Gastbeitrag

Irreguläre Migration als politische Waffe gegen Europa

Der Aufbaustab „Strategie-, Analyse- und Resilienz-Zentrum“, an dem mehrere deutsche Ministerien beteiligt sind, hat in einer für die Bundesregierung erstellten internen Analyse irreguläre Migration als potenzielle hybride Bedrohung eingestuft. Diese Art von Migration werde derzeit als politische Waffe gegen Europa eingesetzt.

Matteo Perez d’Aleccio - Die Befestigungsanlagen von Valetta auf der Insel Malta (gemeinfrei)
Veröffentlicht:
von

[Zuerst erschienen auf Renovatio.org]

Der Aufbaustab „Strategie-, Analyse- und Resilienz-Zentrum“, an dem mehrere deutsche Ministerien beteiligt sind, hat in einer für die Bundesregierung erstellten internen Analyse irreguläre Migration als potenzielle hybride Bedrohung eingestuft. Diese Art von Migration werde derzeit als politische Waffe gegen Europa eingesetzt. („Regierungsanalyse. So nutzen Staaten Migranten als hybride Waffe“, Welt Online, 01.11.2021, URL: www.welt.de/politik/deutschland/plus234753192/Bundesregierung-So-nutzen-Staaten-Migranten-als-hybride-Waffe.html, Zugriff: 01.11.2021.)

Anlass für die Erstellung der Analyse sind Versuche von Staaten wie Belarus, der Türkei und Russlands, durch die Förderung von irregulärer Migration Druck auf europäische Staaten auszuüben, um eigene außenpolitische Ziele durchzusetzen.

  • Migration stelle laut der Analyse an sich keine Bedrohung dar. Irreguläre Migration könne von Staaten jedoch als Waffe zur Durchsetzung politischer Ziele eingesetzt werden. Wenn das Migrationsaufkommen in diesem Zusammenhang so hoch sei, dass Sicherheitsinteressen der Zielstaaten berührt sind, liege eine hybride Bedrohung vor. Die gegenwärtig an der Ostflanke Europas ansetzende Migrationsbewegung sei entsprechend einzustufen.

  • Liberale Demokratien seien für diese Vorgehensweise "besonders angreifbar". Ziel der Staaten, die sie einsetzten, sei es, „den Zielstaat durch eine vermeintliche Überforderung zu delegitimieren und damit zusätzlich zu schwächen sowie seiner internationalen Reputation zu schaden“.

Die Experten empfehlen, den "gesellschaftlichen Diskurs zu Migration zu versachlichen und damit die Resilienz zu erhöhen".

Hintergrund und Bewertung

Der Begriff der hybriden Bedrohung ist bislang noch nicht einheitlich definiert. Laut Uwe Hartmann liegt eine solche Bedrohung dann vor, wenn ein Staat eine Kombination aus konventionellen militärischen und irregulären Mitteln nutzt, um gegnerische Staaten und Gesellschaften zu destabilisieren. (Uwe Hartmann: Hybrider Krieg als neue Bedrohung von Freiheit und Frieden, Berlin 2015.)

Die an der Harvard University forschende Politikwissenschaftlerin Kelly M. Greenhill hatte sich in ihrem 2010 erschienenen Werk „Weapons of Mass Migration. Forced Displacement, Coercion, and Foreign Policy“ mit dem Einsatz von irregulärer Migration als politischer Waffe auseinandergesetzt.

Das Ziel des Einsatzes von irregulärer Migration als politischer Waffe sei es, Regierungen zu Konzessionen zu bewegen, indem mittels der Förderung oder auch der aktiven Auslösung des Zustroms von Migranten Druck auf die Bevölkerungen von Staaten ausgeübt werde. Sie bezeichnet dieses Mittel als "Waffe", weil es dazu verwendet werde, Staaten Schaden zuzufügen. Insbesondere Demokratien, die in besonderem Maße Rücksicht auf die öffentliche Meinung nehmen müssten, seien dafür verwundbar. (Kelly M. Greenhill: Weapons of Mass Migration. Forced Displacement, Coercion, and Foreign Policy, Ithaca/London 2010, S. 3.)

