Brexit entfacht neuerlichen Streit zwischen Großbritannien und Spanien

»London auch zum Krieg um Gibraltar bereit«

Kurz nach der EU-Austrittserklärung Großbritanniens gibt es Streit zwischen London und Madrid um Gibraltar. Die EU will in den Brexit-Verhandlungen Spanien ein Vetorecht für alle Entscheidungen um das britische Überseegebiet zubilligen.

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Mit der Entscheidung der Briten zum Austritt aus der Europäischen Union stellen sich auch Fragen, was dann genau mit dem britischen Überseegebiet Gibraltar passiert? Um die 6,5 Quadratkilometer an der Mittelmeerenge gab es schon früher immer wieder Ärger zwischen Spanien und Großbritannien.

Gibraltar steht seit 1704 unter der Souveränität des Vereinigten Königreichs und wurde 1713 von Spanien abgetreten. Immer wieder forderte später Madrid die kleine Landzunge im Süden der Iberischen Halbinsel zurück. Ein wenig beruhigte sich die Situation, als im Rahmen der EU Grenzkontrollen wegfielen.

Jetzt werden im Rahmen der Brexit-Vereinbarungen auch die Regelungen rund um Gibraltar auszuhandeln sein. Das wird nicht einfach. London wies jegliche Forderungen aus Spanien zurück und sicherte seinem Überseegebiet, dessen Wahlspruch im Wappen »Für keinen Feind eroberbar« heißt, festen Rückhalt zu.

Am Sonntag telefonierte die Premierministerin Theresa May mit Gibraltars Regierungschef Fabian Picardo, mit dem Versprechen, man wolle gemeinsam mit Gibraltar für das »bestmögliche Ergebnis« bei den Brexit-Verhandlungen arbeiten. Regelungen gegen den freien Willen der Menschen dort werde man nicht zustimmen, sagte May in Richtung Madrid.

Picardo beklagte, dass es im Extremfall passieren könne, dass  Spanien als Preis für den Brexit eine Teilherrschaft über Gibraltar verlange. »Unsere Heimat würde einer Seite ausgeliefert, die dazu gar nicht berechtigt ist. Unser alltägliches Leben würde sich verändern, wir würden teilweise in einem fremden Land leben.«

Der frühere Vorsitzende der Konservativen Partei, Michael Howard, erklärte wenig später , dass May, wenn es darauf ankomme, auch zu einem Krieg zur Verteidigung Gibraltars bereit sei.  Ein  am Freitag veröffentlichter EU-Entwurf für die Verhandlungsleitlinien zum Brexit sieht ein Vetorecht der spanischen Regierung bei Entscheidungen über Gibraltar vor.

In dem von EU-Ratspräsident Donald Tusk verschickten Entwurf heißt es: »Wenn das Vereinigte Königreich die Union verlässt, darf kein Abkommen der EU mit dem Vereinigten Königreich ohne Einverständnis zwischen dem Königreich Spanien und dem Vereinigten Königreich auf das Gebiet von Gibraltar angewandt werden.«

London und Gibraltar kritisieren den Vorschlag scharf. Gibraltar werde weder ein politisches Pfand noch Opfer beim Austritt aus der Europäischen Union werden, sagte Picardo. Die Leitlinien würden Spanien erlauben, »Briten auf Gibraltar zu diskriminieren« und ihre eigenen Ziele zu verfolgen.

Der britische Außenminister Boris Johnson sagte Gibraltar seine volle Unterstützung zu, während der spanische Regierungssprecher Inigo Mendez de Vigo sich mit dem Gibraltar-Vorschlag der EU äußerst zufrieden zeigte. Es würden sich nun neue Möglichkeiten im Hinblick auf den Landzipfel auftun.

Gibraltar lockt nicht nur etwa zehn Millionen Urlauber an den »Affenfelsen«, sondern mit seinen niedrigen Steuersätzen ist das Überseeegebiet mit etwa 32.000 Einwohner interessant für viele Finanzinstitute, Versicherungen und Betreiber von Online-Spielen.  Mehr als 10.000 Menschen fahren täglich von Spanien nach Gibraltar, um dort zu arbeiten.

Bei einem Referendum im Jahr 2002 stimmten 99 Prozent der Bewohner für einen Verbleib der Landzung bei Großbritannien. Beim Brexit-Referendum vor neun Monaten votierten andererseits etwa 96 Prozent gegen die Trennung von der EU.

