Deutschlands Kampf um Licht und Finsternis

»Medien und Kulturschaffende tragen zum Antisemitismus bei«

Ein Gastbeitrag von Dr. Manfred Gerstenfeld.

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Antisemitische Vorfälle nehmen in Deutschland auf besorgniserregende Weise zu. Die Dunkelziffer ist vermutlich noch höher als bekannt. 76 Jahre nach dem Ende des deutschen Völkermords an den Juden sind die Themen der Juden, Israel und des Holocausts immer noch Dauerbrenner in Deutschland.

Das Thema ist heikel und kompliziert. Bei der Betrachtung des heutigen Deutschlands – einer Gesellschaft, die immer noch mit dem richtigen Umgang mit der Geschichte des Völkermords kämpft – hilft ein klarer analytischer Ansatz:

Wir empfehlen, die heutige Situation als Kampf der Enkel der Völkermörder zu betrachten: Einige davon stehen für das Licht, andere für die antisemitische Finsternis. Damit verstehen wir das Fortleben des verbrecherischen Geistes der Großelterngeneration und deren Auswirkung auf das heutige Deutschland besser.

Manche Elemente dieses Kampfes sind gut sichtbar. Andere finden unter der Oberfläche statt. Wieder andere fallen in beide Kategorien und sind eher grau als schwarz/weiß.

Die vorherrschende deutsche politische Haltung – die auch in vielen Medien zum Ausdruck kommt – besteht darin, die Dinge vereinfacht darzustellen. Es ist leicht zu behaupten, dass das dunkle Erbe in erster Linie bei den Rechtsextremen zu suchen ist, die zum Teil ihre Überzeugungen und Einstellungen direkt von den Nazis übernommen haben.

Eine solche Auslegung wird aber rasch kompliziert. Alle anderen Parteien im Parlament lehnen es ab, mit der rechten AfD zusammenzuarbeiten. Eine kritischere und detailliertere Bewertung offenbart jedoch, dass die AfD – weitgehend – aus zwei eigentlich unvereinbaren Strömungen besteht. Diese hätten eigentlich zwei Parteien bilden müssen, was immer noch eintreten könnte. Ihr rechtsextremer Flügel weist eine unübersehbare Nähe zu den Erben der Finsternis auf.

Man kann jedoch kaum behaupten, dass der moderate Teil der AfD für Juden problematischer ist, als zum Beispiel die SPD-Jugendorganisation, die JuSos. Auf ihrem Kongress im November 2020 erklärten die JuSos die Fatah-Jugend zur Schwesterorganisation, einer Gruppe, die das Existenzrecht Israels nicht anerkennt.

Deutschland ist das einzige europäische Land, das auf der gerade veröffentlichten Liste des Simon Wiesenthal Centers (SWC) der zehn schlimmsten antisemitischen Vorfälle weltweit 2020 prominent vertreten ist. Die JuSos sind dort aufgeführt, nicht die AfD.

2011 veröffentlichte die Universität Bielefeld eine Studie für die sozialdemokratische Friedrich-Ebert-Stiftung. Aus diesem Bericht kann man schließen, dass mindestens 150 Millionen EU-Bürger im Alter ab 16 Jahren finstere Ansichten zum Thema Israel hegen. Die Studie wurde in sieben europäischen Ländern durchgeführt. Die Forscher befragten im Herbst 2008 eintausend Menschen pro Land im Alter über 16 Jahren.

Einer der Fragen war, ob die Befragten der Aussage zustimmten, dass Israel einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser führe. Die niedrigste Zustimmung gab es in Italien und den Niederlanden, mit jeweils 38% und 39%. In Deutschland lag der Anteil bei 48%.  Beinahe die Hälfte der Deutschen, die Erben der antisemitischen Finsternis, projizieren also die völkermörderische Einstellung ihrer Großväter-Generation auf den jüdischen Staat. Die deutschen Medien tragen einen wesentlichen Anteil dazu bei.

Auf der Seite der Erben des Lichts stehen die Organisationen, die den Antisemitismus bekämpfen. Eine wichtige Rolle spielen die Antisemitismus-Beauftragten der Bundesländer und verschiedener zivilgesellschaftlicher Institutionen. Insbesondere der Antisemitismus-Beauftragte des Bundes, Felix Klein, ist bei der Bekämpfung der vielen Erscheinungsformen des Judenhasses in Deutschland sehr aktiv.

