Inkompetenz der deutschen Regierung mitverantwortlich für das Scheitern der Afghanistan-Mission

Ex-US-Botschafter: Deutsche Strategie in Afghanistan musste scheitern

Der ehemalige US-Botschafter in Berlin, John Kornblum, erklärt, dass es vor allem die Deutschen waren, die aus dem Kriegseinsatz in Afghanistan eine Strategie des »Nation Building« machen wollten. Doch dieses Riesenprojekt verlangte zu viele Ressourcen und war von Anfang an durch Unkenntnis zum Scheitern verurteilt.

Heinrich-Böll-Stiftung from Berlin, Deutschland, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons
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Die US-Amerikaner unter G. W. Bush wollten 2001 nach Afghanistan, um die dortigen Terroristen-Lager von Al-Qaida (Al-Kaida) auszulöschen, die Drahtzieher des Anschlags vom 11. September 2001 zu fangen und in Kabul einen »Regime Change« durchzuführen.

Es waren die Deutschen, die eine Verkomplizierung des Projektes forderten, um daheim den Militäreinsatz vor der deutschen Bevölkerung zu rechtfertigen. Die deutsche Regierung unter Kanzler Gerhard Schröder, und Außenminister Joschka Fischer forderte, aus dem Militäreinsatz ein humanitäres Projekt zu machen. Plötzlich war von »Nation Building« die Rede.

Die Amerikaner haben die Idee der Deutschen akzeptiert, weil sie einen Grund lieferte, länger im Land präsent zu sein. Doch am Ende wurde dadurch das Desaster in die Länge gezogen.

Dies bestätigt auch der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, John Kornblum. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk erklärte er auf die Frage, warum der US-Präsident keinen echten Plan habe:

»Weil die Strategie in der westlichen Welt total durcheinander ist. Und hier muss ich sagen – und ich weiß, die Diskussion in Deutschland ist auch schon ziemlich aktiv –, wenn Sie genau nachforschen, wie die westliche Strategie sich entwickelt hat in den ersten Jahren ab der Petersburger Konferenz 2001, ist die Strategie des Nation Building, die sogenannte Friedensstrategie ausdrücklich auf Wunsch von Deutschland konzipiert worden, durchgesetzt von Deutschland, durchgesetzt von Schröder und Fischer vor allem – vor allem, weil man das Wort Krieg aus dem Wortschatz nehmen wollte für die NATO und für den Westen. Ab, sagen wir, Anfang 2002 hatten wir zwei Strategien nebeneinander: Einmal El Kaida ausrotten und einmal Nation Building. Und Nation Building war ohne Frage eine deutsche Erfindung

Und weiter sagte er:

»Das musste scheitern, weil wir hatten weder die Ressourcen, noch die Kenntnisse der Lage, noch die Möglichkeit, das Land so zu beeinflussen, dass es blühende Landschaften dort geben würde, wie man das öfters gesagt hat. Das musste scheitern!«

Die Merkel-Regierung ist von den Schröder-Fischer-Ideen nie abgewichen. Und so haben die Deutschen dazu beigetragen, das Desaster in Afghanistan unnötig in die Länge zu ziehen. Am Ende dauerte der Einsatz 20 Jahre und kostete etwa eine Billion US-Dollar.

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