Erhebung unter Ausbildern in der Schweiz bestätigt Vorurteile

Lehrlinge sind unfähig, faul und verwöhnt

Die meisten Lehrlinge sind unfähig, faul und verwöhnt. Das ergab eine Umfrage in schweizer Ausbildungsbetrieben.

Hausbau / pixabay
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Nicht alle Vorurteile sind falsch, wie eine Umfrage in Schweizer Betrieben ergab. Gefragt nach der Qualität der beschäftigten Lehrlinge, antworteten die Ausbilder, die meisten Lehrlinge seien den Anforderungen nicht gewachsen.

Die Lehrstellenbörse »Yousty« hatte die Umfrage bei Ausbildungsbetrieben durchgeführt. 798 Personalverantwortliche und Berufsbildner haben laut Blick geantwortet. Die Lehrbetriebe verteilen sich auf fast alle Branchen.

Die Ausbilder »klagen durchs Band« über Schwierigkeiten, Lehrlinge zu rekrutieren, »weil die Jugendlichen den Ansprüchen der Erwachsenen nicht genügen.« Die Abbruchquote ist sehr hoch. Die Jugendlichen kommen mit schlechten Noten. Sie haben wenig Ausdauer. Und sie sind bequem. Viele sind nicht mehr bereit, einen Arbeitsweg von mehr als 15 bis 20 Minuten in Kauf zu nehmen. »Das Handy-Zeitalter hat die Jugendlichen zu teilweise inte­resselosen Menschen gemacht«, resümiert Yousty die Antworten.

In der IT-Branche ergibt sich ein deutlich anderes Bild. Die Ausbilder zeigten sich überwiegend zufrieden. Die Abbruch- und Durchfallsquoten sind sehr viel niedriger. »Das liegt vor allem an der betrieblichen Ausbildungskultur«, erklärt ein Ausbilder. Heutzutage könne man von den Lehrlingen nicht mehr fordern: »Seid motiviert!« Man müsse ihnen interessante Tätigkeiten geben und sie inspirieren.

Ähnlich wie in Deutschland fehlen in der Schweiz Handwerker – vor allem Schreiner, Sanitäre und Elektroinstallateure. Der Mangel an Fachkräften führt dazu, dass die vorhandenen Fachkräfte höher belastet werden. Zugleich steht ihnen immer weniger Zeit für die wenigen Lehrlinge zu Verfügung. So kommt eins zum anderen und es ist nur eine Frage der Zeit, wann ganze Branchen mangels Fachkräften den Betrieb einstellen müssen.

Ob eine neue Ausbildungskultur die vorhandenen Probleme löst, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. Denn mit der Anpassung an die Bedürfnisse der Lehrlinge, wird deren laxe Haltung noch unterstützt. Die Haltung der Lehrlinge muss sich ändern, nicht die Haltung der Fachleute. Sie müssen zuerst einmal lernen, dass Fachwissen sich lohnt und fehlendes Fachwissen nicht mit weiteren Fördermaßnahmen goutiert wird. 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Donna Fugata

@ Savira: ja, genauso habe ich das auch erlebt. Bin danach auf die Fachhochschule gegangen und später im Betrieb habe ich mich, eben wegen dieser Erfahrungen, regelmäßig um die "Stifte" gekümmert, wenn sie vorwiegend mit so spannenden Tätigkeiten wie "Ablage", "Brotzeit holen", "Gebinde zählen" beschäftigt wurden.
Weil die Kollegen nämlich stur ihr Pensum runterreißen wollten, pünktlich Feierabend machen und dann zuhause weiterwerkeln. Keinerlei Verantwortungsbewußtsein oder Empathie.
Da hilft es schon, wenn man die Azubis/Azubinen selber mitnimmt und ihnen während der Fahrt einige wichtige Punkte erklärt. Sehr oft werden die jungen Leute ohne vernünftige Anleitung zu einer vermeintlich simplen Arbeit abgestellt und bekommen dann einen "Einlauf", wenn das Ergebnis nicht so ist, wie der Meister/Werksleiter sich das vorgestellt hat. Unter diesen Bedingungen braucht man schon ein dickes Fell, um durchzuhalten.
Im Übrigen: Hut ab! Mit einer Schreinerlehre kommt man auch durch weniger rosige Zeiten. Gehen Sie doch einmal mit offenen Augen durch alte Stadtviertel und schauen sich Fachwerk und Giebel an.
Ein Kunstschreiner sagte mir, daß es keine Form gibt, die man nicht in Holz nachbauen könnte. Nur Mut und alles Gute!