Auf Regierungsebene erreicht man schnell Grauzonen. Die CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel kann man nicht uneingeschränkt auf der Seite Lichts verorten. Zwar hat sie während ihrer Kanzlerschaft große Anstrengungen unternommen, damit ihr Land und Israel sich näher kommen. Andererseits ist sie seit 2015 die treibende Kraft hinter dem Zustrom mehr als einer Million Muslime, unbesehen deren möglicher antisemitischen Einstellungen. Studien zeigen heute, dass etwa die Hälfte von ihnen Antisemiten sind.

Der stellvertretende Leiter des Simon Wiesenthal Centers, Rabbi Abraham Cooper, argumentiert, dass Deutschlands wiederholt erklärte staatliche Verantwortung gegenüber den Juden und Israel 75 Jahre nach Auschwitz durch Politik und Handeln Lügen gestraft wird, weil diese ohne Not das jüdische Volk im Inland und in Israel in Gefahr bringen. Cooper bemängelt, SPD-Außenminister Heiko Maas behaupte zwar, er sei wegen Auschwitz in die Politik gegangen, dennoch hofiere Deutschland weiterhin das völkermörderische iranische Regime, das Israel auslöschen will.

Im Dezember ergab sich eine neue Kontroverse, als über 30 führende deutsche Theater-Intendanten und Stiftungen eine gemeinsame Erklärung herausgaben, die sich gegen die Anti-Boykott-Resolution des Bundestags vom Mai 2019 richtet. Diese nannte die BDS-Bewegung (Boykott, De-Investition und Sanktionen) antisemitisch und verbot staatliche Finanzierung oder Beherbergung von BDS-Projekten.

Nach Angaben der israelischen Tageszeitung Ha’aretz trafen sich die unterzeichnenden Kulturschaffenden über ein Jahr lang monatlich, um diese Stellungnahme auszuarbeiten.  Wie kann es sein, dass bei alle diesen Treffen niemand die Projektion der Untaten der Nazis auf Israel durch die Hälfte der heutigen deutschen Bevölkerung thematisierte? Wenn das jemand tat, wurde er oder sie offenbar nicht gehört.

Diese Kulturschaffenden sind Enkel der Völkermörder, beseelt vom Geist der Finsternis. Viele Kulturschaffenden folgten seinerzeit Hitler und dem Nationalsozialismus, wie es dem Zeitgeist entsprach. Heute geben sich diese führenden Kulturschaffende als Verfechter der freien Meinungsäußerung, was Israel-Kritik angeht, schweigen aber zum antisemitischen Hass, der in großen Teilen der deutschen Gesellschaft verankert ist. Das ist der heutige Zeitgeist. Die Kulturschaffenden, die gegen den Anti-BDS-Beschluss des Bundestags eintreten und gleichzeitig zur massiven und extremen Dämonisierung Israels in Deutschland schweigen, haben sich moralisch selbst disqualifiziert.

Seit der Veröffentlichung ist die Zahl der Unterstützer dieser Erklärung enorm gewachsen. Die ursprünglichen Unterzeichner mitgerechnet, darunter das Goethe-Institut, die Kulturstiftung des Bundes, das Deutsche Theater Berlin, der Kunstprogramm des DAAD, die Berliner Festspiele – ein Gremium, das eine Vielzahl Festivals für darstellende Künste unterstützt – und so weiter. Wie Ha’aretz sagt, kann der Einfluss dieser ranghohen Kulturschaffenden in der deutschen Kulturwelt nicht überschätzt werden.

Die Kulturschaffenden dankten in ihrer Erklärung ausdrücklich mehreren Leuten, darunter Stephan Detjen, Chefkorrespondent des Deutschlandradios; Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann; und Andreas Görgen, Leiter der Abteilung Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt. Diese drei haben sich für die Einladung des afrikanischen Antisemiten und radikalen Israelhassers Achille Mbembe als Auftaktredner der Ruhrtriennale eingesetzt. (Die letztlich wegen der Corona-Pandemie abgesagt wurde.) Görgens Name findet sich auch auf der Liste der schlimmsten Antisemiten des Wiesenthal-Zentrums wieder.

Diese Ausdrücke der antisemitischen deutschen Finsternis finden oft auch jüdische Unterstützer. In diesem Fall war eine davon Susan Neiman, Direktorin des Einstein-Forums in Potsdam. Es wird selten artikuliert, aber Deutschland ist der fruchtbarste Boden für jüdische Selbsthasser und Israelhasser.

Die Einordnung in Licht und Dunkel zeigt uns auch, dass es kein Zufall ist, dass Berlin zur Hauptstadt des europäischen Antisemitismus geworden ist, ein Titel, den es von Schwedens drittgrößter Stadt Malmö übernommen hat. Es ist auch kein Zufall, dass das Jüdische Museum Berlin unter seinen zwei ersten Direktoren extrem antiisraelische Juden zu Vorträgen einlud. Die amerikanisch-jüdische Selbsthasserin Judith Butler konnte auf viel Applaus eines vollen Saals im Museum zählen, als sie dort zum Boykott Israels aufrief.

