Bundestag verweigert offizielle Zeremonie

Keine Gedenkveranstaltung für Opfer des Berliner Anschlags

Für die Opfer des Terroranschlags in Berlin wird es keine offizielle Gedenkzeremonie im Deutschen Bundestag geben. Ein Asylbewerber aus Tunesien, der längst abgeschoben gehört hatte, raste mit einem 40-Tonnen-LKW in einen Weihnachtsmarkt.

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Zwölf Personen kostete der Terroranschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt kurz vor dem Fest das Leben. Neben dem polnischen LKW-Fahrer und einer israelischen Touristin wurden nach bisherigen Erkenntnissen zehn deutsche Besucher durch den tunesischen Asylbewerber ermordet. Über die Hintergründe des Täters, dass er zum Tatzeitpunkt schon längst abgeschoben gehört und bei einer zielführenden Innen- und Sicherheitspolitik entweder in Haft gesessen hätte oder gar nicht erst ins Land gekommen wäre, wurde schon oft und lange bereichtet. Aber über die Opfer wird geschwiegen. Sie werden als anonyme, gesichtslose Masse behandelt. Selbst eine Gedenkzeremonie, wie sie in zivilisierten Ländern für Opfer von Terroranschlägen üblich ist, wird ihnen von der Merkel-Regierung verweigert.

Wie anders war da doch die Vielzahl an Veranstaltungen für die mutmaßlichen Opfer des NSU: Am 13. November 2011 organisierte die Türkische Gemeinde in Deutschland eine Mahnwache vor dem Berliner Brandenburger Tor und rief zu Solidarität gegen Rassismus und rechtsextreme Gewalt auf. Die Teilnehmer, darunter Kenan Kolat und Stephan J. Kramer (Zentralrat der Juden), trugen Schilder mit den Namen der NSU-Mordopfer und gedachten weiterer rassistischer Morde und Anschläge.

Der Bundestag gedachte am 21. November 2011 der Opfer in einer Schweigeminute; Präsident Norbert Lammert bat im Namen der Abgeordneten um Entschuldigung für „Verdächtigungen und Anfeindungen“ und sagte, er schäme sich für die Arbeit der Sicherheitsbehörden.

Bundespräsident Christian Wulff lud die Angehörigen der NSU-Opfer am 23. November 2011 zu persönlichen Gesprächen ins Schloss Bellevue, was viele Hinterbliebene als wichtige Geste bezeichneten.

Die ARD sendete am 11. Dezember 2011 die Dokumentation Acht Türken, ein Grieche, eine Polizistin, die den Opfern erstmals „ein Gesicht geben“ sollte.

Am 20. Dezember 2011 wurde die frühere Berliner Ausländerbeauftragte Barbara John zur „Ombudsfrau der Bundesregierung für die Opfer und Opferangehörigen der Zwickauer Zelle“ ernannt, die aus über siebzig Personen in 33 Familien (23 der Kölner Bombenanschläge und 10 der Mordopfer) bestehen. John stellte fest, dass ihnen bis November 2011 fast keine Unterstützung durch staatliche Stellen zuteil geworden war und sie nur durch Rechtsanwälte, Weißen Ring und teilweise durch das Opferentschädigungsgesetz notdürftige Hilfe erhalten hatten. Bis April 2013 erhielten die Opferfamilien insgesamt knapp eine Million Euro Härteleistungen.

Am 23. Februar 2012 fand im Berliner Schauspielhaus am Gendarmenmarkt ein Staatsakt zum Gedenken an die Opfer des NSU statt. Für die Angehörigen sprachen der Vater Halit Yozgats und die Töchter Enver Şimşeks und Mehmet Kubaşıks, für die Bundesrepublik – anstelle des inzwischen zurückgetretenen Wulff – Angela Merkel. Semiya Şimşek sagte dabei: „Elf Jahre durften wir nicht einmal reines Gewissens Opfer sein“, Merkel bat im Namen der Bundesrepublik um Verzeihung und versprach: „Wir tun alles, um die Morde aufzuklären und die Helfershelfer und Hintermänner aufzudecken und alle Täter ihrer gerechten Strafe zuzuführen“ und zugleich „alles in den Möglichkeiten unseres Rechtsstaates Stehende zu tun, damit sich so etwas nie wiederholen kann.“

Es wurden sogar Straßen in Deutschland nach diesen getöteten Personen benannt. 

