ihren Rohstoffen zugesichert – ein Deal, der zeigt, worum es hier wirklich geht: wirtschaftliche Vorteile für die USA, während Selenski mit dem vagen Versprechen auf persönliche Sicherheit ruhiggestellt wird.

Der Drohnenangriff: Zynismus oder Sabotage?

Besonders zynisch wirkt der Zeitpunkt: In der Nacht vor den Verhandlungen führte die Ukraine ihren bisher größten Drohnenangriff auf russische Städte durch, inklusive Moskau. Über 300 Drohnen, die wahllos in zivile Ziele einschlugen, Tote und Verletzte hinterließen – und das, während der OSZE-Generalsekretär in Moskau weilte, um über Entspannung zu sprechen. Ein Zufall? Wohl kaum. Dieser Angriff scheint weniger ein amerikanischer Plan als vielmehr ein ukrainischer Alleingang zu sein, um Russland zu einer harten Reaktion zu provozieren und den Waffenstillstand im Keim zu ersticken. Die Rechnung ging auf: Putin hat nun kaum eine andere Wahl, als mit Nachdruck zu reagieren.

Die Amerikaner dürften über diesen Schachzug alles andere als erfreut sein. Er stört ihre narrative Kontrolle und gibt Russland einen legitimen Grund, den »Friedensplan« abzulehnen. Gleichzeitig liefert er Trump die perfekte Bühne, um vor seinen Anhängern den starken Mann zu spielen – ein Szenario, das er zweifellos genießen wird. Doch wer profitiert wirklich? Die Drahtzieher dieses Angriffs sitzen vermutlich näher an Kiew als an Washington, und ihr Ziel könnte sein, jeden Dialog zwischen den USA und Russland zu torpedieren.

Ein Pipeline-Schlag als Sahnehäubchen

Als ob das nicht genug wäre, wurde zeitgleich eine Messstation der Druschba-Pipeline beschädigt, was die Öllieferungen nach Ungarn und in die Slowakei stoppte. Ein kleiner, aber wirkungsvoller Seitenhieb, der zeigt, wie weit die Ukraine bereit ist, ihre europäischen Nachbarn in diesen Konflikt hineinzuziehen. Es ist ein weiteres Puzzlestück, das die Illusion eines ernsthaften Friedensangebots zerstört.

Fazit: Mehr Show als Substanz

Was in Riad als Friedensinitiative präsentiert wurde, ist in Wahrheit eine Mischung aus politischem Theater, wirtschaftlichem Kalkül und militärischer Taktik. Trump sichert sich seinen Ruf als »Friedensstifter«, während die Ukraine als Bauernopfer dient – gefangen zwischen amerikanischen Interessen und russischer Unnachgiebigkeit. Russland wird reagieren, und diese Reaktion könnte härter ausfallen, als Kiew und seine Sponsoren erwarten. Am Ende stehen wir genau dort, wo wir vorher waren: in einem eskalierenden Konflikt, bei dem echte Verhandlungen weiterhin ausbleiben. Der einzige Unterschied? Trump hat jetzt ein neues Kapitel für seine Erfolgsgeschichte – und die Ukraine zahlt den Preis.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: dankefuernichts

In der zehnten Runde hängt der Gegner in den Seilen und bietet kurz vor dem technischen Knockout an: Machen wir doch mal eine Pause! Absurd!

Das ist nicht mal Trumps Plan, nicht mal Selenskis Plan, sondern exakt der Kleinbritannien-EU-Plan!

Die Ukraine hat derzeit keine einzige ATACMS-Rakete mehr. Die Truppen sind demoralisiert und überall auf dem Rückzug. Die EU braucht eine Pause für Waffenproduktion und Waffenlieferungen - ebenso wie die USA.

Es gibt eine einzige Bedingung, unter der Putin sich darauf einlassen könnte: Die Kämpfe dürften nicht wieder aufgenommen werden. Aber wer soll ihm das nach Minsk 1 und Minsk 2 glaubwürdig garantieren? Der Westen macht Verträge, die immer nur die anderen einhalten müssen.

Gravatar: werner S

Trump will sich mit Putin gut stellen, weil er der Meinung ist, wenn du einen Feind nicht bezwingen kannst, dann suche seine Freundschaft.
Ich traue Trump zu, mit der Idee zu ringen, mit Putin gemeinsam gegen Europa vorzugehen.

Gravatar: Felix

Danke für diese schonungslose Analyse! Genau meine Gedanken, genau darum geht es.
Nicht um Frieden, sondern um Macht, Geld und ums Gewinnen.
Wie immer...