Gravatar: Savira

Als Azubine im Schreiner Handwerk nehme ich mir jetzt mal was raus.
Die viele AUSBILDUNGSBETRIEBE sind nicht die Unschuld vom Lande. Wie der Artikel es hinstellt. Das Handy ist schuld das ich nicht lache. Wir bekommen zu VIEL Lohn. Wo? Welcher beruf? Allso das HANDWERKazubi (schreinerazubine) in einem normalen mittelständigen Betrieb. SICHER nicht. Allso ich muss mein Benzin, Miete selber zahlen Versicherungen usw. Und da reichen knapp 600 euro nicht das geht wohl in jedes Lehrherren Hirn. Leider aber so ist trotz vieler schutzrichtlinen werden Azubis sehr oft als billige putzkraft verwendet oder wie in meinem Fall als Schleif und trage bimbo. Und wenn man sich beschwert bekommt man den Satz "Lehrjahre sind keine Herren Jahre" zuhören. Ich habe keine Lust mich für einen Betrieb auf zuarbeiten wo man nicht wert ist als der Hund an der Kette. Und ich weis das es vielen auch so geht.

Gravatar: Sören Klein

Als 21-jähriger Student (IT-Sicherheit) mit 3 Jahren Berufserfahrung (Nebenjobs in der Elektro- & IT-Branche, v.a. Assistenztätigkeiten aber auch eigene Projekte) kann ich zumindest sagen, das "meine" Branche noch recht gut verdient, fertig Ausgebildete überproportional gut.
Jedoch habe ich von anderen Kollegen auch gehört das die normale Ausbildung im IT-Sektor sehr von der Schule abhängt, bei wenigen lernt man aktuelles, bei vielen schon veraltetes (z.T. bereits seit 10 Jahren veraltetes Wissen, z.B. Websites via Tables bauen...).
Da ist es manchmal besser sich das Wissen selbst anzueignen und direkt in die Wirtschaft zu gehen. Programmiere selbst auch schon fast 1 Jahrzehnt, aber studiere um mein Wissen weiter auszubauen.

Gravatar: Rita Kubier

Was soll's, wenn die deutschen Lehrlinge, sorry, Auszubildende, zu faul zum Lernen und Arbeiten sind und "keinen Bock" (mehr) haben, dann gibt es doch nun genügend Ersatz von sehr vielen Willingen, Fleißigen, Wissbegierigen und Arbeitswütigen aus aller Herren Länder, die seit 2015 zuhauf hier eingeströmt sind. Oder haben die etwa noch weniger mit Lernen und Arbeiten im Sinn? Versprochen wurden uns, dem Volk, doch unendlich viele Facharbeiter aus arabischen Ländern und Afrika! Sind diese etwa nicht gekommen?!
Adé Deutsche Wirtschaft, kann man da (u. a.) nur noch schlussfolgern!!

Gravatar: Donna Fugata

Noch vor hundert Jahren waren Arbeitskräfte billig und Material teuer. Heute ist es umgekehrt: die Baumärkte quellen über mit Billigangeboten und jeder eignet sich ein wenig do-it-yourself Fachwissen an, weil professionelle Handwerker einfach zu teuer sind (Steuern, Stundenlohn, Versicherungen, Anfahrtswegpauschale).
Früher mußte noch Lehrgeld gezahlt werden, dafür, daß der Junior etwas lernen durfte. Wenn man sich umsieht, was vor der Bauhauszeit und den deprimierend unansehnlichen Plattenbauten entstanden ist: um die Jahrhundertwende sollten sogar die großen Mietskasernen aus Ziegel gut aussehen, mit schönen Proportionen und gegliederten Fassaden, mit Vorsprüngen, Reliefs und Schmuckfriesen, alles in Handarbeit und trotzdem finanzierbar. Heute alles obsolet, Billig ist das neue Schick.
Dank der dualen Ausbildung haben Lehrlinge in Deutschland noch gute Chancen, etwas zu lernen statt einfach nur ohne vernünftige Anleitung im Betrieb mitzulaufen und Pinsel auszuwaschen. In Italien ist das anders: dank einer überfürsorglichen Gesetzgebung traut man sich gar nicht mehr, Azubis unter Vertrag zu nehmen. Die Sicherheitsvorschriften verbieten, daß ein Lehrling irgendetwas anfaßt, bei dem er/sie sich verletzen könnte, mit schweren Regreßpflichten. Ergebnis: der/die Azubi darf nur zuschauen und kostet trotzdem Geld. Daher haben in Italien nur Familienbetriebe eine Chance, weil dort der eigene Nachwuchs angelernt wird, ohne Vertrag. Auf dem Bau arbeiten fast nur Slovenen und Rumänen, weil sie daheim ihr Handwerk noch von der Pike auf gelernt haben und preisgünstig im Akkord schuften.

