Überstaatliche »Regional Operational Center« sollen Netzbetrieb regeln

EU-Kommission will nationale Stromnetze kapern

Brüssel beabsichtigt, den EU-Staaten die Zuständigkeit für den Betrieb ihrer Stromnetze zu entziehen und auf eine überstaatliche »Regional Operational Center« (ROC) zu übertragen. Perspektivisch soll es nur noch einen Systembetreiber geben.

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Die EU-Kommission in Brüssel plant den Mitgliedsstaaten bedeutsame Kompetenzen zum Betrieb der Stromnetze abzunehmen. Demnach sollen künftig überstaatliche »Regional Operational Center« (ROC) die Zuständigkeit dafür erlangen, die Größe der Netzreserve zu bestimmen oder Maßnahmen gegen Versorgungsengpässe zu organisieren.

Verbunden sei damit das Recht, dass die ROCs dann auch mit eigenen Entscheidungsbefugnissen operativ in den Netzbetrieb der Mitgliedsstaaten eingreifen können. Bis zum 30. November will Brüssel seine genauen Pläne veröffentlichen.

Aus den bisher durchgesickerten EU-Dokumenten geht auch hervor, dass die ROCs nur Vorläufer sein sollen zur Verwirklichung einer langfristigen Vision eines einzigen »unabhängigen europaweiten Systembetreibers«.

Von Seiten der vier in Deutschland tätigen Übertragungsnetzbetreiber Tennet, Amprion, 50 Hertz und TransnetBW war bisher keiner bereit, eine Bewertung oder Stellungnahme zu den EU-Plänen abzugeben.

Hingegen äußerte das Bundeswirtschaftsministerium bereits mit den EU-Plänen so nicht einverstanden zu sein. Eine Sprecherin des Ministeriums ließ mitteilen: »Eine Übertragung von Entscheidungskompetenzen auf sogenannte Regional Operational Center ist aus Sicht des BMWi nicht erforderlich.«

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Otto Weber

@Dirk S 26.10.2016 - 11:42
>>Und warum kann man das nur 80 km? Na? Wie sieht die physikalische Begründung aus? Bei einer rund 6000 km langen Welle (50Hz)?
Ich behaupte, dass es auch über weitere Strecken gehen kann. Und wenn Sie in der Lage sind, Ihre 80 km auch nur annähernd zu begründen, dann werden Sie erkennen, dass ich Recht habe<<.
@Egon Dirks 26.10.2016 - 16:11
>>………… und wieso man Wechselstrom per Kabel nur 80km weit transportieren kann<<
……………………………………….

Herr Dirk S., es ging um die max. Übertragungslänge mittel Kabel bei Wechselstrom:

Bitte lesen z. B. unter: ABB „HGÜ – GRUNDLAGEN UND INTEGRATION IN DIE STROMVERSORGUNG DER ZUKUNFT“, Seite 10.
https://library.e.abb.com/public/7c519bd8fe187a62c1257cb4003aca02/K14_017%20DEABB%201936%20de%20HGUE.pdf

….>>Die angesprochenen maximal möglichen Übertragungsentfernungen sind abhängig
vom Übertragungsmedium (Kabel oder Freileitung), von der Frequenz und der Spannungshöhe sowie von zahlreichen konstruktiven und ökonomischen Randbedingungen.
Speziell mit Kabeln ist die sinnvoll realisierbare Entfernung mittels Drehstromübertragung stark eingeschränkt. Das liegt daran, dass sich ein Kabel in elektrischer Hinsicht wie ein Kondensator verhält: Legt man an dieses Kabel eine Wechselspannung an, so wird in jeder Halbwelle das Kabel neu geladen
und wieder entladen, was einen *)Ladestrom erzeugt. Bei einer **)Kabellänge von circa 60 bis 80 km ist dieser Ladestrom so groß, dass das Kabel alleine mit dem Ladestrom ausgelastet ist und keine Kapazität für einen (Nutz-) Stromtransport mehr hat<<...


Anmerkungen von mir:
*) Der Ladestrom wächst proportional zur Kabellänge
**) Die so definierte Kabellänge ist somit eine Grenzlänge, die nur mittels sehr aufwendiger Maßnahmen (z. B. Zwischenschaltung von Kompensationsspulen) verlängern werden könnte. Ob dies jemals praktisch realisiert wurde, ist mir nicht bekannt.

Bei weltweit realisierten Drehstromkabel-Verbindungen sind die Trassen-Längen erheblich kürzer, meist nicht länger als 20 Km.

Ich hoffe, dass der Sachverhalt hiermit geklärt ist.

Gravatar: Heinz

Man ist wohl jetzt soweit und lernt in Anlehnung an Lenin:

Kommunismus - das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung.

Wladimir Iljitsch Lenin

(1870 - 1924), eigentlich Wladimir Iljitsch Uljanow, russischer Revolutionär und sowjetischer Staatsmann

Gravatar: Dirk S

@ Jochen Reimar

Zitat:"Was zunächst nur wie Planwirtschaft aussieht, geht darüber hinaus. Die Krake EU will Zugriff auf die Zuteilungsgewalt haben und entscheiden, wenn sie irgendwann einmal den Strom abdrehen will."

Ja, das befürchte ich irgendwie auch. Wenn private Heim-Stromerzeuger verboten werden (bestimmt wegen der Umweltbelastung), dann sollten wir uns echt Sorgen machen.

Wobei ich gegen einen europaweiten staatlichen Netzbetreiber (der nur das Netz, also die Infrastruktur betreibt) nichts hätte. Denn private Netzbetreiber sind auch nicht so das Wahre und Infrastruktur sollte durchaus in Staatshand verbleiben (solange der Staat hinreichend demokratisch kontrolliert ist, was die EU schon mal ausschließt).

Zitat:"Und: Stromnetze können irgendwann mal als Datennetze genutzt werden."

Nö. Stromleitungen sind nicht als Datenleitungen geeignet. Die ganzen Powerline-Geschichten gehören eingestampft. Schon allein wegen der produzierten Störstrahlung.

Zitat:"Natürlich will man dann darauf auch zugreifen können - zugreifen im Sinne von Abgreifen und Eingreifen."

Da werden die eher bei der Kryptographie ansetzen. Das ist effizienter. Und lässt sich einfacher verkaufen ("Terrorabwehr").

Zitat:"Seid wachsam!"

Natürlich. Wer will schon den Feierabend verpassen? ;-)

Netzfreie Grüße,

Dirk S

Gravatar: Jochen Reimar

Was zunächst nur wie Planwirtschaft aussieht, geht darüber hinaus. Die Krake EU will Zugriff auf die Zuteilungsgewalt haben und entscheiden, wenn sie irgendwann einmal den Strom abdrehen will.
Und: Stromnetze können irgendwann mal als Datennetze genutzt werden. Natürlich will man dann darauf auch zugreifen können - zugreifen im Sinne von Abgreifen und Eingreifen. Seid wachsam!

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