Offener Brief eines beim G20 eingesetzten Polizisten

G20: Sei froh, dass du nicht dabei warst!

"Die Worte 'Sei froh, dass du nicht dabei warst!' habe ich in den letzten Stunden immer wieder gesagt und geschrieben. Ja, ich meine es so wie ich es sage. Den Eifer derer, die zu Hause bleiben mussten (durften), in allen Ehren, aber ihr hattet Glück.

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Ob ich diesen Brief schreiben soll, hat mich den ganzen Tag beschäftigt.

Ich rede nicht gern über den Dienst und es fällt mir auch jetzt wieder schwer, die richtigen Worte zu finden. Wie soll man Leuten erklären was man fühlt? Wie soll man Leuten klar machen, die in einem sicheren Umfeld leben, dass man Angst um sein Leben hatte? Ich bin ein großer starker Mann und ich bilde mir ein auch ein guter Polizist zu sein, trotzdem kam ich an meine Grenzen.

Die ganze Erfahrung ist weg gewischt, wenn du neben dir eine Kollegin zusammensacken siehst. Man will zu ihr hin und muss sich durch ein Knäul von Menschen kämpfen, die nach dir schlagen, dich schubsen. Du siehst einen zweiten Kollegen der ebenfalls zu ihr will und sie gerade noch unter einem gehobenen Bein raus zerrt.

Das geht an die Substanz, das kann ich dir sagen. Du schleppst das leblose Bündel irgendwo in Sicherheit und hörst das Gejohle und das Beifallklatschen der Leute am Rand. Sie jubeln dir aber nicht zu, nein, sie jubeln, weil Flaschen auf deinem Helm zerplatzen und du dich wie ein Hund weg duckst.

Du möchtest aufstehen und alles um dich rum zusammen schlagen. Jeden einzelnen mit ihrem dämlichen 'Wir sind friedlich, was seid ihr' in die Fresse hauen. Friedlich? Die kennen nicht einmal die Bedeutung dieses Wortes.

Ja ich bin ungerecht, es gibt sie die friedlichen Demonstranten, die vor Schreck vor meiner großen Gestalt und der dunklen Uniform sofort die Köpfe einziehen.

Du blickst dich noch einmal um und siehst wie Sanitäter die Kleine versorgen.

Ok, also weiter. Vorrücken!

Du hörst die Befehle im Kopfhörer: 'Bleibt zusammen, lasst euch nicht trennen!' Gut gesagt in dem Tumult. Du suchst in dem Haufen von Leuten deine Kollegen. Du siehst wie sie bedrängt werden. Dann hörst du das bekannte Geräusch und weißt sofort, verdammt, jetzt wird es nass - und genau so kommt es, die volle Ladung Wasser ins Kreuz.

Du könntest dem an der Wasserkanone ein paar Takte erzählen. Egal, ach, was kann der Kerl dafür, so genau kann man nicht zielen. Der ersten angenehmen Erfrischung weicht dem ekligen Gefühl nasser Klamotten auf der Haut. Die Uniform wird noch schwerer, der Helm und die Sturmmaske macht dich wahnsinnig und schränken dir die Sicht ein. Die Stiefel sind voll gelaufen, hmm, super Gefühl und das jetzt den ganzen Tag lang, denn die Dinger trocknen nicht von allein.

Im Kopfhörer hörst du 'Stellungswechsel, kommt da und da hin. Sofort!' Du rennst, du treibst die jungen Kollegen vor dir her. Sie wissen nicht wie ihnen geschieht, funktionieren noch nicht richtig. Was bleibt übrig? Du zerrst sie mit, brüllst sie an, dass sie sich bewegen sollen. Dieses Zögern kostet Zeit und deine Kraft.

Ich mache ihnen keinen Vorwurf, so etwas kann man noch so oft trainieren, hier in freier Wildbahn sieht alles anders aus. Wieder fliegen Steine, einer prallt am Schulterpanzer ab, Schwein gehabt!

Dann siehst du diese Typen mit ihren albernen Tüchern vorm Gesicht. Sie haben Verkehrsschilder aus dem Boden gerissen, schmeißen sie nach uns oder kommen damit auf uns zu gerannt. Dein Vordermann tritt dir auf die Füße. Du drückst ihn nach vorn. 'Kein zurück weichen!' Kette bilden, wieder den Wasserwerfer im Rücken.

Du musst die Augen überall haben. Wenn nur diese vielen Menschen auf der Straße nicht wären. Du denkst, du bist im falschen Film. Steht da wirklich einer mit der Bierflasche und johlt diesen Schwarzen zu? Wozu mache ich das eigentlich? Für die? Nein!

Wir stehen und warten, beobachten die Umgebung und bekommen viel mit. Vielleicht zu viel. Wir sehen das Eltern mit ihren Kindern an der Hand an der Straße stehen wo Barrikaden brennen und sich lebensgefährliche Szenen abspielen. Geht's noch?

Gackernde Mädchen in kurzen Tops machen Selfies, werden laut wenn wir sie zur Seite schieben. Jaja, 'Polizeigewalt'! Dumme Gören. Du unterdrückst diese ständig neu aufflackernde Wut in dir.

Ich habe mich gezwungen diesen Brief zu schreiben, aber ich werde Euch nicht in eurer Geilheit nach Sensationen bedienen.

Ihr habt genug im Fernsehen gesehen und Euch daran ergötzt.

Ihr denkt, dass jetzt ein Dankeschön reicht. Nein! Nicht mal ansatzweise...

Wir sind Eure Helden, Eure Polizei? Für wie lange?

Ihr vergesst zu schnell. Nur wir, wir können nicht so schnell vergessen, wie es auf uns einprasselt. Ist das das Land und die Leute für die ich mein Leben aufs Spiel setze?"

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Franz Horste

Warum lassen die Qualitätsmedien solche Polizisten nicht zu Wort kommen???

Gravatar: Detlef Bogatzki

Als ich im November 1968, als Beamter der Bereitschaftspolizei Berlin (West) zum Schutz des Landgerichts Charlottenburg eingesetzt worden war, ging es mir als jungem Familienvater ebenso wie dem Beamten dieses Artikels.
Die Brutalität und Menschenverachtung der chaotischen Menge (beliebte Formulierung in Nachrichtensendungen: „...es kam zu Rangeleien / Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei...) war mit der heutigen durchaus vergleichbar: „Aufruhr“, „in ihren Gesichtern blanker Hass“, „Bürgermeister: Das was Terror“ und „Straßenschlacht in Berlin“ lauteten damals die Headlines der Tageszeitungen.
Die Bilder waren vergleichbar.
Fassungslos liest man die jetzige Erkenntnis des Innenministers des Bundes wonach man den Anfängen wehren sollte obwohl nahezu 50 Jahre zwischen diesen Ereignissen liegen.
Hat sich nichts während dieser Zeit verändert?
Doch: Die Aufrührer als Straßen-Kampfgruppen haben sich ungestört taktisch, organisatorisch und logistisch weiterentwickelt.
Deren geistigen Aufrührer und Sympathisanten in Politik, Medien, Wissenschaft, Justiz u.s.w. (durch z. B. manipulative Berichterstattung oder politische, die Gesellschaft zersetzende Tätigkeit u.a. durch finanzielle Unterstützung linksextremer Organisationen und Verharmlosung linker Gewalt, Verächtlichmachung und voreilige Schuldzuweisung gegenüber Polizei und Einsatzkräften, Schutz identifizierter Straftäter vor gesetzlichen Sanktionen) konnte sich nahezu allumfassend ausbreiten.

Die aktuellen politischen Talkshows im Staats-TV zeigen sehr deutlich die marode gesellschaftliche Situation unseres Landes.

Gravatar: Britta

Die ganze Nacht habe ich die Bilder vom G20 in Hamburg
gesehen.
Und ich hatte eine unbeschreibliche Wut.
Und ich erinnere mich wie vor langer Zeit als die sogenannten Palästinenser mit Steinen gegen Israelis
kämpften. Dazu hieß es hier in den MSM,
"Das sind ja nur Steine."
Das stimmt nicht. Auch Steine können töten.
Und für mich stellt sich da die Frage, was tun bei Mordver-
such?
Ich selbst habe diese Frage für mich selbst längst be-
antwortet.

Den verletzten Polizisten wünsche ich gute Besserung.
Und lasst Euch nicht unterkriegen.
Und danke für den Bericht!

Gravatar: Wolfgang

Zu den Vorfällen wurde schon genug gesagt (evtl. noch nicht von jedem, aber egal).
Mir stellt sich eher eine andere Frage: Wieso mache ich ein solches Gipfeltreffen in einer Stadt, die eine starke linke Szene hat. Wieso mache ich ein solches Gipfeltreffen in einer Großstadt, die es extrem schwer macht die Anarchos vorher schon abzufangen und ihnen sogar die passende Infrastruktur bereitstellt?
Sind die Verantworlichen dumm? Haben sie das übersehen? Vielleicht, aber das wäre eine zu leichte Antwort, interessanter wird es, wenn man sagt: Nein, die haben damit gerechnet. Vielleicht nicht mit dem Ausmaß, aber es war vielleicht gewollt?
Man darf gespannt sein, welche Auswirkungen das die nächste Wochen haben wird. Rufe nach einer weiteren "Datei" für Linksextreme sind ja schon laut geworden.
Schärfere Gesetze, mehr Polizei etc. Alles gut um Symptome zu bekämpfen, aber macht sich jemand Gedanken über die Ursachen? Wie konnte es soweit kommen? Was muss ich tun, dass die Polizei überhaupt gar nicht erst in eine solche Lage kommt? Leider scheint es so zu sein, dass die momentane Gesellschaftliche Situation den Linken und Rechten Bauernfängern sehr in die Karten spielt und sich genügend Fußvolk fürs Grobe zusammenrotten läßt.
Es ist meine Hoffnung, dass diese Umstände im Laufe der Zeit erkannt werden und entgegengesteuert wird, so dass irgendwann solche Krawalle auf ein paar betrunkene Hanswursten beschränkt sind, und sind Gruppierungen wie die AfD zum Bundesparteitag in eine Telefonzelle trifft. Vielleicht sehr illusorisch, aber wünschen darf man es sich ja ;)

Gravatar: Susi

Ich kann den Polizisten verstehen, der diesen Brief geschrieben hat. Ich möchte nicht in dessen Haut gesteckt haben. Die schweren Klamotten, die Wärme und diese teuflischen Gestalten, die man versucht hat, in Schach zu halten, was nur sehr schwer gelang. Da fragt man sich natürlich, für wen tut man das Ganze? Und wenn hier jetzt einer denkt, die Politik wird nach diesen Vorfällen etwas ändern, kann man sich an den Kopf fassen. Wie blauäugig muss man dann sein? Nichts wird sich ändern, im Gegenteil, es wird noch alles schön geredet und relativiert. Die Polizisten haben auch nach diesen Vorfällen vom WE absolute Schweigepflicht, genauso wie sie Schweigepflicht haben, alle Verbrechen, die von Flüchtlingen begangen werden und anderen Linksextremisten, totzuschweigen. Pssst., wir dürfen uns dazu nicht äußern, hat unlängst ein Polizist zu uns gesagt. Es ist einfach nur noch zum kotzen. Merkel und Konsorten müssen weg. Angeblich liegt die CDU bei 38 % und die SPD bei ca. 27 %. Ich frage mich, welche Schwachmaten diese Parteien nach den ganzen Vorfällen, die in diesem Land schon geschehen sind und noch geschehen werden, wählen? Unglaublich! Haben die Menschen hier kein Gedächtnis, oder was ist los? So viel kann ich gar nicht essen, wie ich koten möchte!

Gravatar: Der Unverwüstliche

Da ja selbst hier, in der "Freien Welt" schon mal einer meiner Kommentare dank Maas oder sonst welcher Verklemmung nicht gebracht wird, halte ich mich bei dem Gejammer etwas zurück.

Liebe Polizei, tut doch nicht so, als wüsstet Ihr bei solchen "Demos" und Eurer Führung nicht, was Euch dort erwartet. Ihr müsst Wasserwerfer auf Brausestellung benutzen, dürft zwar mit Knüppeln fuchteln aber nicht wirklich zuschlagen,werdet wie Idioten nutzlos nach hier und da gehetzt, müsst den Schwarzen Block ganz offensichtlich trotz eigentlich schon sicherem Zugriff mit genügend Beamten durch belassene Korridore entkommen lassen - die vorliegenden Videos beweisen das! Ein angeblich aus dem Nichts auftauchender Mob verwüstet Straßenzüge, Autos, Geschäfte, Banken etc. - während die Stadt rabenvoll gut vernetzter Polizei ist, der Hubschrauber und sicherlich neben Zivilpolizisten und V-Leuten auch genügend Bildmaterial von installierten Kameras zur Verfügung stehen, also die perfekte Aufklärung zu vermutlich jeder Uhrzeit.

Was ein geheucheltes Gejammer ist denn dieser Brief?
Guter Mann, besuchen Sie den Arzt beim nächsten derartigen Einsatzbefehl, wenn Sie keinen Spaß als "Kanonenfutter" haben.

Ich finde es im Übrigen zwischenzeitlich echt mutig, dass die Polizeiführung unsere lustigen Politiker so hat auflaufen lassen. Sollte ich mit dieser Vermutung falsch liegen und dahinter nicht diese Absicht liegen, sollten solche Karrieren allerdings beendet werden.

Gravatar: Anonym

Sowas war absolut zu erwarten. Dafür kann man nur die Politiker verantwortlich machen, die solche Kommunisten unterstützen. Man hätte mit gezogenen Schlagstöcken auf diese "Demonstranten" zu gehen sollen. Hierbei wäre tatsächlich die von den Kommunisten angewandte Taktik in der Polizei angebracht gewesen.

Man kann nur hoffen, dass die CDU und SPD abgewählt werden, aber realistisch gesehen, wird dies dieses Jahr noch nicht der Fall sein.
Ich würde mich auch nicht wundern, wenn die Polizei und Bundeswehr anfangen würden gegen die Regierung zu arbeiten.

Gravatar: Wolfgang Köhler

Ich glaube nicht, das vorrangig das Volk beschützt
werden sollte.

Gravatar: Burkhard Schaab

Sehr geehrter Berichterstatter von der Polizei,
Ich frage mich seit dem Wochenende, warum die deutsche Polizei keine Distanzwaffen wie Gummigeschosse und Tränengasgranaten einsetzt. Die sensationslüsternen Gaffer am Rande wären wahrscheinlich schnell verschwunden. Woher kommt das?
Es ist unverantwortlich, wenn die Einsatzkräfte im unmittelbaren Körperkontakt verheizt werden weil sie keine anderen Mittel haben.
Viele Grüße und Gott befohlen

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