Mehr dazu unter welt.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Dirk S

Zitat:"Streit zwischen London und Madrid um Gibraltar"

Ist eigentlich schon mal jemand auf die völlig ketzerische Idee gekommen, die Gibraltarer nach ihrer Meinung zu fragen? Nein? Warum nicht?

Felsenfeste Grüße,

Dirk S

Gravatar: p.feldmann

Die Hetzerei der Schulz-Juncker -EU macht tatsächlich Territorialkriege in Europa wieder möglich!

Und falls die Spanier, die ich bisher schätze, wirklich so dumm sind, sich hinter dieses alte Schlachtross spannen zu lassen, dann ist mein Bedauern über das, was mit Spanien passiert wenn der eur und die EU zerbrechen, jetzt schon deutlich reduziert.

Gravatar: Anton

Gibraltar ist und bleibt ein Zankapfel zwischen Spanien und Großbritannien!
Die ehemalige Kolonialmacht, die alles einheimschte, was
ging, muß Federn lassen!
Sowohl die Falklandinseln, als auch Gibraltar müssen
abgetreten werden, denn die Besitzansprüche, egal was
1713 z.B. passiert ist, sind geografisch eindeutig!
So müßte man auch hergehen, daß Ungarn 2/3 seines
verlorenen Gebietes (Friedensdiktat Trianon) zurück erhält
denn das war auch reiner Diebstahl!!!
Die EU konnte und kann nicht hergeholt werden, daß es
heute keine Gebietsprobleme gibt, weil wir ohne dies
gemeinsam sind?! Im Übrigen behaupten dies nur die,
die die Gebietsgewinne gemacht haben!!!
Nachdenken und handeln!

Gravatar: Marcel Elsener

@Gipfler
Was haben eigentlich die Spanier auf Gibraltar verloren, wenn dort doch seit 300 Jahren Briten wohnen? Der spanische Imperialismus ist offenbar ungebrochen.

Gravatar: Ernst Walter Longbore

Man kann die Spanier nur warnen bzw. zum Einlenken auffordern. Gibraltar ist weg, liebe Spanier, face it!
Die Briten kennen da keine Hemmungen, wahrscheinlich erinnert sich niemand mehr an die Falkland-Inseln...

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

»London auch zum Krieg um Gibraltar bereit«

Sollten die Briten damit nicht besser warten, bis sich auch Spanien von Brüssel und der EU befreite http://www.oe24.at/welt/Diese-Staaten-wollen-aus-der-EU-austreten/241484085
und möglichst auch vorher noch die USA zurück in Empire holen, damit wenigstens die militärische Gewalt dieser beiden Blöcke etwas geringer wird – die sich sicherlich dagegen wehren werden?

Überraschte US-Präsident etwa deshalb die Merkel mit so heftigem Lob? (DWN v. heute)

Allerdings steht dem die New-York Times mit einem Artikel entgegen, in den man schrieb:

„Die lieb gewonnene Illusion muss aufgegeben werden, dass Sünden der Vergangenheit mit einem sorglosen Humanismus wiedergutgemacht werden können. Und es bedeutet auch, dass Bundeskanzlerin Merkel gehen muss, damit Deutschland nicht einen zu hohen Preis für ihre Torheit bezahlen muss“!!!

Mir allerdings stellt sich dabei die Frage: Hat deshalb ein besonderes Lob von Mr. Trump etwa den gleichen Hintergrund wie bei dieser Merkel? https://storify.com/ksta_news/der-schreck-wenn-merkel-das-vertrauen-ausspricht

Würden Sie dieser Kanzlerin ihr vollstes Vertrauen aussprechen? http://www.sueddeutsche.de/politik/ihr-forum-bnd-affaere-wuerden-sie-merkel-ihr-vollstes-vertrauen-aussprechen-1.2476961

Sollte man das Lob des US-Präsidenten deshalb nicht auch aus dieser Perspektive betrachten???

Gravatar: Stephan Achner

Was soll bloß wieder dieser hochgefährliche Brüsseler Unsinn? Das ist doch schon wieder Kriegstreiberei der EU-Funktionäre.

Wenn Gibraltar im Jahre 1713, also vor über 300 Jahren, von Spanien an Großbritannien abgetreten wurde, sollten dies auch die stets großmannssüchtigen Dilettanten in Brüssel endlich zur Kenntnis nehmen und nicht mit dem Feuer spielen. An Großbritannien hat sich schon mancher alle Zähne ausgebissen - siehe z.B. der Falklandkrieg, den Argentinien gegen Großbritannien vom Zaune brach und dafür bitter "zahlen" musste.

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