Experten sehen ein Ende der Billigflüge

Marktverdrängung und Konsolidierung bei den Fluggesellschaften

Die Zeit der Billigflüge wird bald ein Ende haben. Aber nicht etwa, weil die Grünen den Menschen das Fliegen verbieten wollen (obwohl sie selbst sogar auf Kurzstrecken fliegen), sondern weil die großen Fluggesellschaften eine kleine Airline nach der anderen verdrängen und schlucken.

Foto: Laurent ERRERA/Wikimedia/CC BY-SA 2.0
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Sommerzeit ist Reisezeit. Doch die Zeit der billigen Flüge in die Sonne kann und wird bald ein Ende haben. Das sagen Experten voraus. Allerdings sind nicht die von den Grünen geäußerten Verbotsforderungen für Flugreisen der Grund (wobei die ja selbst gerne per Flieger unterwegs sind, zum Eisessen nach Kalifornien oder zum Wandern nach Südamerika zum Beispiel). Hauptgrund ist vielmehr, dass einige Platzhirsche ihre machtbeherrschenden Stellungen ausnutzen und die Preise derzeit nach unten drücken, um kleine, unabhängige Gesellschaften in die Insolvenz zu treiben.

Sobald diese kleinen Gesellschaften die Segel streichen müssen, werden die Streckenrechte von den Großen übernommen und die Flugpreise werden exorbitant nach oben geschraubt. Genau nach diesem Muster spielte sich die Pleite der Air Berlin ab. Eine gravierende Fehlentscheidung in der Geschäftsführung (Übernahme der LTU) brachte die Air Berlin in Schräglage. Doch da sie, anders als die teilstaatliche Lufthansa, keine finanzielle Unterstützung vom Staat erhielt, stand am Ende die Insolvenz. Die Lufthansa krallte sich im Handumdrehen die Filet-Stücke bei den Streckenrechten und erhöhte, da jetzt konkurrenzlos, die Preise gleich mehr als nur deutlich.

Diesem Verdrängungs- und Konsolidierungswettbewerb sind in der Zwischenzeit auch Germanwings, die schottische BMI und die isländische WOW zu Opfer gefallen. Alle drei waren unabhängige Gesellschaften, die keine Unterstützung von staatlicher Seite erfahren haben. Für Experten ist das Ende der Insolvenzen zwar in Sicht, aber noch nicht erreicht.

Die staatlich unterstützten Gesellschaften wie Lufthansa, Air France oder British Airways werden ihr gesamtes Potenzial aufrufen, um die ungeliebte Konkurrenz aus dem Rennen zu werfen. Alleine die Lufthansa Gruppe bietet dafür sechs(!) Gesellschaften im Bereich der Personenbeförderung auf: Lufthansa Passage, Swiss International Airlines, Austrian Airlines, Eurowings, Brussels Airlines und SunExpress machen Easyjet, Ryan Air und Norwegian das Leben extrem schwer.

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Hauptgrund ist vielmehr, dass einige Platzhirsche ihre machtbeherrschenden Stellungen ausnutzen und die Preise derzeit nach unten drücken, um kleine, unabhängige Gesellschaften in die Insolvenz zu
treiben“ ....

´Muss` der Steuerzahler die ´Großen` nicht besonders deshalb subventionieren?

Schon anno 2003 erkannte man:

„Ernüchternd ist festzustellen, dass sich trotz der bekannten und von der Bundesregierung anerkannten Klimaschädlichkeit des Flugverkehrs keine Umkehr in der breit angelegten Förderpolitik des Flugverkehrs vollzogen hat. Eine wirtschaftlich kränkelnde Branche erhält weiterhin in hohem Umfang staatliche Unterstützung und ist auf dem besten Weg, sich in Zukunft zum Dauersubventionsempfänger zu entwickeln.

Durch diese Förderung weist der Flugverkehr zusätzliches Wachstum auf, was die nach Wachstum dürstende Politik im Zirkelschluss dazu verleitet, weitere Subventionen in den Luftverkehr zu leiten, ohne die Verantwortung für die Folgen dieses Handelns hinsichtlich Schäden durch die gleichzeitig vorangetriebene Klimaänderung übernehmen zu wollen.

Aufgrund dieser Konstellation ist die Flugverkehrsbranche einem großen finanziellen Risiko ausgesetzt: wenn sich das Auftreten von (statistisch) auf die Klimaänderung zurückführbaren Wetterextremen mit katastrophalen Folgen in Zukunft noch stärker als bisher häufen wird, und wenn dann von der Öffentlichkeit politisches Handeln gegen offensichtliche Klimasünder gefordert wird, die große Subventionsempfänger und bisher im Klimaschutz nur Trittbrettfahrer sind, dann wird der Wert bzw. Aktienkurs von Flugverkehrsgesellschaften drastisch fallen“! https://www.germanwatch.org/sites/germanwatch.org/files/publication/2545.pdf

´Musste` die Allmächtige(?) anno 2005 nicht auch deshalb unbedingt übernehmen, weil die "Platzhirsche" nicht nur im Flugverkehr mit allen Mitteln am Leben gehalten werden m´müssen`(?)??

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