Bis heute sind die Taten, die dem sogenannten NSU vorgeworfen werden, nicht bewiesen. Niemand kann zweifelsfrei sagen, wer die Personen tatsächlich getötet hat und weshalb. 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: FrankT

Es ist beschämend. Jeder Nichtdeutsche, der hier auf unnatürliche Weise ums Leben kommt wird offiziell von Staatswegen bedauert. Jeder Deutsche der durch einen oder einer Rotte Undeutscher ums Leben kommt passt ja nicht ins offizielle Deutschland. Also totschweigen!

[Gekürzt. Die Red.]

Gravatar: Lutz

Etwas so Unwürdiges und Beschämendes gab es noch selten in Deutschland.
Die leidgeplagten Angehörigen der Opfer müssen ihre "Regierenden" um eine kurze Gedenkzeit bitten. Der Bitte wird - gnädigerweise - zugestimmt....mir fehlen die Worte...

Ein französischer Schriftsteller schrieb einmal:

"Wenn Menschen (Ich, Lutz, meine damit gewisse "Volkseliten") gottlos werden, dann sind die Regierungen ratlos, Lügen grenzenlos, Schulden zahllos, Besprechungen ergebnislos, Christen gebetslos, Kirchen kraftlos, Völker friedlos, Sitten zügellos, Mode schamlos, V e r b r e c h e n maßlos, Konferenzen endlos und Aussichten trostlos."

Etwas passenderes fällt mir nicht mehr ein...
Gute Nacht, du seltsames, irrendes Deutschland...

Gravatar: Helene

Tja, eine Gedenkveranstaltung könnte ja auf das Staatsversagen und die Rechtsbrüche hinweisen ... Lieber schnell vergessen lassen.
War nicht ein Opfer Italienerin?

Gravatar: Karin Weber

Diese Regierung sitzt mitten im Treibsand.

Gravatar: Günter Schlag

Meine Vermutungen, warum keine offizielle Gedenkfeier stattfindet, sind: 1. Bei weiteren Anschlägen müsste man dann ebenso verfahren. Man will keinen Präzedenzfall schaffen. 2. Es könnte am Rande zu Unmutsäußerungen kommen - siehe Dresden am 3.10. Die Frage könnte öffentlich geäußert werden: Wer hat die Opfer zu verantworten?

Gravatar: Gisela Glatz

Wenn in Hinterindien jemandem ein "Furz" quer geht, dann wird darüber gesprochen und berichtet. Aber wenn unsere Bürger Opfer eines Terrorattentates werden, das selbstverständlich hätte verhindert werden können, dann schweigt die Politik . Da gibt es so wenig wie möglich Berichterstattung und die Aufarbeitung des Falles wird verdrängt. Damit hat sich der Fall für die Regierung erledigt. Eine größere Verhöhnung der Opfer gibt es nun wirklich nicht. In Frankreich ging die gesamte politische Elite der EU gemeinsam auf die Straße, wenn auch nur in eine leere Gasse, um den Opfern des Terrors zu gedenken. In Deutschland sind es die Opfer anscheinend nicht wert !!! Nun müßte jeder Bürger wissen, was er von den jetzigen Politikern hält. Bitte vergessen Sie das nicht!!!

Gravatar: Stella

danke an @Der nachdenkliche Bürger für den wertvollen Hinweis auf den Cicero-Beitrag!

Unter dem Titel "Gibt den Opfern einen Namen" widmet sich auch der unten stehende Artikel.
https://terminegegenmerkel.wordpress.com/2016/12/23/wer-sind-die-opfer-nennt-die-namen/

Es ist gut, dass die Freie Welt ebenfalls einen konkreten Bezug nimmt auf den NSU-Komplex und somit aufzeigt, wie sich Politik und Medien gegenüber Opfern verhalten können, wenn es ihren verfolgten Politischem Interesse entspricht.

"Bis heute sind die Taten....nicht bewiesen".

Hierzu eine wirklich sehenswerte Dokumentation und Wiedergabe der Fakten, der TATSÄCHLICHEN, mit Helmut Roewer, dem ehem. Präsidenten des Verfassungsschutzes Thüringen: wirklich sehr sehenswert!

https://www.youtube.com/watch?v=Zc6r7QsAreY

Gravatar: Rietz

Nun zeigt sicht, wer das wahre PACK ist !!! Diese moralisch verkommene Regierung samt Bundestag.....

[Gekürzt. Die Red.]

Gravatar: Walter Münnich

Unsere Bundestagsabgeordneten verharmlosen mit ihrem Verhalten die Tat und verhöhnen die Opfer. Ihnen ist jeder Anstand und jede Moral abhanden gekommen.
Pfui Teufel!

Gravatar: Klaus Kolbe

Hat jemand allen Ernstes etwas anderes erwartet von dieser Berliner Laienspiel-Vasallen-Truppe?!

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