Wer Kuchen bäckt für »Rechts« darf nicht in den Gemeindekirchenrat

Evangelische Kirche fordert in Gemeinden politischen Gesinnungscheck

Im November werden in evangelischen Kirchen in Berlin und Brandenburg neue Gemeindekirchenräte gewählt. Die oberste Kirchenleitung verlangt von ihren Gemeinden nun, Kandidaten für das Ehrenamt auf ihre politische Gesinnung zu überprüfen und bei »menschenfeindlichen Zielen« auszuschließen.

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Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) verlangt ab sofort von ihren Gemeinden, bei Wahlen zu den Gemeindekirchenräten die politische Gesinnung der jeweiligen Kandidaten zu überprüfen. Die Kirchenleitung gab zu diesem Zweck eine »Handreichung für Gemeindekirchenräte« herausgegeben, in der »Kriterien für den Ausschluss von der Leitung einer Kirchengemeinde« als Kirchenältester beschrieben werden.

Nach diesen Kriterien dürfen Mitglieder einer Kirchengemeinde nicht gewählt werden, wenn sie »Parteien oder Organisationen« unterstützen, die »menschenfeindliche Ziele verfolgen«. Da man dieses je nach politischen Standpunkt  ganz vielen Parteien unterstellen kann, wird durch einen Beschluss der EKBO-Kirchenleitung konkretisiert, dass es beispielsweise um die Mitgliedschaft in der NPD, dem III. Weg oder in der Identitären Bewegung, aber auch sogenannte Reichsbürger gehe.

Um die Befähigung zum Ältestenamt zu verlieren, muss man laut Handreichung jedoch nicht zwingend Mitglied in einer der Organisationen sein, sondern es reiche, diese zu unterstützen, beispielsweise »durch das Bereitstellen von privaten Veranstaltungsräumen, Kuchenbacken für Parteiveranstaltungen, Spenden, usw.« Ein bloßes Mitlaufen bei einer Demonstration von Pegida oder einer »asylfeindlichen Initiative« hingegen reiche nicht für einen Ausschluss, erklärt die oberste Kirchenleitung.

Das gleiche gelte auch für die Mitgliedschaft in der AfD. Die EKBO-Leitung stellt fest, dass dass sich aus  deren Wahlprogrammen eine Verfolgung menschenfeindlicher Ziele nicht belegen lasse, anders sei dies jedoch bei Äußerungen von Entscheidungsträgern der Partei, die »zum Teil als menschenfeindlich einzuordnen« seien. Trotzdem könne man daraus nicht ableiten, dass die gesamte AfD menschenfeindliche Ziele verfolge. Darum seien ihre Unterstützer nicht automatisch von der Wahl zum Ältestenamt ausgeschlossen.

Allgemein ist immer wieder nur von rechten oder rechtsextremen Organisationen die Rede, während linksextreme Organisationen offenbar keine Rolle spielen und pauschal menschenfreundlich sein müssen. Da sollte man gerade im Osten Deutschlands klüger sein, wo diese Menschenfreundlichkeit etliche fest zu ihrem Glauben stehende Christen in der DDR regelmäßig erfahren haben, die diskriminiert, überwacht und verfolgt wurden. Eine Kirchenzugehörigkeit reichte schon oft, um nicht zum Abitur zugelassen zu werden.

Wie es in der DDR damals eine Sammelwut gab, neben der Arbeit der Staatssicherheit auch selber in jeder Organisationsform von Verbänden bis zu Parteien alles festzuhalten und zu dokumentieren, dann schriftlich an die nächsthöhere Gliederung zu schicken, empfiehlt zugleich die Handreichung der EKBO-Leitung, dass der Gemeindekirchenrat vor der Wahl alles, was gegen die Zulassung eines Kandidaten spricht, »gut dokumentieren« solle.

