Mit deutlichen Worten hat sich der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, zur Wahl von Papst Leo XIV. geäußert. Der deutsche Kurienkardinal widersprach sowohl linken Hoffnungen als auch rechten Enttäuschungen: Papst Leo stehe, so Müller, »tausend Kilometer über der Propaganda-Dialektik von Trump und Anti-Trump«.
Hintergrund ist die mediale Diskussion über frühere Beiträge von Kardinal Prevost auf der Plattform X (vormals Twitter), in denen er sich kritisch zu einzelnen Maßnahmen der US-Regierung geäußert hatte – insbesondere im Bereich der Migrationspolitik. Während Vertreter der amerikanischen Rechten ihn deshalb als »Marxist wie Franziskus« abtaten, fordern andere eine konsequentere Fortsetzung der Agenda seines Vorgängers.
Im Interview mit der Mediengruppe Bayern nutzte Müller die Gelegenheit auch für einen scharfen Seitenhieb auf die deutsche Kirche: Diese habe sich »religiös ausgelaugt« und sei »theologisch viel zu schwach«, um eine Sonderrolle innerhalb der Weltkirche zu beanspruchen. Der »aberwitzige Drang«, die Welt belehren zu wollen, sei weder angemessen noch hilfreich. Stattdessen solle man sich an den eigenen großen Gestalten orientieren – etwa Hildegard von Bingen, Albertus Magnus oder Alfred Delp SJ.
Tatsächlich war Papst Leo XIV., damals noch Präfekt des Bischofsdikasteriums, maßgeblich an der römischen Kritik am »Synodalen Ausschuss« der Deutschen Bischofskonferenz beteiligt. Gemeinsam mit Kardinalstaatssekretär Parolin und Kardinal Fernández hatte er im Februar 2024 festgestellt, dass dieses Gremium nicht mit dem Kirchenrecht vereinbar sei. Ein entsprechender Beschluss sei »ungültig«, hieß es unmissverständlich.
In einer späteren Aussprache wurde zwar ein »regelmäßiger Austausch« mit der DBK vereinbart, die grundsätzliche römische Skepsis gegenüber deutschen Sonderwegen blieb jedoch bestehen.
Papst Leo selbst nannte bei seiner ersten Ansprache den Namenspatron Leo XIII. als Vorbild – jenen Papst, der 1891 mit der Enzyklika Rerum novarum die katholische Soziallehre begründete. Kardinal Müller griff diesen Faden auf: Die deutsche Kirche könne »in der Tradition von Kolping, Ketteler und Leo XIII.« wieder positive Impulse für Kirche und Gesellschaft geben – wenn sie sich aus ihrem Funktionärsdenken löse und zu geistlicher Tiefe zurückfinde.
Die Wahl von Leo XIV. ist nicht nur ein historisches Ereignis – sie ist auch ein Prüfstein für die Einheit der Kirche in einer zersplitterten Welt. Kardinal Müller ruft mit seiner Mahnung zur Mäßigung in Erinnerung, dass der Papst nicht Parteigänger, sondern Vater aller Katholiken ist. Wer ihn auf das Terrain politischer Lager ziehen will, verfehlt die Dimension seines Amtes.
Papst Leo steht – so Müllers Hoffnung – nicht für ein politisches Programm, sondern für das Evangelium selbst. Und daran wird sich seine Amtsführung messen lassen müssen.
Kommentare zum Artikel
Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.
Zitat:
Kardinal Müller: Papst Leo XIV. steht über weltlicher Lagerlogik.
Damit hat Kardinal Müller mit Logik die weltliche "Lagerpolitik " bloßgestellt ,in der es mehr um Gier und Befriedigung geht ,statt geistlicher Gesinnung !
Doch wo wenig Geist ,da keine Erkenntnis !
Vielleicht wird es Zeit solche "LAGER" aufzulösen ,damit wieder die Armen davon etwas haben !