Der Aufbau von Druck auf Regierungen bzw. Bevölkerungen von Staaten erfolge dabei auf zwei Wegen:

  • Überdehnung von Fähigkeiten zu Aufnahme und Integration: Irreguläre Migration erzeuge in der Regel über sehr lange Zeiträume hinweg negative Folgen für die Zielgesellschaften, etwa für deren Sozialstruktur oder ihre öffentlichen Haushalte. Das ihr innewohnende Potenzial, einer Gesellschaft langfristig Schaden zuzufügen, sei größer als das anderer nicht-militärischer Mittel. Die dadurch bewirkte oder in Aussicht gestellte Verschlechterung der Lebensbedingungen führe dazu, dass Menschen sich von Regierungen abwenden, was politischen Druck auf diese erzeuge. (Ebd., S. 29.)

  • Förderung von Polarisierung der öffentlichen Meinung: Migrationsfragen hätten in pluralistischen westlichen Gesellschaften wie kaum ein anderes Thema das Potenzial dazu, die öffentliche Meinung zu polarisieren. Sowohl Migrationsgegner als auch -befürworter würden dazu neigen, ihre Standpunkte absolut zu setzen und mit einem hohen Grad an Emotionalität zu vertreten. Durch die Förderung von irregulärer Migration in einen Staat werde Druck auf dessen Regierung aufgebaut, weil diese unabhängig von ihren Entscheidungen in einem polarisierten politischen Klima verstärkt dem Risiko ausgesetzt sei, wesentliche Teile der Öffentlichkeit gegen sich aufzubringen. (Ebd., S. 41 ff.)

Da die verantwortlichen Regierungen das Geschehen als Ausdruck höherer Gewalt darstellen könnten und die Öffentlichkeiten westlicher Staaten den Einsatz dieses Mittels meist nicht als feindseliges Handeln erkennen würden, sei das Risiko wirksamer Reaktionen der unter Druck gesetzten Staaten gering. (Ebd., S. 50.)

Die Wirkung des Einsatzes von Migration als Waffe werde dadurch verstärkt, dass in westlichen Gesellschaften sicherheitspolitische Fragestellungen vorwiegend aus einer humanitären Perspektive heraus wahrgenommen würden. Der Herausforderung durch irreguläre Migration begegne man dementsprechend nicht mit dem Ziel des Schutzes des Gemeinwohls, sondern mit dem Ziel des Schutzes der als Rechte verstandenen Ansprüche der Migranten, die dem Gemeinwohl gegenüber als übergeordnet betrachtet werden. Westliche Regierungen riskierten ihre politische Glaubwürdigkeit, wenn sie irreguläre Migration als das sicherheitspolitische Problem ansprächen, das sie tatsächlich darstelle. (Ebd., S. 54 ff.)

  • Der Einsatz von Migration als politischer Waffe nutze gezielt diese psychologische bzw. kulturelle Verwundbarkeit westlicher Gesellschaften aus.

  • Der Humanitarismus, der zunehmend das Völkerrecht präge, sowie der wachsende Einfluss entsprechend orientierter Nichtregierungsorganisationen hätten diese Verwundbarkeit zusätzlich verstärkt. (Ebd., S. 271.)

  • Je stärker sich eine Regierung auf eine Rhetorik der Menschenrechte und der offenen Grenzen für Flüchtlinge stütze, desto verwundbarer sei sie.(Ebd., 268.) Der Grund dafür sei, dass mit dem Grad der Befürwortung von humanitär begründeter Migration auch der Grad des potenziellen Verlusts politischer Glaubwürdigkeit im Fall der Zurückweisung von Migranten zunehme.

  • Dies werde zunehmend nicht nur von Staaten, sondern auch von Nichtregierungsorganisationen sowie Akteuren der Organisierten Kriminalität ausgenutzt. Diese könnten davon ausgehen, dass westliche Regierungen humanitärem Druck fast immer nachgäben, weshalb sie ihre Interessen auf diesem Wege durchsetzten, etwa durch das gezielte Herbeiführen von Seenot oder anderen Notlagen. (Ebd., S. 280.)