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Fazit: Mehr Show als Substanz:
Was in Riad als Friedensinitiative präsentiert wurde, ist in Wahrheit eine Mischung aus politischem Theater, wirtschaftlichem Kalkül und militärischer Taktik. Trump sichert sich seinen Ruf als »Friedensstifter«, während die Ukraine als Bauernopfer dient – gefangen zwischen amerikanischen Interessen und russischer Unnachgiebigkeit. Russland wird reagieren, und diese Reaktion könnte härter ausfallen, als Kiew und seine Sponsoren erwarten. Am Ende stehen wir genau dort, wo wir vorher waren: in einem eskalierenden Konflikt, bei dem echte Verhandlungen weiterhin ausbleiben. Der einzige Unterschied? Trump hat jetzt ein neues Kapitel für seine Erfolgsgeschichte – und die Ukraine zahlt den Preis.“

Weil zu erwarten ist, dass dies bzgl. auch in Riad ebenso göttlich(?) gelogen wurde, wie einst in Minsk???
https://weltwoche.de/daily/dame-ohne-charakter-merkels-luegen-in-minsk-oeffnen-russland-die-augen-das-sitzt/

Gravatar: Brutus

Solche Kriegs-"Spiele" sind sehr gefährlich - und ich zitiere PUTIN :

"Vielleicht sterben wir ja den Heldentod - aber der Feind wird VERNICHTET ! "

...wenn TRUMP weiterhin nur seine üblichen Spielchen "spielen" will - sollte er das bitte auf seinem Senioren-Golfplatz tun ... und J.D. VANCE seinen Platz unverzüglich überlassen !

Mit den Russen macht man - seit den letzten beiden verlorenen Weltkriegen - keine derartigen westlichen "Spiele" mehr ... und zumindest J.D. VANCE weiß das auch sehr genau :

https://www.youtube.com/watch?v=bhZCCPL9Hvc

...als leiblicher Ur-Ur-Ur-Ur-Urenkel eines EHRBAREN russischen Generalleutnants - der Zar Peter den Großen persönlich zu Grabe getragen hatte - weiß ich auch die heutigen Russen sehr gut und real einzuschätzen :

https://de.wikipedia.org/wiki/Balthasar_(I.)_von_Campenhausen

...und auch die heutigen - einmal mehr sehr opportunistischen - Finnen sollten Ihr neues & "heiliges" NATO-Blatt niemals vs. Russland überreizen, wenn sie nicht unverzüglich zur Hölle fahren wollen, wie ihre einstigen- & völlig gescheiterten Vorbilder !

...sich dem "Teufel" anzudienen - wird auch historich nicht vergessen werden, insbes. auch nicht von den ISRAELIS :

https://www.spiegel.de/geschichte/finnland-zweiter-weltkrieg-wenn-sie-wuessten-wie-viele-juden-ich-erschossen-habe-a-8fb9bcd5-daa2-40f3-b3de-aef773bc7616#

https://www.youtube.com/watch?v=Og0WmB8kfQ4

...wohlan also, heiliger TAURUS des Herrn F. Merz von der CDU - vielleicht geht`s ja gut - vielleicht GENAU NICHT !:

https://www.youtube.com/watch?v=V3NJRayan6s


Brutus

Gravatar: Rona Janel

Hervorragend und herzlichen dank.
Seit langem sage ich das gleiche, das ist eine Falle für die Russen und sie werden niemals ein Minsk 3.0 unterschreiben.
Wobei Vance vor Wochen das auch schon mal ausgeschlossen.
Der Krieg geht weiter und Europa zahlt die Zeche, weil wir unsere Lügenmedien glauben.
Senilenssky hat in Riad seine Restreserven gestern an den Arabern verkauft, damit haben sie sich total ausverkauft.
Aber seine Frau konnte dort wenigstens schön einkaufen.

Gravatar: Blendex

Die glauben wirklich Putin hinters Licht zu führen. Knallhart wird die Antwort sein. Putin ist nicht wie die Ureinwohner Amerikas, die den weißen Mann mit seiner unersättlichen Gier unterlegen waren. Der hat militrärisch die besseren Argumente. Deshalb braucht er diesen Waffenstillstand nicht. Schauspieler und Clows go Home.

Gravatar: Sonja

Für mich sieht es auch so aus, als ob die Ukraine nur Zeit haben möchte, um ihre Waffendepots aufzufüllen.

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