Mit dem aktuellen Papst erhielt der Absolutismus Einzug im Petersdom

Franziskus regiert im Vatikan mit Willkür und Angst

Papst Franziskus bleibt seiner Regierungsweise treu: Er schafft ein Klima von Verwirrung, Angst und Schrecken. Nun traf es Kardinal Robert Sarah.

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Mit Demütigungen regiert werden – das ist nicht etwas, das man von einem Vorgesetzten erwartet, schon gar nicht von seinem (geistlichen)Vater, schon gar nicht, wenn man nur seine Arbeit sorgfältig erfüllt. Aber genau das ist letzte Woche geschehen, als Papst Franziskus einen öffentlichen Brief an einen seiner ihm untergebenen Vatikan-Dikasterien-Chefs geschrieben hat, den guineischen Kardinal Robert Sarah, um ihn öffentlich zurechtzuweisen.

Was normalerweise hinter verschlossenen Türen diskutiert werden soll, das trägt Franziskus damit an die Öffentlichkeit. Warum? Erhofft er sich Unterstützung von den „Zeitgeist“-Nahen? Papst Franziskus bleibt allerdings so seiner bisherigen Regierungsweise treu, eher ein Klima von Verwirrung, Angst und Schrecken zu verbreiten, anstelle mit Verständnis und Diskussionsbereitschaft Klarheit zu schaffen. Im Vatikan herrschen dadurch Chaos und Unsicherheit: „Was wird der Papst als Nächstes tun?“ oder gar: „Werde ich morgen noch ins Büro kommen dürfen?“ sind Fragen, die sich tagtäglich allen Mitarbeitern der Vatikan-Dikasterien, der Regierungs-„Ministerien“ der Kirche aufdrängen.

Drei Mitarbeiter der Glaubenskongregation setzte Papst Franziskus Anfang des Jahres vor die Tür, weil sie Franziskus in privaten Gesprächen oder in ihrem Büro hinterfragt und kritisiert hatten. Das gleiche Schicksal traf dann nur einige Monate später selbst ihren Vorgesetzten Gerhard Ludwig Kardinal Müller. Die überraschende Nicht-Verlängerung seiner Amtszeit traf ihn schlagartig und unerwartet am 2. Juli. Doch die Entscheidung war sicher nicht unüberlegt: Müller wurde durch einen spanischen Jesuiten ersetzt.Ein gezieltes Machtkalkül des Jesuiten- Papstes? Robert Kardinal Sarah ist als Kardinalpräfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung noch auf seinem Posten, aber Beobachter fragen bereits jetzt schon: „Wie lange noch?“

Anstelle eines Gesprächs unter vier Augen mit seinem Liturgiespezialisten, wie es bisher übliche Gepflogenheit war, bevorzugte Papst Franziskus eine andere Regierungsart: die öffentliche Bloßstellung. Den Auslöser der Debatte lieferte die Veröffentlichung des päpstlichen Dokuments („Motu proprio“) mit dem Titel: „Magnum Principium“ [„Das Große Prinzip“]. In diesem Dokument wird die Jurisdiktion von Bischofskonferenzen thematisiert, wenn es um liturgische Texte geht. Soll beispielsweise über die Übersetzung eines theologisch schwierigen Begriffs entschieden werden, so hatte bisher immer Rom das letzte Wort.

Kardinal Sarah obliegt als Chef der Liturgiekongregation die Gerichtsbarkeit liturgischer Normen und Texten, dazu gehören auch Übersetzungen. Darum hatte er einen erklärenden Brief verfasst, in dem er eine traditionelle Lesart des neuen Dokumentes vorschlug: dass das letzte Wort bei liturgischen Übersetzungen weiterhin den Spezialisten in Rom obliege. Darauf griff Franziskus ein. In einer öffentlichen Antwort an den Kardinal dementierte er dieses„traditionelle“ Verständnis der Lesart und bekräftigte, dass in Zukunft Bischofskonferenzen bei der Übersetzung von Liturgie-Texten in die jeweiligen Landessprachen viel mehr Entscheidungsmacht erhalten.

Damit gibt Franziskus den landeseigenen Bischofskonferenzen ungeahnte Macht, in das Herz der Liturgie einzugreifen, die doch einheitliches Element der katholischen Kirche sein soll. Warum lässt diese öffentliche Korrektur aufhorchen? Weil sie den Regierungsstil von Papst Franziskus enthüllt: Ein Regime, das mit öffentlicher (medialer) Meinung unter Druck setzt. Warum? Man kann entweder ein Kommunikationsdesaster zwischen Franziskus und seinen ausführenden Vatikandikasterien vermuten oder eine gezielte Aushebelungstaktik Sarahs. Fest steht jedenfalls, dass Kard. Müller und Kard. Sarah eines gemeinsam haben: Sie gelten als konservativ.

Was unterscheidet sie: Kard. Müller hat in der Meinung der Medien nie gut abgeschnitten. Er galt als der sture Deutsche, für den es nur„schwarz und weiß“, „wahr und falsch“ gebe, um es mit den Worten eines liberalen lateinamerikanischen Kardinals zu sagen. Kard. Sarah hingegen kommt bei den Medien gut an. Mit seinen Büchern: „Gott oder Nichts“ und „Die Kraft der Stille“, sowie zahllosen Vorträgen hat sich der tiefgründige und innerliche Kardinal aus Afrika Millionen von Fans auf der ganzen Welt gewonnen. Das macht ihn für Franziskus unantastbar, der sich ja selber bei jeder Gelegenheit in der Medienaufmerksamkeit sonnt und gewohnterweise gut abschneidet. Ein Absetzen Kard. Sarahs würde außerdem Franziskus Medienbild als„barmherzigen Vater“ erschüttern. Daher bedient er sich einer subtileren Strategie, um zu zeigen, wer der Chef ist und wer „wirklich“ die Medien auf seiner Seite hat. Bestätigung erhält dadurch nur eines: Barmherzigkeit gibt es nur für die Linientreuen. Es gibt nur einen Chef, wer nicht pariert, wird bestraft. Der Mythos, dass der „Liberale“ auch tolerant ist, ist damit aus der Welt geschafft.

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