In Deutschland hat man jahrelang darüber diskutiert, ob man einen Schlussstrich unter den Holocaust ziehen kann. Wie es scheint, wird der Holocaust und seine Nachwirkungen noch auf Jahre hin die deutsche Gesellschaft beschäftigen.

Dr. Manfred Gerstenfeld ist Leitender wissenschaftlicher Referent am Begin-Sadat Zentrum für Strategische Studien (BESA) in Jerusalem. Dieser Aufsatz erscheint mit freundlicher Genehmigung

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Manfred Hessel

Die Knoblauch labert auch nur vorgeschriebene Satzfragmente, weil ihr Verein am staattlichen Steuerfreßnapf hängt. Macht sie ihren Wirbel gegen die AfD nicht gut genug dann muß leider gespart werden. Die weiß schon ganz gut woher der zunehmende Judenhaß kommt, so vergreist ist sie nicht.

Gravatar: Tacheles

Die meisten Judenfeinde sind hier bei uns im schönen
Deutschland die Moslems.
Christen wohl eher nicht. Denn Jesus war Jude, ebenso
alle seine Jünger und seine Familie.
Und was leider nicht viele wissen. Das Christentum ist aus
dem Judentum hervor gegangen. Und bis 300 nach
Christus war das Christentum eine jüdische Sekte und erst
ab dann nannten sie sich Christen. Ja, zuvor waren sie
auch Juden. Die ersten Christen hatten noch mehr jüdische
Rituale und Sitten als heute. Im Laufe der Zeit hat sich das Christentum immer mehr vom Judentum abgelöst.
Aber es gibt auch den umgekehrten Weg. Manche
Christen feiern nicht nur Ostern sondern auch Pessach,
eben weil Jesus es auch feierte. Und sie feiern an
Weihnachten nicht nur Weihnachten sondern auch
Chanukka, aus eben diesem Grund ebenso.

Andere Christen passen sich dem Islam an.
Sie nehmen dessen komische Rituale an. Das nennt
sich dann Chrislam und wird bereits in einigen Ländern
so gemacht.
Gott bewahre uns davor.

Gott schütze unsere jüdisch-christliche Kultur.

Gravatar: germanix

von Redaktion (an) Zitat von Dr. Manfred Gerstenfeld:

"...Wir empfehlen, die heutige Situation als Kampf der Enkel der Völkermörder zu betrachten: Einige davon stehen für das Licht, andere für die antisemitische Finsternis. Damit verstehen wir das Fortleben des verbrecherischen Geistes der Großelterngeneration und deren Auswirkung auf das heutige Deutschland besser..."

Ich glaube, da sind Sie schwer im Irrtum! Ich verwahre mich davor, von Ihnen im Allgemeinen als Enkel der Völkermörder betrachtet zu werden!

Meine Großeltern haben NICHTS mit dem Holocaust zu tun!
Was erlauben Sie sich, den heutigen Enkeln zu unterstellen, deren Großeltern wären Mörder gewesen!!!

Auch wenn Sie Jude sind, müssen Sie schon ertragen, dass ich als Enkel meiner Großeltern, keinen Schuldkomplex mir einreden lasse - und schon gar nicht von Ihnen!

Wir sind uns sicherlich einig, dass der Holocaust ein Völkermord war - doch überlassen Sie bitte den Enkeln der Großeltern hier in Deutschland das Wissen, ob die Großeltern eine direkte oder indirekte Beteilung an dem Völkermord hatte!

Das was Sie tun, ist Volksverhetzung nach § 130 StGB "...gegen Teile der Bevölkerung..."!

Das lassei ch mir so nicht gefallen, daher erwarte ich eine Korrektur dieses Aufsatzes von Dr. Manfred Gerstenfeld.

Wir lassen uns schon viel gefallen - doch das ist die Krönung einer Schuldzuweisung, die es so nicht geben darf!

Wo bitte schön findet das Fortleben des "verbrecherischen Geistes der Großelterngeneration" statt?
In meinem Kopf, in anderen Enkel-Köpfen?

Sie schießen mit Ihrer Unterstellung eines "verbrecherischen Geistes" über das Ziel hinaus, Herr Dr. Gerstenfeld! Das lasse ich nicht zu!

Merkel hat Millionen Antisemiten nach Deutschland geholt - wo bitte schön ist das in Ihrem Aufsatz vermerkt?