Gravatar: Klaus Reichel

Ich kann mich erinnern, daß Industrie und Handwerk die gleichen Klagen schon in den 70er und 80er Jahren geführt hat. Statt das Bildungs- und Ausbildungssystem wirklich zu verbessern, wurde es stetig verwässert und verschlechtert (man denke nur an die "Rechtschreibreform"). Dafür wurden aber die sogenannten "Ausbildungsvergütungen" immer weiter in die Höhe geschraubt. Von dem, was ein Lehrling heute bekommt, konnte damals eine Familie ernährt werden. Weil viele das heute für selbstverständlich halten, sollten wir uns auch nicht wundern, daß keine Leistungsbereitschaft vorhanden ist.

Gravatar: Thomas Waibel

Also werden die Politiker, statt die Ursachen dieser Defizite bei den Lehrlinge, Pardon, Auszubildende, abzustellen, hoch qualifiziert und hoch motivierte Fachkräfte aus Zentralafrika holen.

Gravatar: Unmensch

Wenn das Angebot an Fachkräften knapp ist, müss(t)en die Preise steigen. Tun sie es nicht, dann gibt es keine Knappheit.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

„Erhebung unter Ausbildern in der Schweiz bestätigt Vorurteile
Lehrlinge sind unfähig, faul und verwöhnt“ ...

Für die Schweiz kann ich mir vorstellen, dass die beschriebene Situation in erster Linie im relativen Wohlstand der Menschen dieser Nation zu suchen ist!!!

In Deutschland erkannte man noch 2008:

„Wir werden nicht immer dümmer – im Gegenteil!“ https://www.welt.de/debatte/kommentare/article178091208/Bildung-Wir-werden-nicht-immer-duemmer-im-Gegenteil.html

Tatsächlich?
https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/bildung/article131461004/Auszubildende-faul-ohne-Disziplin-kein-Interesse.html

Dann allerdings setzte der de Maiziere per göttlichem(?) Diktat eine scheinbar Vorgabe mit dem Ziel um
https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/wegen-fluechtlingskindern-de-maiziere-kuendigt-senkung-von-bildungsstandards-an/ ,
die Vorgaben unserer(?)/seiner Allmächtigen schnellstmöglichst zu erfüllen – mit durchschlagendem Erfolg!
https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/bildung/article131461004/Auszubildende-faul-ohne-Disziplin-kein-Interesse.html

Selbst Abiturienten können weder rechnen noch schreiben!!!
https://www.freiewelt.net/nachricht/abiturienten-koennen-weder-rechnen-noch-schreiben-10078201/

Handelt es sich dabei etwa um göttlich gesteuertes ´Vorwärtskommen`(?)
https://www.abendblatt.de/wirtschaft/article106845095/Deutschland-vom-Musterland-zum-Schlusslicht.html,
um dem Begriff „Deutsche Leitkultur“ endlich ein Ende zu setzten???
http://nrw-direkt.net/deutsche-leitkultur-ja/

Gravatar: Becker

"Die Haltung der Lehrlinge muss sich ändern, nicht die Haltung der Fachleute."
So,so. Da ist die Freie Welt aber wieder mal ganz schlau.
Meine bisherige Lebenserfahrung von fast 60 Jahren sagt mir, dass es eigentlich immer 2 Seiten gibt - und auch die Schuld nicht bei einer gesucht werden kann.
Kann es sein, dass die Herren Ausbilder etwas verwöhnt sind von früher, wo sie noch aus dem Vollen schöpfen konnten?
Und das sie jetzt nicht die Kurve kriegen, ihre Einstellung zu ändern und mehr mit der Kombi 'Klare Kante UND Partnerschaft' zu arbeiten?
In der IT-Branche scheint man das irgendwie besser auf die Reihe zu kriegen...

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