Vision oder totaler Realitätsverlust?

Lindner will mit der FDP 2018 in Bayern und Hessen mitregieren

Einerseits brauchen Politiker Visionen; andererseits aber hat auch ein einstiger Bundeskanzler gesagt, dass derjenige, der Visionen habe, unbedingt einen Arzt aufsuchen solle. Bei Lindners Aussage zu den Zielen der FDP für 2018 wird dieses Dilemma besonders deutlich.

Veröffentlicht:
von

Seit der Bundestagswahl im September 2017 und den gescheiterten Sondierungsgesprächen für eine Jamaika-Koalition kennt Lindners FDP in den Umfragen nur eine Richtung: abwärts. Dem Hoch der Wahl folgt der jähe Absturz in die Realität. Doch bei einigen führenden Köpfen der Partei, so vor allem bei Lindner, scheint sich diese Erkenntnis noch nicht durchgesetzt zu haben. Er faselt gegenüber der Deutschen Presseagentur davon, dass er und seine Partei eine Regierungsbeteiligung nach den beiden in 2018 stattfindenden Landtagswahlen in Bayern und Hessen anstreben.

Vor allem Lindners Aussage zu einer Regierungsbeteiligung in Bayern ist, gelinde gesagt, doch mehr als nur optimistisch. In den Meinungsumfragen liegt die FDP, die im September 2013 mit 3,3 Prozent krachend an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert ist, in etwa auf Höhe der Sperrklausel. Es ist völlig offen, ob sie den Sprung ins bayrische Landesparlament überhaupt schaffen wird. Aber Lindner visioniert schon von einer Regierungsbeteiligung und zelebriert sich selber als eine Art Gegenstück zur AfD. Vermutlich erhofft er, auf diesem Weg ein paar Stimmen von der CSU abgraben zu können. Doch in Bayern hat Lindner neben der AfD, die laut Umfragen auf dem besten Wege ist, im weiß-blauen Land die zweitstärkste Fraktion zu werden, einen weiteren Kontrahenten. Bayern ist das Stammland der Freien Wähler. Und die haben bei der Wahl 2013, an der die AfD noch nicht teilgenommen hatte, immerhin neun Prozent der Stimmen geholt.

In Hessen steht die FDP in den Umfragen zwar etwas besser dar. Der Einzug ins Parlament wird wohl gelingen. Aber für eine Regierungsbeteiligung wird es in Wiesbaden wohl ein Dreierbündnis bedürfen. Und ob die FDP da dann wirklich erster Ansprechpartner werden wird, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. So ist das mit Visionen. Manchmal hilft dann doch nur die Schmidtsche Empfehlung.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Zyniker

Die FDP ist eine Partei der Egoisten und der Lindner wurde als Kind wohl zu oft gefilmt und ist dadurch Kamerasüchtig geworden, dieser aalglatte Typ. In NRW an der Macht und nichts hat sich geändert.

Gravatar: Michael Gollnick

Was ist da nun in Bayern wirklich ein Realitätsverlust? Ich weiß nicht, was ihr für Umfragewerte habt. Die letzte Umfrage von GMS sieht die CSU bei 39%, die FDP bei 7%, die davor von INSA die CSU bei 40% und die FDP ebenso bei 7%. Das könnte knapp für eine Regierungsbildung reichen. Die CSU ist auf einen Partner angewiesen, der wenn die AfD nicht will oder gewollt wird, nur FDP, Freie Wähler, SPD oder Grüne heißen kann.
In Hessen steht die FDP auch nicht besser da, sondern bei 6%. Da würde es mit 32% CDU tatsächlich nicht reichen, lediglich für Jamaika, da Schwarz-Grün mit 46% keine Mehrheit hätte.

