Wie aus »Aufstehen« doch nur Sitzenbleiben wurde

Ist die Sammlungsbewegung am Ende?

Die Sammlungsbewegung »Aufstehen« um Sahra Wagenknecht, die das Ziel hatte, verschiedene linke Kräfte zu vereinen, steht offenbar vor dem Aus. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Foto: xtranews.de/ flickr.com/ CC BY 2.0
Veröffentlicht:
von

Die Sammlungsbewegung hat eine wahre Pleiten-Serie hinter sich: Es gab eine Riesenpleite mit ihrer Internetseite, eine weitere Pleite mit ihren Finanzen und eine mit ihrem Versuch, Kräfte aus dem Lager der SPD zu gewinnen. Hinzu kamen interne Streitereien, Ärger wegen Sperrungen von Facebook-Gruppen und die – reichlich späte – Einsicht, dass eigentlich gar keine richtige Struktur vorhanden ist.

Die Bewegung müsse »endlich eine Struktur schaffen, die es allen ermöglicht, sich einzubringen«, verlangte in einem Rundbrief Ex-SPD-Mitglied Marco Bülow, der neben Sahra Wagenknecht zu den Initiatoren von »Aufstehen« zählt. Das meldet jedenfalls der Tagesspiegel. Dafür könnte es nun zu spät sein. Die Sammlungsbewegung könnte sich als Rohrkrepierer erweisen. Alle, die aufstehen wollten, sind in Wirklichkeit Sitzenbleiber.

Die neue presse berichtet von dem Debakel um die Internetseite. Zwei Initiatoren der Bewegung hätten in der Gründungsphase – so wie alle anderen Initiatoren auch – ehrenamtlich für »Aufstehen« gearbeitet, unter anderem für den Online-Auftritt. Im Nachhinein hätten sie dann allerdings eine hohe Rechnung präsentiert.

Zunächst war von 24.000 Euro die Rede, nun soll der strittige Betrag mehr als 100.000 Euro betragen. Wegen dem Streit wurde die Seite zwischenzeitlich vom Netz genommen. Bei den Grünen ist eine gewisse Schadenfreude zu erkennen. Der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, kommentierte den Vorgang so: »Dass Sahra Wagenknecht ihre Partei spaltet, war mir klar. Dass sie jetzt noch die Zeche prellt, ist mir neu.« Er fügte hinzu: »Aufstehen geht das Licht aus.«

Ärger in der Bewegung gibt es außerdem wegen der Sperrung von regionalen Facebook-Gruppen. Dort waren, wie es heißt, viele Diskussionen, etwa um den Umgang mit der AfD, aus dem Ruder gelaufen. Es sind aber nicht nur Diskussionen aus dem Ruder gelaufen, es sind auch die Sperrungen, die Facebook vornimmt, aus dem Ruder gelaufen. Da wird in vorauseilendem Gehorsam alles gesperrt, was vom rechten Wege (in dem Fall: vom linken Wege) abweicht. Wie auch immer: Das Protokoll der Arbeitsausschuss-Sitzung verzeichnet »erhebliche Konflikte« und »Verunsicherung und Proteste« in den Ortsgruppen.

In einem Protokoll wird obendrein indirekt zugegeben, dass »Aufstehen« praktisch pleite ist: »Ein zentrales Problem und zugleich Bedingung unserer Aktionsfähigkeit ist das notwendige Spendenaufkommen. Hier muss der Vorstand umgehend aktiv werden«, heißt es. 

Sahra Wagenknecht selber ist weiterhin guten Mutes. »Die Sammlungsbewegung #Aufstehen gibt es nun schon seit über 100 Tagen. Ich finde: Unsere Bilanz kann sich sehen lassen!« So schrieb sie noch im Dezember im Newsletter des »Teams Sahra«.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Peter S.

Sich über "Facebook" auszutauschen, ist vielleicht nicht der taktisch kluge Weg: Wenn der Feind alles mitliest und nach Belieben zensieren darf?

Für kleinere Gruppen (Ortsgruppen/Kreisverbände) würde sich "doodle" zur Verabredung (Terminfindung) anbieten.

Um #Aufstehen ist es in der Tat in letzter Zeit ruhig geworden. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass die interessierten Leute kaum unter einen Hut zu bringen sind, weil jeder andere Vorstellungen hat.

Wie schwer es ist Wirkung zu erzielen, habe ich als ehemaliges ödp-Mitglied erfahren dürfen. Auf Kreisverbandsebene ging überhaupt nichts zusammen. Und Anfragen, Vorschläge an den Landesvorstand oder irgendwelche Beauftragten liefen ins Leere. Das war so "motivierend". Dann nutzt auch ein noch so gutes Parteiprogramm nicht viel.

Als abhängig Beschäftigter, Rentner oder Arbeitsloser muss man hoffen, dass das Projekt dennoch gelingt auch wenn die Piste derzeit ziemlich holperig ist.

Weil die LINKS-Partei offensichtlich von einschlägigen neofeudalen NGOs (Gender, Migration, "Klima" Russophobie) infiltriert wurde, ist diese Initiative erst entstanden.

Eine EU ist nur zu retten, wenn man sich auf das Subsidiaritätsprinzip besinnt. Aber leider geht es in der Politik nur selten um das Gemeinwohl.

Gravatar: Karl Napp

Die Berufspolitiker der Altparteien leben in ihrem eigenen Kosmos. Wie unter einer Käseglocke. Sie bekommen garnicht mehr mit, was in der Bevölkerung gedacht und gesagt wird.

Gravatar: karlheinz gampe

Auch bei der roten DDR SED Nachfolge Partei gibt es also eine Klientelpolitik. Schlecht nur, wenn man die eigene Klientel nicht bezahlen kann. CDU und SPD machen dies mit Steuergeld.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang