Spannungen und Streit sind vorprogrammiert

EU will dem schwedischen »A-Traktor« den Garaus machen

In Schweden gibt es unzählige sogenannter »EPA-« oder »A-Traktore«. Das sind nicht immer Traktoren, sondern oftmals in Eigenbau aus PKW- oder LKW-Resten zusammengeschraubte Fahrzeuge. Sie sind nicht gefählich und fahren max. 30 km/h. Dennoch will die EU sie jetzt verbieten.

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Sie gehören zum Stadt- und Landschaftsbild Schwedens: optisch eigenwillige Fahrzeugkreationen, Mischungen aus PKW und LKW, Roadster nach US-Vorbild mit breiten Reifen und derart tiefergelegt, dass nur noch eine Briefmarke drunter zu passen scheint. Oder derart aufgebockt, dass es einer Leiter bedarf, um ins Fahrerhaus zu bekommen. Es sind mitunter die abenteuerlichsten Fahrzeuge, die da zusammengebastelt wurden. Manchmal aber findet sich auch ein ganz konventioneller Kombi aus schwedischer Produktion unter den Fahrzeugen, die - und das ist ihre Gemeinsamkeit - mit einem riesigen, reflektierenden roten Dreieck am Heck ausgerüstet sind.

Dieses Warnsymbol zeigt an, dass es sich bei dem Fahrzeug entweder um ein »EPA-Traktor« oder ein »A-Traktor« handelt. Ursprünglich wurden diese Fahrzeugkategorien eingeführt, damit technisch geschickte Schweden ihre Kenntnisse und Fähigkeiten einsetzen können sollten, um aus den Teilen alter Traktoren funktionsfähige Landmaschinen, also wieder Traktoren oder Schlepper, herstellen zu können. Denn Fahrzeuge in Schweden waren (und sind es in Teilen heute noch) teuer und Mangelware. Unter bestimmten Vorausetzungen brauchten diese Fahrzeuge weder Zulassung noch Versicherung und konnten mit der A-Führerscheinlizenz gefahren werden. Die gilt üblicherweise für Zweiräder. Wichtig war, dass das umgebaute oder eigenkreiierte Fahrzeug maximal 30 km/h schnell sein durfte.

Die Schweden hatten schnell ihren Spaß an diesen Bastelfahrzeugen entdeckt und schraubten, schweißten, zwirbelten und dengelten, was das Zeug hielt. Nicht immer kamen dabei unbedingt Traktoren heraus, wie es ursprünglich gedacht war. Vor allem machten sich die Nordmänner und -frauen daran, ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen und »Schlitten« nach US-Vorbild auf die Straße zu bringen. Die schwedischen Behörden waren pragmatisch: so lange die Kreation nicht schneller fuhr als maximal 30 km/h galt es als Traktor; aus die Maus!

Jetzt versucht sich die EU wieder einmal als Spielverderber und will die Traktoren komplett verbieten respektive in einem ersten Schritt bestimmen, dass zum Führen eines Traktors nun die Führerscheinlizenz B (PKW-Fahrerlaubnis) notwendig ist.

In Schweden ist man bereit, auf die Barrikaden zu gehen und die Konfrontation mit Brüssel aufzunehmen. Es ist nicht das erste Mal, dass die EU sich aus Sicht Stockholms zu sehr in interne schwedische Gepflogenheiten einmischt. Als Brüssel vor dem Beitritt Schwedens zur EU von Stockholm verlangte, den Kautabak (»Snus«) wie in der EU üblich als Genussmittel zu versteuern und nicht wie in Schweden üblich als Lebensmittel, stand Stockholm kurz davor, auf den Beitritt zu verzichten.

Auch im Zusammenhang mit den bei Schweden beliebten »Surströmminge« gab es schon Reibereien zwischen Brüssel und Stockholm. Wobei diese - anders als beim Snus oder den A-Traktoren - durchaus nachvollziehbar sind. Der Geruch der Gärflüssigkeit in der Dose mit den Heringen ist nichts für empfindliche Nasen oder schwache Mägen. Hält man jemandem die Dose beim ersten Öffnen direkt unter die Nase, dann ist dessen anschließende Flucht garantiert.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Kalle

Alles was diese "Dummhanseln" nicht verstehen oder begreifen können, wird eben verboten.
Sprache, Begriffe, technische Dinge, Heizung, persönliche Ansichten und jetzt eben das.

Man fragt sich wirklich, ob es noch sinnvoll ist, hier weiterhin zu leben oder ob es nicht besser wäre, seine Steuern wo anders zu zahlen ...

Gravatar: Heiko G.

So eine stinkende Dose von diesen Heringen "Surströmminge" sollte man vor jedem "Klimakleber" platzieren. Natürlich offen und unter Beachtung der Windrichtung. Die machen sich dann ruck zuck vom Acker, äh von der Straße.

Die Schweden und auch die übrigen Skandinavier bleiben übrigens nur so lange in der EU, wie sie Vorteile davon haben. Ändert sich das, sind sie raus. Pragmatisch halt ;-)

Warum wohl ist Norwegen nicht in der EU?

Gravatar: Desperado

Aber gepanzerte Staatskarossen, 4 Tonnen schwere 12 Zylinder Abgas Schleudern werden von solchen Umweltbewussten Hirnis genutzt? Welch kranke Politik , die sich dafür auch noch göttlich vom Bürger bezahlen lässt.

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