Gravatar: JohnSheridan

Die FDP ist Partei des mittlerweile trägen und faulen Mittelstandes (in den obersten Führungsebenen, vom Nachwuchs ganz zu schweigen), welcher immer noch glaubt, die FDP würde für sie etwas Positives bewirken. Auf Nachfrage, was denn die FDP so positives für sie bewirkt habe, kommt meist das grosse Schweigen. Diese Menschen sind mittlerweile dermaßen verblödet (und das kann ich aus eigener Erfahrung in vielen Gesprächen sagen), dass sie durch ihr Wahlverhalten eine große Gefahr darstellen.

Gravatar: Karl

Hahaha hat der Lindner neue Plattformen zum Umfallen gesucht und gefunden? mein Gott was für ein Träumer, erkenntnis dauert bei den Bayern zwar etwas länger, ist aber dann nachhaltiger.....
naja, Herr Lindner,,, träumen dürfen sie ja noch...

Gravatar: Ein unbequemer Geist

Ganz unrealistisch sind solche Wunschvorstellungen des Herrn Lindners natürlich nicht.
Doch zeigen solche Ambitionen der FDP, dass sie sich eben nicht wirklich geändert hat und sie von einem höchst opportunistischen Geist führen lässt.
Herr Lindner ist eben ein Verkäufer und verkauft auch gerne schon einmal die Seele seiner FDP, um an weitere Pöstchen und Ämter zu kommen und die Einnahmebilanz seiner Partei erheblich zu verbessern.
Dabei spielen Grundüberzeugungen und Parteiprogramme der FDP nur eine nachrangige Rolle.
Immerhin ist die FDP ordentlich überschuldet.

Gravatar: Ekkhardt Fritz Beyer

Lindner will in Bayern also mit der FDP 2018 mitregieren?

Und das, trotzdem die FDP lt. Umfragen inzwischen auf den tiefsten Wert seit der Bundestagswahl fiel?
http://journalmallorca.com/2017/12/umfrage-fdp-f-llt-auf-tiefsten-wert-seit-der-bundestagswahl/

Ich kann mir deshalb allerdings gut vorstellen, dass noch nicht einmal eine „derartige“ Koalition eine regierungsfähige Mehrheit zustande kommen ließe!!!

Wenn die AfD in Bayern – wie zu erwarten - nun aber noch viel stärker wird, bliebe quasi nur noch eine Dreier-Koalition aus CSU, FDP und Freien Wählern übrig – für die es letztlich dann aber auch nicht reicht?!
https://www.gutefrage.net/frage/angenommen-die-csu-wird-in-der-naechsten-landtagswahl-in-bayern-nicht-die-absolute-mehrheit-holen-mit-welcher-partei-wuerde-die-csu-am-ehesten-koalieren

Wäre es für die Bayern deshalb nicht das Beste, die AfD ohne Umschweife ´gleich` mit absoluter Mehrheit ins Maximilianeum zu wählen?

Oder müssen die Sachsen auch hier erst wieder die Vorreiter spielen???

Gravatar: Maximilian

.... die FDP redet von Mitregieren "Träume sind frei"
Real ist, dass die FDP überflüssig ist und die Grünen noch überflüssiger.
Abwählen heißt das Kind!!!

Gravatar: Marc Hofmann

Die FDP hat ein Problem...diese Partei ist eine Partei der Interessens-Wählerschaft. Die FDP wurde nur gewählt, weil man sich davon eine Regierungsbeteiligung versprochen hatte. Keine Regierungsbeteiligung kein Interesse mehr von dieser Wählerschaft an der FDP...so einfach ist das. Man kann es auch so sagen...die FDP ist eine gekaufte Partei...eine Partei in der sich bestimmte Interessensgruppen einkaufen und entsprechend auch wählen.
Es zeigt mal wieder, wie gespalten die FDP in ihrer Wählerschaft-Zusammensetzung ist...die anderen glauben immer noch an eine "Freie" Partei hingegen die anderen ihre ganz eigenen Intressen mit und durch die FDP verfolgen.
Wer also die FDP wählt, der wird nur die Hälfte von dem bekommen, was ihm versprochen wurde. Und das, ist nicht nur ein Problem der FDP sondern von ALLEN Altparteien. Nur die AfD bleibt ihren Versprechen und Weg treu.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang