Zum Sommer droht Athen und EU Rückkehr der Schuldenkrise

Griechenland erneut vor der Pleite

Die Fronten zwischen europäischen Gläubigern und IWF sind verhärtet. Nachdem es zuletzt recht still war, kehrt die Griechenland-Krise wieder voll zurück auf die Agenda der EU-Politiker. Im Sommer droht Athen abermals das Geld auszugehen.

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Lange war es ruhig um Griechenland, doch nun rückt mit aller Gewalt die nächste Finanzkrise näher. Ohne weitere Finanzspritzen droht im Sommer abermals die Pleite. Athen benötigt in den kommenden Monate neues Geld aus dem laufenden, dritten Rettungsprogramm, um seine Schulden bei der Europäischen Zentralbank zu bezahlen.

Allerdings haben die Griechen Reformen, die es den Geldgebern im Gegenzug für die Rettungsmilliarden zusagte, wieder nur zum Teil oder auch gar nicht umgesetzt. Es wird daher spannend, wie in einer sich wandelnden Welt, wo die Briten den Brexit verhandeln und in Frankreich Marine Le Pen Staatspräsident werden könnte, die Europäer reagieren.

Niemand von den bestimmenden Kräften in der EU hat derzeit Interesse an einer neuen Zuspitzung der Griechenland-Krise, die für sie weiter destabilisierend wirken könnte, wenn die Hellenen um jeden Preis in der Eurozone gehalten werden. Andererseits wird man ein Pleiteszenario ebenso scheuen in einem Land wichtiger Wahlen in EU-Staaten.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) bescheinigt den Griechen zwar viel geschafft zu haben, warnt aber, wenn Griechenland noch mehr spare als jetzt schon, werde sich das Wachstum verlangsamen, was sich wiederum negativ auf den Schuldenabbau auswirke. Es gibt weiter seitens des IWF keine Einigung mit den anderen Geldgebern.

Der IWF bleibt dabei, dass die griechische Schuldenlast von über 300 Milliarden Euro langfristig nicht aus eigener Kraft zu bewältigen sei. Ebenso zweifelt man Aussagen der europäischen Gläubiger an, Griechenland könne in den kommenden Jahren konstant einen Primärüberschuss (ohne Kreditlast) von 3,5 Prozent erreichen.

Dieses dritte Programm stabilisierte zwar die Lage kurzfristig, konnte aber an der Ausgangslage für Athen nichts ändern. Die Staatsschulden betrugen per Ende 2015 rund 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukt und sind fast doppelt so hoch wie vor der Krise. Die griechische Wirtschaft wurde schlicht nicht wieder wettbewerbsfähig.

Daher wird von mehreren bei den aktuellen Griechenland-Verhandlungen zwischen Gläubigern und IWF die Meinung vertreten, dass wohl weitere Schuldenerleichterungen nötig sein werden, um die Schuldentragfähigkeit Griechenlands wieder herzustellen.

Für Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) wird ein Schuldenerlass für Griechenland kurz vor der Bundestagswahl im Herbst noch weniger zu vermitteln sein als vorher. Steigt der IWF jedoch aus, ginge es ebenfalls nicht, denn dann müsse man laut Finanzministerium abermals weitere Hilfen vom Bundestag absegnen lassen.

In Griechenland stiegen als ein Teil der Reformen zum Jahresbeginn 2017 erneut die Abgaben auf Benzin, Kaffee, Tabak, Mobiltelefonie und Festnetz. Zugleich wurde die Mehrwertsteuer erhöht wie auch die Abgaben vor allem der Freiberufler für Krankenversicherung und Rente. Trotzdem reicht es wieder einmal nicht.

Mehr dazu unter bazonline.ch

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Aufbruch

"Trotzdem reicht es wieder einmal nicht." Was ja auch zu erwarten war. Und nun sind es wieder die politischen Zwänge, wie die bevorstehenden Wahlen, die es nicht zulassen, endlich klar Schiff zu machen und die Griechen aus dem Euro zu entlassen. Ein Zwang dürfte jedoch entfallen sein. Es gibt keinen Obama mehr, der den Europäern ins Stammbuch geschrieben hatte, Griechenland im Euro zu halten, koste es den Steuerzahler, was es wolle. Auch wenn die Flüchtlingskrise die Euro-Griechenlandkrise eine Zeitlang überlagert hatte, wird diese Euo-Land bald wieder überfallen. Es ist fraglich, ob die dann erneut entstehenden Risse nochmals zu kitten sind, wenn hier kein Neuanfang gemacht wird.

Gravatar: renhard

Was sollen diese plakativen Nachrichten bewirken?
Jedem von uns der einigermaßen das kleine Einmaleins
beherrscht, war doch von Anfang an klar, daß Griechen-
land bankrott war und ist. Das Land hat jahrelang weit
über seine Verhältnisse gelebt. Ein Land das auf Pump
lebt kann nie und nimmer aus diesem Schlamassel
herauskommen vor allem nicht bei einer äußerst schwach
ausgeprägten industriellen Struktur. Natürlich tut einem das griechische Volk leid. Aber ohne einen Austritt aus dem Euro wird dieses Land niemals von eigenem Geld leben können. Wenn es so weitergeht wie bisher, wird der Euro früher oder später darüber noch in Gänze zerbrechen.

Wir schimpfen Alle auf Merkel (ich auch) aber der eigent-
liche Verursacher dieser ganzen Misere war Kohl. Kohl
hat sich in einer Selbstherrlichkeit über die Warnungen
von Fachleuten zur Einführung des Euro hinweggesetzt,
die uns eben heute voll auf die Füße fällt. Seine Wieder-
vereinigungseuphorie hat Ihn völlig blind gemacht vor den
Gefahren die Er u.a. gegenüber Mitterand und anderen
eingegangen ist. Er, Kohl und sein damaliger FM Waigel,
sind die Verursacher dieser ganzen verrückten und un-
überlegten Währungsunion! Und das ist im nachhinein
ein gewaltiger Preis den wir für die Wiedervereinigung
zahlen.

Gravatar: Frank Endres

Das ist ja nun wirklich etwas ganz Neues......

Gravatar: kassandro

Griechen-Premier Tsipras weiß natürlich ganz genau, dass für Angela Merkelanti Wahlen vor der Tür stehen und dafür tut sie bekanntlich alles. Er wird deshalb besonders dreiste Forderungen stellen und Mutti wird sie ihm erfüllen, koste es was es wolle. Hauptsache es ist Ruhe an der Euro-Front.

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