Zitat Dr. Gerstenfeld:

"Wie es scheint, wird der Holocaust und seine Nachwirkungen noch auf Jahre hin die deutsche Gesellschaft beschäftigen."

Das stimmt, dafür sorgen schon gewisse Politiker-Kreise in Deutschland!
Der Deutsche Politiker allgemein, will mit aller Macht der beste JUDE der Welt sein - dann steht ihm die Tür in Deutschland weit offen.
Wenn das so ist, dann schreiben Sie auch bitte, wer seit über 70 Jahren den großen Nutzen daraus zieht!

Damit will ich keinesfalls den Holocaust verniedlichen - im Gegenteil. Ich bin immer bereit, darüber zu schreiben und zu reden - doch im LICHTE keiner bösartigen Unterstellungen bei den Enkeln - Herr Dr. Gerstenfeld!

"Dieser Kommentar wird auch an das Begin-Sadat Zentrum für Strategische Studien (BESA) gesendet!"

Gravatar: Ronald Schroeder

Es ist wohl eine folgerichtige Entwicklung: wenn Millionen Muslime ins Land strömen, zuerst das kommunale Wahlrecht erhalten und anschließend eingebürgert werden, daß deren weitverbreiteter Antisemitismus auf die politische Klasse überschwappt - vielleicht nicht einmal aus Überzeugung, sondern aus politischer Opportunität. Man benötigt schließlich diese Wählerstimmen. Es sind nicht zufällig die besonders weltoffenen und multikulturellen Städte wie Duisburg, wo die jahrzehntelang üblichen öffentlichen Chanukkafeiern aus Angst vor gewaltbereiten Islamisten abgesagt werden. Es war ebenso Duisburg, wo die Polizei in eine Wohnung einbrach, um dort die israelische Fahne vom Balkon zu entfernen, weil sie pro-palästinensisch-moslemische Demonstranten provoziert.
Daher muß man auch mit den Kulturschaffenden und führenden Vertretern des öffentlichen Rundfunks Verständnis haben. Beide leben von Subventionen und Zwangsabgaben. Beide sind auf das Wohlwollen der politischen Klasse angewiesen. Vor Jahren hatte man das noch sicher, wenn man sich öffentlichkeitswirksam gegen Pegida und die AfD positionierte. In vielen Gegenden Deutschlands muß man sich inzwischen deutlich antijüdisch in Stellung bringen. Die Bewegung "GG 5.3 Weltoffenheit" vieler BRD-Intendanten fördert die antiisraelische Boykottbewegung BDS. Die Jungsozialisten sind geschenkt - spielt ja schon die Mutterpartei kaum noch eine Rolle. Aber das inzwischen führende Apparatschiks des BRD-Außenministeriums vom Simon-Wiesenthal-Center unter die 10 führenden Antisemiten gerechnet werden, ist wohl schon bemerkenswert: Andreas Görgen, der Leiter der Kultur- und Kommunikationsabteilung im Auswärtigen Amt. Zumindest bemerkenswerter als die Auflistung der türkischstämmigen Aydan Özoguz und des iranischstämmigen Omid Nouripour, die als Sozialdemokratin und Grüner gleich mal im Beirat der Deutsch-Palästinensische Gesellschaft e.V. mitarbeiten, einer der wirkmächtigsten Unterstützerorganisationen der antijüdischen Boykottorganisation BDS.

Gravatar: werner

Es ist einfach irgendwelche deutschfeindlichen Aufsätze zuschreiben, wenn Kritiker von vornherein als Judenhasser beschimpft werden. Eine eigene Meinung zu diesem Thema absolut unerwünscht ist. Oder besser gesagt wenn man dadurch gleich in den Knast kommt.

Gravatar: erdö Rablok

Der Herr erzählt viel Schmarrn. Bei den Deutschen gibt es kaum eine Abneigung gegen die Juden. Dies ist nicht eine Folge des Nationalsozialismus, sondern ganz einfach, weil die Religion kaum noch eine Rolle spielt.
Es gibt allerdings einen importierten Judenhass, seitens der Goldstücke.
Die Juden sollten also fordern, dass die Goldstücke des Landes verwiesen werden.

Gravatar: karlheinz gampe

Kulturschaffende sind heutzutage ungebildete Idioten, welche nix Kulturelles mehr schaffen, denn. sie schaffen sich selbst ab. Geisteskranken Unsinn muss man sich nicht antun. Wer sich selbst und die eigene Kultur nicht versteht, dieser Idiot wird sich auch in fremden Kulturen nicht finden..

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