Der Einsatz von Migration als politischer Waffe wurde bereits in den 1990er Jahren verbreitet praktiziert, etwa im Zuge der Jugoslawienkriege. Sicherheitsbehörden hatten daher bereits vor rund 20 Jahren vor den entsprechenden Verwundbarkeiten westlicher Gesellschaften gewarnt. („Growing Global Migration and Its Implications for the United States,” National Intelligence Estimate 2001-02D, März 2001, S. 30; „Long-Term Global Demographic Trends: Reshaping the Geopolitical Landscape“, Central Intelligence Agency, Juli 2001, S. 46.)

Der Soziologe Arnold Gehlen schuf den Begriff des "Humanitarismus" zur Bezeichnung jener Ideologie, die Solidaritätsverpflichtungen nicht (wie es die christliche Soziallehre tut) primär auf das eigene Gemeinwesen bezieht, sondern unterschiedslos auf die gesamte Menschheit. Diese Ideologie sei mit einer "Moralhypertrophie" verbunden, die das Streben nach dem Gemeinwohl und praktizierte Solidarität mit jenen, gegenüber denen man primär zur Solidarität verpflichtet sei, unmöglich mache. (Arnold Gehlen: Moral und Hypermoral. Eine pluralistische Ethik, 7. Auflage, Frankfurt am Main 2016, S. 75 ff.)

Die christliche Soziallehre betont im Gegensatz zu humanitaristischer Ideologie die Verantwortung politischer Führungen für das Gemeinwohl eines konkreten Gemeinwesens sowie die Bedeutung einer realistischen Lagebeurteilung, die humanitäre und sicherheitspolitische Phänomene nicht miteinander verwechselt. Impulse zum Thema Migration aus der Perspektive der christlichen Soziallehre haben wir hier zusammengefasst.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Der Aufbaustab „Strategie-, Analyse- und Resilienz-Zentrum“, an dem mehrere deutsche Ministerien beteiligt sind, hat in einer für die Bundesregierung erstellten internen Analyse irreguläre Migration als potenzielle hybride Bedrohung eingestuft. Diese Art von Migration werde derzeit als politische Waffe gegen Europa eingesetzt.“ ...

Was unserer(?) angeblich Heißgeliebten(?) offenbar schon deshalb völlig wurscht ist, weil für sie ohnehin gilt, dass „jeder“ der in diesem Land lebt, zum Volk gehört!!!
https://www.cicero.de/innenpolitik/merkels-volksbegriff-Bleiche-Mutter-ohne-Courage

Als Eigeninterpretation ihres Amtseids???
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2018/kw11-de-kanzlerwahl-vereidigung-546766

Gravatar: Thomas Waibel

Einer der Staaten, der diese Massenzuwanderung fördert, ist der Vatikan.

Gravatar: Pro Border

Der Islam will die Welt erobern.
Darum kommen ja all die Moslems zu uns.
Nicht nur nach Deutschland, sie kommen nach Europa
und in die USA.
Der gesamte Westen soll islamisiert werden.
Es gibt 57 islamische Länder, dort könnten die sogenannten Flüchtlinge hin. Zu ihresgleichen.
Nein, da denken die nicht dran. Sie kommen mit Vorliebe
zu uns.

Gravatar: Tracie

@ Mino Cair

Selbstverständlich hat die USA Freunde.
Sogar sehr gute, langjährige Freunde.
Uns Deutsche.
Jedenfalls gilt das für uns hier im Westen.
Uns wurde ja nicht eingeflüstert, dass die Amerikaner die
Bösen sind.
Und uns verbinden auch viele persönliche Freundschaften mit den Amerikanern.
Ich selbst habe auch gute Freunde in Amerika.

