Referendum für 25. September beschlossen

Kurden streben ihre Unabhängigkeit vom Irak an

Die Kurden im Irak machen ernst mit dem Ziel einer staatlichen Unabhängigkeit von Bagdad. Der Präsident der kurdischen Autonomie-Region, Massud Barsani, setzte für den 25. September ein Referendum über die Loslösung an.

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Die Kurden im Irak wollen am 25. September 2017 über ihre Abspaltung und die Errichtung eines eigenen Staates abstimmen, wie nach einem Treffen hochrangiger kurdischer Politiker mit dem Präsidenten der kurdischen Autonomiegebiete, Massud Barsani, in Erbil verkündet wurde.

Die irakische Zentralregierung in Bagdad stellte sich in der Vergangenheit immer wieder gegen ein derartiges Referendum. Diese möchte die Einheit des erst 1920 auf Initiative Großbritanniens entstandenen Gesamtstaats erhalten. Seit 1991 haben die Kurden im Nordirak einen Autonomiestatus. 

Scharfen Protest dürfte es insbesondere dagegen geben, dass die kurdische Führung ankündigte, das Referendum über die Unabhängigkeit auch in Kurden-Gebieten außerhalb der Regionalverwaltung abhalten zu wollen. 

Die Kurden-Führung verwirklicht mit dem Referendum eine alte Forderung im Nordirak, wo sie unter der Bevölkerung einen großen Rückhalt für die Idee hat. Bereits 2014 war eine solche Volksabstimmung schon einmal angekündigt, aber nach Gesprächen mit der Zentralregierung in Bagdad wieder abgesagt worden. 

Vor allem das Chaos nach dem Vormarsch der IS-Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verstärkte  den Wunsch nach einer Abspaltung der Kurden-Gebiete. Die Kurden leisteten in den letzten Jahren einen großen Beitrag, den IS wieder aus dem Norden Iraks zurückzudrängen.

Ein Abhalten des Referendum könnte innerhalb und außerhalb des Irak für starke Spannungen sorgen. In den Nachbarländern Türkei, Syrien und dem Iran existieren ebenfalls starke kurdische Minderheiten. 

Deren Regierungen lehnen eine Unabhängigkeit der Kurden im Nordirak ab, weil sie dann ähnliche Bestrebungen der eigenen kurdischen Minderheiten fürchten, mit dem Ziel am Ende ein gemeinsames Kurdistan zu schaffen.

Zugleich ist die Situation auch im Irak nicht einfach, da Erbil und Bagdad sich uneinig sind, wo die Grenze zwischen den Kurdengebieten und dem restlichen Irak verläuft. So beanspruchen beide Seiten das ölreiche Gebiet um die Stadt Kirkuk.

Die kurdische Autonomieregierung argumentiert, dass sie schon jetzt ein hohes Maß an Eigenständigkeit von der Zentralregierung in Bagdad errungen habe. Die zur indogermanischen Sprachfamilie zählenden Kurden fühlen sich sprachlich und kulturell eigenständig gegenüber dem restlichen Irak, der von arabischsprachigen Schiiten und Sunniten bewohnt wird.

Derzeit ist auch die Bundeswehr mit 130 Soldaten an einer internationalen Mission zur Ausbildung kurdischer Kämpfer in Erbil beteiligt. Kurdische Kämpfer der Peschmerga gehören auch zur Offensive irakischer Regierungskräfte auf die westlich von Erbil gelegene IS-Hochburg Mossul. 

Mehr dazu unter spiegel.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Karl Brenner

Ein Volk, eine Sprache, eine Kultur, auf einem klar umgrenzten Gebiet...

Warum gönnt Sigmar-"Pack"-Gabriel den Kurden keinen eigenen Staat?

Gravatar: R. Avis

Lesen um zu verstehen:
David Fromkin "A peace to end all peace" und
James Barr: "A Line in the Sand";
beides über den Zerfall des türkischen Großreichs und das Entstehen neuer Staaten in Nahost. Weiß nicht, ob es inzwischen eine deutsche Übersetzung gibt, aber diese beiden Historiker erklären glasklar, wie es zum heutigen Chaos in Nahost kommen mußte.

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