Altbundespräsident kritisiert bedrohlichen Umgang mit Andersdenkenden

Gauck fordert von Linksliberalen mehr Toleranz ein

Als Bundespräsident handelte und redete er zumeist ganz anders. Zwei Jahre nach seiner Amtszeit übt Joachim Gauck plötzlich Kritik an linksliberale Kreise, die alles rechts der politischen Mitte pauschal verdammen. Diese müssten Toleranz gegenüber Andersdenkende lernen.

Foto: Tohma/ Wikimedia Commons/ CC BY-SA 4.0
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Ex-Bundespräsident Joachim Gauck galt in seiner Amtszeit allzu oft als Sachwalter eines linksliberalen Konsenses, auch wenn vor Amtsantritt manche Hoffnungen in den ehemaligen DDR-Bürgerrechtler und langjährige Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde gelegt wurden, es als Parteiloser anders zu machen. Darin enttäuschte Gauck ganz viele.

Plötzlich meldet er sich in den zwei Jahre nach dem Ausscheiden aus dem Amt immer wieder mit gesellschaftskritischen Positionen zu dem in Politik und Medien vorherrschenden Mainstream zu Wort, die sich anders anhören, als das was er als Bundespräsident von sich gab. Da lobte er noch unter anderem die vermeintlichen Verdienste der 68er Generation.

Nun gibt es von ihm auf einmal Äußerungen, die im linksliberalen Spektrum aufschrecken lassen. So mahnt Gauck im Interview mit dem Nachrichtenmagazin »Focus« anders als früher im Umgang mit der AfD vor Intoleranz gegenüber politisch Andersdenkenden, die von den dominanten Meinungseliten ausgehe.

Gauck sagt, es sei »bedrohlich«, dass »viele in den linksliberalen Kreisen sehr pauschal alles ablehnen und sogar als Gefahr für die Demokratie verurteilen, was rechts von der politischen Mitte oder rechts von der Union ist«. Auch »altmodische, konservative oder gar reaktionäre Menschen« seien ein nicht zu übersehender Teil unserer Gesellschaft.

Linksliberale Meinungsführer müssten »lernen zu tolerieren, dass Teile unserer Gesellschaft anders ticken, anders denken, anders sprechen, auch wenn dies bei liberalen Eliten Kopfschütteln, Ratlosigkeit und Ablehnung hervorruft«, führt Gauck weiter aus und fordert mehr Toleranz ein.

Unterschiedlichste Meinungen seien in einer offenen Gesellschaft üblich – und nicht alle davon könne man akzeptieren. Aber, so der Altbundespräsident, »nicht alles, was wir nicht akzeptieren, ist deshalb gleich verfassungsfeindlich« und deswegen bedürfe es einen anderen Umgang miteinander.

Der 79-jährige warnt vor Exzessen der Political Correctness, die so weit gehen, dass man aus politischen Gründen auch die Sprache regulieren oder mittels politischen Zwangs umgestalten wolle. Damit spielt er insbesondere auf von links aufgebrachte Sprachvorgaben im Sinne der »Gendergerechtigkeit« an.

»Wenn man die deutsche Sprache unbedingt einer erhofften gesellschaftlichen Entwicklung anpassen will, kann das schnell zu Übertreibungen führen, die von großen Teilen der Bevölkerung abgelehnt werden.« Diese Form von »Neusprech« habe etwas von »betreutem Sprechen«.

Es sei zudem nicht tragbar, dass die Angst vor Rassismus-Vorwürfen das Ansprechen kritischer Themen verhindere: »Wenn die demokratische Mitte Reizthemen meidet, werden diese an den politischen Rändern zu Hauptthemen.« In seiner Zeit als Bundespräsident griff er hingegen noch Gegner der Einwanderungspolitik von Merkels Bundesregierung an.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Thomas Waibel

Daß man diesen Wendehals zum Verwalter der Stasi-Akten gemacht hat, war ein Fehler.

Einer der vielen Fehler, die Kohl und Konsorten nach dem Fall der Berliner Mauer begangen haben.

Ebenso ist es unverständlich, wie Kohl eine bedeutungslose Person mit einer kommunistischen Vergangenheit, wie Frau Merkel, zu seiner Nachfolgerin machen konnte.