Gravatar: Mino Cair

Ein amerikanischer “think-tank” hatte die Chuzpe zu behaupten, dass ausgerechnet Putin Europa mithilfe von Migranten destabilisieren will. Fassen wir doch einmal zusammen: wer war es denn, der den vorderen Orient seit Jahrzehnten im Kriegszustand hält? Die Amerikaner haben (auf Drängen der Briten) den Schah von Persien gestürzt und damit die erste Fluchtwelle ausgelöst, nämlich der säkularen, gebildeten Perser in die Diaspora. Die USA steckte hinter dem Krieg zwischen Iran und Irak, mit Riesengewinnen weil sie beide Seiten mit Kriegsgerät belieferten. Die Kriege dürfen nicht enden, weil sie für bestimmte Kreise eine ständige Einnahmequelle sind. Wer hat in Syrien, Ägypten und Libyen gezündelt, waren es die Russen oder die Amerikaner? Wer hat den Krieg in Afghanistan weitergeführt, nachdem die Russen abgezogen waren? Und wer organisiert seit Jahren das Schleusen von Menschen über das Mittelmeer und die Türkei? War Frau Merkels freundliches Gesicht im September 2015 von Putin orchestriert? Ist Frau Rackete Russin? Habe ich da etwas verpasst? Putin ist der deutschfreundlichste Zar seit Katharina der Grossen.
Dagegen lautet die Taktik der Amerikaner: „was wir nicht beherrschen können, muss zerstört werden.“ und „die USA haben keine Freunde, wir haben Interessen.“
Diese scumbags wollen uns für dumm verkaufen.

Gravatar: Michael

Das sind wichtige Erkenntnisse.
Beachtlich ist, dass die Bundesregierung die illegale Migration nicht nur nicht bekämpft, sondern massiv fördert.

Gravatar: B3

Diese Migration ist politisch gewollt und wird dazu instrumentalisiert, um gegen Belarus, Russland und die Türkei Stimmung zu machen und vielleicht sogar einen Krieg zu beginnen.

Vielleicht hat man auch schon mit China gemeinsam geplant, wie man sich die dazwischenliegenden Länder aufteilt.

Auf den Chinakommunismus hat man sich ja bereits verständigt...

Gravatar: ropow

Wer sagt, dass eine derartige hybride Bedrohung von gegnerischen Staaten ausgehen muss?

Es sind doch deutsche Politiker, die so handeln, als ob sie diese Analyse als Handlungsanweisung gelesen hätten:

Im angewandten Humanitarismus Deutschlands wird die eigentlich individualethische Kategorie „Nächstenliebe“ kollektiv mit dem Vermögen ALLER Bürger durchgezogen und als Staatsdoktrin verordnet:

„Es gibt keine Toleranz gegenüber denen, die nicht bereit sind, zu helfen, wo rechtlich und menschlich Hilfe geboten ist." - Angela Merkel (CDU) am 26.08.2015

Dabei wird der Schutz des Gemeinwohls der Deutschen den Ansprüchen Nichtdeutscher untergeordnet:

„Unsere Prämisse ist natürlich nicht, vorrangig Deutsche zu schützen.“ - Rainer Breul (Auswärtiges Amt, Leitung Heiko Maas) am 09.03.2020

Das Geschehen wird als Ausdruck höherer Gewalt dargestellt:

„Der Herrgott hat uns diese Aufgabe jetzt auf den Tisch gelegt.“ - Angela Merkel (CDU) am 04.10.2015

„Sie können die Grenzen nicht schließen... Es liegt nicht in unserer Macht, wie viele nach Deutschland kommen." - Angela Merkel (CDU) am 04.10.2015

„Wir können nicht den Gang der Geschichte aufhalten. Alle müssen sich damit auseinandersetzen, dass der Islam ein Teil unseres Landes geworden ist… Und der Rest der Bevölkerung muss akzeptieren, dass es in Deutschland einen wachsenden Anteil von Muslimen gibt.“ - Wolfgang Schäuble (CDU) am 31.03.2018

Und natürlich wird Migration als Gewinn verkauft:

„Vielfalt ist eine Bereicherung und keine Erschwernis.“ - Angela Merkel (CDU) am 05.12.2007

„Deutschland wäre um vieles ärmer ohne seine Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund.“ - Angela Merkel (CDU) am 29.10.2018

Denn würde Merkel den unermesslichen Schaden anerkennen, den die von ihr begünstigte Massenimmigration der Bevölkerung Deutschlands zufügt, etwa in dem sie die Gräber ihrer Opfer in Freiburg, Kandel, Flensburg, Hamburg, Mainz, Berlin, Viersen, Chemnitz, Köthen, Wittenberg, Würzburg und wer weiß wo sonst noch besuchte, dann würde diese unkontrollierte Migration sofort anders gesehen werden: Als Waffe gegen das eigene Volk.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang