Das Motu proprio Traditionis custodes ist disziplinärer, nicht dogmatischer Natur

Kardinal Müller: Der Papst fördert Paganisierung der Liturgie aber greift Traditionalisten an?

»Man kann nicht schlichtweg das jeweils letzte Missale für die einzig gültige Norm des katholischen Glaubens erklären ohne zu unterscheiden zwischen dem ‚kraft göttlicher Einsetzung unveränderlichem Teil und den Teilen, die dem Wandel unterworfen sind‘.«

Kardinal Müller/Foto: Don Elvir Tabaković, Can.Reg
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In einem beißenden Beitrag auf The Catholic Thing kommentiert Kardinal Gerhard L. Müller das jüngste Dokument des Papstes, Traditionis Custodes. Die Übersetzung wurde von kath.net veröffentlicht.

»Die Absicht dieses Motu proprio ist es, die Einheit der Kirche zu sichern oder wiederherzustellen. Als Mittel dazu dient die totale Vereinheitlichung des Ritus Romanus in der Form des Missale von Paul VI. (inklusive seiner bisherigen Variationen). Deswegen wird die Messfeier in der außerordentlichen Form des römischen Ritus, wie sie Papst Benedikt XVI. mit Summorum pontificum (2007) auf der Basis des Missale von Pius V. (1570) bis Johannes XXIII. (1962) einführte, drastisch eingeschränkt. Die erkennbare Absicht ist es, sie auf die Dauer zum Aussterben zu verurteilen,« beginnt Müller seine Überlegungen.

»Der Schlüssel zu einem katholischen Verständnis der Liturgie liegt doch in der Einsicht, dass die Substanz der Sakramente als von Christus eingesetzter sichtbarer Zeichen und Mittel der unsichtbaren Gnade der Kirche kraft göttlichen Rechtes vorgegeben ist, dass es aber dem Apostolischen Stuhl und nach Maßgabe des Rechts den Bischöfen zukommt, die äußere Gestalt der Liturgie (soweit sie nicht schon seit apostolischer Zeit existiert) zu ordnen. (Sacrosanctum concilium 22 § 1). Wenn der Papst in Traditionis Custodes gegenüber den Traditionalisten zu Recht auf die vorbehaltlose Anerkennung des II. Vatikanums pocht, dann darf auch im Annuario Pontificio (2021) die Lehre des II. Vatikanums, dass der Römische Bischof "der Nachfolger Petri, der Stellvertreter Christi und das sichtbare Haupt der ganzen Kirche ist" (LG 18), nicht unter der Überschrift "Historische Titel" als scheinbare Bescheidenheit verkauft, d.h. aber (in einem unbedarften Historismus) dogmatisch verunklärt werden.

Die Bestimmungen des Motu proprio Traditionis custodes sind disziplinärer, nicht dogmatischer Natur und können von jedem künftigen Papst auch wieder modifiziert werden. Der Papst ist aber in seiner Sorge um die Einheit der Kirche im geoffenbarten Glauben voll zuzustimmen, wenn die Feier der Hl. Messe nach dem Missale von 1962 als Ausdruck der Resistenz gegen die Autorität des II. Vatikanums sowohl in der Glaubens- und Sittenlehre als auch in der liturgischen und pastoralen Ordnung relativiert oder sogar geleugnet wirdm« kontert Müller.