Bestehen Zweifel an der Eignung von Kandidaten, soll sich der Gemeindekirchenrat an den »Beauftragten der EKBO zum Umgang mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« wenden. Es wird empfohlen Pfarrer Heinz-Joachim Lohmann anzurufen, den »Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche im ländlichen Raum«.
Dieser werde die Angelegenheit prüfen und ein Votum abgeben. Klingt so etwas, als wie man früher in der katholischen Kirche beim Großinquisitor nachfragte, ob jemand noch im Sinne des Glaubens ist und was mit dem zu geschehen habe.

Letztlich ist es ein merkwürdiges Procedere, dass der christlichen Botschaft widerspricht, sich gegenseitig zu achten und zu respektieren, auch wenn man einer Sünde anheim gefallen ist. Ohnehin dürfte es kaum Fälle geben, wo jemand aus rechtsextremen Organisationen für den Gemeindekirchenrat kandidiert, wo es um Fragen geht, was wo in der Gemeinde gebaut wird, für was die sonntägliche Kollekte Verwendung findet oder ob eine neue Orgel angeschafft wird.

Man spricht hier seitens der EKBO-Leitung Gemeindegliedern die geistige Kompetenz ab, sich selber mit den Kandidaten für den Gemeindekirchenrat zu beschäftigen und am Tag der Gemeindewahlen mit ihren Stimmen eine vernünftige Auswahl zu treffen, nach dem Grundsatz, wie lebt der einzelne Glauben, wie brachte er sich bisher in die Gemeinde ein und was will er künftig bewegen. Und das wo jeder Kandidat ohnehin im Vorfeld erst einmal Unterschriften von anderen Gemeindegliedern bringen muss, um antreten zu dürfen, es in manchen Gemeinden schon an genügend Bewerbern für das Ehrenamt mangelt.

Letztlich wird seitens der EKBO-Leitung propagiert, dass sich Gemeindeglieder nicht mehr aus dem evangelischen Glauben heraus, der nach Luther allein die Heilige Schrift zum Maßstab allen Handelns macht, begegegnen, sondern wie in autoritären und totalitären Systemen gegenseitig politisch überprüfen. Damit wird konträr zur christlichen Botschaft Misstrauen und Ausgrenzung geschürt, da es nun oft reicht, mit dem Vorwurf einer gewissen politischen Orientierung, Menschen zu stigmatisieren.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

„Wer Kuchen bäckt für »Rechts« darf nicht in den Gemeindekirchenrat
Evangelische Kirche fordert in Gemeinden politischen Gesinnungscheck“ ...

Passt sich die ev. Kirche jetzt dem Papst und den Katholiken an?

„Papst lobt Kommunisten und warnt vor Populisten in Europa“, kritisiert Trump und lobt China!
https://www.freiewelt.net/nachricht/franziskus-kritisiert-trump-lobt-china-10074836/

Absolvierte er nicht besonders deshalb einen Kniefall vor den Kommunisten Chinas und ließ die dortigen Christen ebenso im Stich
https://www.freiewelt.net/nachricht/papst-franziskus-vor-kniefall-gegenueber-kommunistischem-regime-in-china-10075687/
wie im nahen Osten
https://www.audiatur-online.ch/2015/12/21/warum-hat-die-kirche-die-christen-des-nahen-ostens-im-stich-gelassen/,
und jüngst auch in Venezuela etc.?
https://www.freiewelt.net/nachricht/papst-laesst-katholiken-in-venezuela-im-stich-stellungnahme-pastoral-unklug-10076988/

Weil der heilige Vater das Christentum etwa abschaffen und den Islam schon wegen der möglicherweise auch aus seiner Sicht vorteilhaften Scharia einführen will???

... „Letztlich wird seitens der EKBO-Leitung propagiert, dass sich Gemeindeglieder nicht mehr aus dem evangelischen Glauben heraus, der nach Luther allein die Heilige Schrift zum Maßstab allen Handelns macht, begegnen, sondern wie in autoritären und totalitären Systemen gegenseitig politisch überprüfen.“ ...

Gravatar: Unmensch

Wenn das so weiter geht, brauchen wir einen eigenen Gott, welcher die konservativen Menschen liebt.

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