OPCW-Ermittlungen mehren Zweifel

Giftgasangriff in Duma offenbar nur inszeniert

Großbritannien, Frankreich und die USA waren schnell darin, Ziele in Syrien wegen eines mutmaßlichen Giftgasangriffs anzugreifen, obwohl OPCW-Ermittler zur Prüfung nach Duma unterwegs waren. Mit dem ersten OPCW-Bericht wachsen nochmals die Zweifel.

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Am vergangenen Wochenende griff eine Allianz aus Großbritannien, Frankreich und den USA mehrere Ziele in Syrien an. Ziel der Attacke sei es gewesen, ein angeblich existierendes Chemiewaffenprogramm auszuschalten. Die beteiligten Länder erklärten daraufhin, dieses Ziel sei erfolgreich umgesetzt worden.

Vorwand für den Militärschlag war ein angeblicher Chemiewaffeneinsatz vom 7. April im syrischen Duma bei Damaskus, bei dem laut islamistischen Aufständischen 42 Zivilisten getötet wurden. Der Westen machte die syrische Regierung von Präsident Baschar al-Assad dafür verantwortlich.

Jetzt trafen am Dienstag Vertreter der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) in Duma ein, um den Behauptungen über einen Giftgasangriff auf den Grund zugehen. Dabei mehren sich Hinweise, dass der ganze Vorfall inszeniert wurde. Der Westen zieht daher in der Öffentlichkeit die OPCW-Ergebnisse bereits in Zweifel.

Es sei demnach keine Chemiewaffenfabrik in Damaskus zerstört worden, sondern es handele es sich bei der von der OPCW mehrfach kontrollierten Einrichtung um eine zivile Forschungseinrichtung, wie die OPCW bereits in ihrem jüngsten Bericht vom März so auch bestätigte.  

Bereits am Tag des Angriffs trafen erste OPCW-Ermittler in Syrien ein, um den Vorfall zu überprüfen. Diese sollten planmäßig am Mittwoch ihre Arbeit vor Ort in Duma aufnehmen. Für die zeitliche Verzögerung zwischen ihrem Eintreffen in Syrien und der Arbeitsaufnahme in Duma hat der Westen Moskau verantwortlich gemacht.

Es hieß es in einer Erklärung des französischen Außenministeriums vom Dienstag: »Zum heutigen Zeitpunkt verweigern Russland und Syrien den Kontrolleuren immer noch den Zugang zum Ort des Angriffs«. Es sei zwingend notwendig, dass die internationalen Prüfer vor Ort forschen könnten.

Interessant an der Erklärung des Außenministeriums ist aber die Formulierung, dass eine Überprüfung vor Ort »zwingend notwendig« sei, denn es stellt die Frage, warum Frankreich Syrien nach dem Motto »erst schießen, dann aufklären« angegriff, ohne ein anstehendes Untersuchungsergebnis der OPCW abzuwarten?

Hinzu kommt: Wozu hält Paris eine Untersuchung für zwingend notwendig, wo man im Vorfeld verlautbarte, über Beweise für die Verantwortung der syrischen Armee für den Giftgaseinsatz zu verfügen?

Russland und Syrien drängten bereits vor dem Militärschlag mehrfach darauf, dass die OPCW Ermittler nach Syrien zur Untersuchung des Vorfalls entsandte, wie es auch in der Erklärung der internationalen Organisation steht.

Es spricht einiges dafür, dass es sich bei dem mutmaßlichen Giftgaseinsatz in Duma wie vermutet um eine Inszenierung handelt. Dr. Assim Rahaibani als leitender Arzt der Klinik in Damaskus schilderte die Ereignisse aus der Nacht des angeblichen Chemiewaffenangriffs in der Form, dass die Menschen nach etlichen Tagen im Bunker an einer Hypoxie (Sauerstoffmangel) litten.

Dabei bezieht er sich anhand von gewissen Merkmalen auf von den Weißhelmen veröffentlichten Videoaufnahmen, die den Einsatz von Giftgas beweisen sollen. Die Weißhelme stehen in Syrien schon länger in Verdacht, eine gewisse Nähe zu Dschihadisten zu haben.

Der renommierte britische Journalist Robert Fisk, dessen Erfahrungsbericht aus Duma vom Independent veröffentlicht wurde, berichtet davon, dass man in der verwaisten Zentrale der Weißhelme in Duma nur militärische Tarnuniformen, Betten und medizinisches Material vorgefunden habe, aber offenbar keine Zeugen für einen Chemiewaffeneinsatz.

So erging es auch dem Reporter Pearson Sharp von One America News Network, der nach eigenen Angaben mit Ärzten, Beamten und vielen Zivilisten sprach. Mitarbeiter des Krankenhauses, die zum Zeitpunkt der angeblichen Giftgasattacke im Dienst waren, hätten ihm einen Chemiewaffeneinsatz nicht bestätigen können, erklärte Sharp.

Neben den OPCW-Ermittlern sprechen die Berichte der Reporter stark dafür, dass es wohl keinen Chemiewaffenangriff in Duma gegeben hat und die drei Staaten Syrien aufgrund eines von Islamisten fingierten Giftgaseinsatzes angegriffen haben.

Dazu muss man wissen, dass die islamistischen Milizen sich derzeit nach mehreren Niederlagen zunehmend militärisch gegenüber Syriens Regierungsarmee auf dem Rückzug befinden. Ein Angriff von außen gegen Assads Truppen ist da willkommen, um wieder in eine günstigere Position zu kommen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Stephan Achner

Wenn man alle mit Fakten belegten Zweifel zusammen nimmt, so u.a. die Veröffentlichung in der britischen Zeitung Independent, dann ist es nach meiner Einschätzung klar, dass es diesen sog. Giftgasangriff der syrischen Truppen nicht gegeben hat.

Im Gegensatz dazu stehen die Aussagen von Macron, May und Trump. Auch Macron hatte vor wenigen Tagen vollmundig öffentlich getönt, er habe klare Beweise für den sog. Giftgasangriff, legte aber der Öffentlichkeit seine Beweise nicht vor. Ich denke, dass Macron, May und Trump einfach nur lügen und dabei hoffen, dass sie damit durchkommen.

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