Zudem fügte der Kardinal hinzu: »Katholisch kann sich keiner nennen, der entweder hinter das II. Vatikanum (oder sonst eines der vom Papst anerkannten Konzilien) als Zeit der 'wahren Kirche" zurück will oder es als eine Zwischenstufe zu einer "neuen Kirche" hinter sich lassen möchte. Man wird den Willen des Papstes Franziskus, die abschätzig sogenannten "Traditionalisten" über das Missale Pauls VI. zur Einheit zurückzuführen, sehr wohl messen an seiner Entschiedenheit, mit der er die unzähligen bis zur Blasphemie reichenden "progressistischen" Missbräuche in der gemäß dem II. Vatikanum erneuerten Liturgie abstellt. Die Paganisierung der katholischen Liturgie, die im Wesen nichts anderes ist als die Anbetung des einen und dreifaltigen Gottes ist, durch die Mythologisierung der Natur, die Vergötzung der Umwelt und des Klimas sowie das Pachamama-Spektakel waren für die Wiederherstellung und Erneuerung einer würdigen und rechtgläubigen Liturgie katholischen Glaubens eher kontraproduktiv. Niemand kann doch vor der Tatsache die Augen verschließen, dass sogar schon diejenigen Priester und Laien, die nach der Ordnung des Missale Pauls VI. die hl. Messe feiern, weithin als traditionalistisch verschrien werden. Die Lehren des II. Vatikanums über die Einzigkeit der Erlösung in Christus, die volle Verwirklichung der Kirche Christi in der katholischen Kirche, das innere Wesen der katholischen Liturgie als Anbetung Gottes und Vermittlung der Gnade, die Offenbarung und ihre Gegenwart in Heiliger Schrift und Apostolischer Tradition, die Unfehlbarkeit des Lehramtes, der Primat des Papstes, die Sakramentalität der Kirche, die Würde des Priesteramtes, die Heiligkeit und Unauflöslichkeit der Ehe werden von einer Mehrheit der deutschen Bischöfe und Laienfunktionäre in offenem Gegensatz gerade zum II. Vatikanum häretisch geleugnet (wenn auch mit pastoralen Floskeln kaschiert).«

»Was eine besondere Aufmerksamkeit in Traditionis custodes verdient, ist die Verwendung des Axioms "lex orandi-lex credendi". Es ging im 8. Kapitel des antipelagianischen "Indiculus" um "die Sakramente der priesterlichen Gebete, die von den Aposteln überliefert, auf der ganzen Welt und in der ganzen katholischen Kirche einheitlich gefeiert werden, damit die Regel des Betens die Regel des Glaubens sei." (DH 246). Damit ist die Substanz der Sakramente (in Zeichen und Worten) gemeint aber nicht der liturgische Ritus, von denen es auch in der patristischen Zeit mehrere gab (mit jeweiligen Varianten). Man kann also nicht schlichtweg das jeweils letzte Missale für die einzig gültige Norm des katholischen Glaubens erklären ohne zu unterscheiden zwischen dem "kraft göttlicher Einsetzung unveränderlichem Teil und den Teilen, die dem Wandel unterworfen sind." (Sacrosanctum concilium 21).«

Er schließt:

»Wenn Traditionis custodes der Einheit der Kirche dienen soll, dann kann nur jene Einheit im Glauben gemeint sein, die uns "zur vollkommenen Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen" lässt, die Einheit in Wahrheit und Liebe (vgl. Eph 4, 12-15).«

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Zudem fügte der Kardinal hinzu: »Katholisch kann sich keiner nennen, der entweder hinter das II. Vatikanum (oder sonst eines der vom Papst anerkannten Konzilien) als Zeit der 'wahren Kirche" zurück will oder es als eine Zwischenstufe zu einer "neuen Kirche" hinter sich lassen möchte.“ ...

Da sich dieses Franzi bereits entsprechend outete: Auch der ´Teufel` nicht???
https://katholisches.info/2018/10/01/ich-bin-der-teufel-betet-den-rosenkranz-gegen-den-teufel/

Gravatar: Hajo

Nun mag man ja mit Recht die katholische Kirche kritisieren, aber dabei sollte man die Protestanten nicht übersehen, die auch noch alte Rechnungen mit dem Vatikan zu begleichen haben und das kann man ja auch daran erkennen, daß sie sich nicht gegen den Kampf des Christentums stemmen, der stellvertretend warum auch immer gegen die katholische Kirche geführt wird und die Protestanten sind dabei die Nutznießer, obwohl die genauso viel Dreck am Stecken haben, es aber besser verbergen können oder erst garnicht in den Focus geraten.

Man will ausschließlich die anderen treffen und daran sind alle beteiligt, bei den Freimaurern angefangen, über alle Andersgläubigen oder Abtrünnigen bis hin zum erklärten Atheismus und das ist schon gewaltig, gegen was man sich da erwehren muß und wenn sie nicht standhaft bleiben werden sie in diesem Kampf untergehen und damit wäre dann eine zweitausendjährige katholische Geschichte beendet und wer deren Platz einnimmt ist noch völlig offen, das wird sich noch zeigen, wenn sie erst mal so klein geschrumpft wurden, bis zur Unkenntlichkeit.

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