Gravatar: Frost

Das ist auch so ein Wendehals, der mit der Stasi, "so überhaupt nichts zu tun hatte". Die mit der Stasi zu tun hatten, sind nach dem Mauerfall, alle plötzlich gestorben.? Genau wie die Nazis, die nach dem Krieg in der Bundespolitik waren - die waren plötzlich auch keine Nazis mehr, weil man sie brauchte. Die AfD braucht man ja noch nicht, die könnten ja die Frechheit besitzen, etwas zu verändern. Wer möchte schon jemand, der die Eintracht der Selbstzufriedenen stört.

Gravatar: Gerd Müller

Ausgerechnet diese Figur, die die Menschen ein ganzes Bundeslandes wegen Ihrer Bedenken und Kritik an "Linksliberalen" und "Linksgrünen" und einer "sozialistischen CDU" beleidigte und und als unmoralisch dunkeldeutsch verleumdete, hat das nötig !

Der sollte lieber seine "Bekannten" sortieren und die Kohle für seine „Leistungen“ zählen und ganz ruhig bleiben !!!

Gravatar: Frank Stone

Das typische DDR-Wendehals-Verhalten des Gauklers. Jetzt, wo er nicht mehr im Fokus des öffentlichen Blicks zu sehen ist, kann er so tun, als wenn er ein netter Mensch wäre. Ich vergesse nicht seine unsägliche Arroganz bei dem berühmten Interview: "...die Eliten sind gar nicht das Problem, sondern die Bevölkerung."
So jemandem darf man niemals wieder auch nur ein einziges Wort glauben. Niemals! Ober-Heuchler!

Gravatar: Holz

Es gibt gespaltenes Holz und es gibt gespaltene Persönlichkeiten. Gauck ist mit Sicherheit kein gespaltenes Holz

Gravatar: Werner

Auf den Kommentar von diesem Erbschleicher kann man verzichten.

Gravatar: Rita Kubier

Gauck sollte lieber mal ganz still sein und einfach nur seinen vom Steuerzahler bestens finanzierten Ruhestand genießen. Denn ER ist ganz sicher nicht "umsonst" in das Amt des Bundespräsidenten gekommen. Als ehemaliger Leiter der einstigen "Gauck-Behörde" zur Aufarbeitung von Stasiakten/-unterlagen auch von nach der "Wende" in höchste Regierungsämter gekommener einstigen DDR-Politiker - hat er so manchen von diesen inklusive Merkel sicher "gute Dienste" erwiesen. DAS pfeifen ja schon lange die Spatzen vom Dach.
Aber die Geltungssucht macht es möglich, auch weiterhin und immer mal wieder aufs Neue im Mittelpunkt stehen zu wollen. Ganz gleich, ob man eine weiße Weste hat oder nicht. Politiker sind ja allgemein darüber gewissenlos erhaben!

Gravatar: Gerhard G.

So was nennt man wohl verspätete An-/Einsichten

Gravatar: Friedhelm Sieb

Herr Gauck, sagen sie doch einfach, es war eine schöne Zeit als Bundespräsident, jedoch habe ich mich als solcher in vielen Dingen geirrt. Die Folgen meines Redens und Handelns, die viele gesellschaftliche Fehlentwicklungen verstärkt haben, erkenne ich heute als gemachte Fehler. Es tut mir leid vielen Menschen in meiner Verantwortung als Bundespräsident möglicherweise geschadet zu haben.
Herr Gauck, viele Menschen werden Ihnen nicht vergeben ohne ihr Eingeständnis.
Lesen Sie nochmals die Offenbarung des Johannes.
Vielleicht hilft es Ihnen weiter zur inneren Ruhe zu finden oder auch nicht. Viel Erfolg bei der Aufarbeitung Ihrer Fehler.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Als Bundespräsident handelte und redete er zumeist ganz anders.“ ...

Weil er es als zumindest von der Stasi begünstigter Kirchenmann in diesen Kreisen nicht anders lernte???

Es könnte ja eine weitere Diktatur – für welche er sich mit Leib und Seele einsetzte – „über den Jordan gehen“!?

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