Das Doppelgesicht des Wahlkampfes

Es brodelt unter der friedlichen Oberfläche

Ein unbeteiligter Beobachter müsste den Eindruck haben, dass der diesjährige Wahlkampf besonders langweilig ist. Er wirkt keinesfalls so, als stünden wichtige Themen zur Wahl oder als wäre die Wahl 2017 so etwas wie eine Schicksalswahl. Doch unter der friedlichen Oberfläche brodelt es so heftig, wie man das in Deutschland nach dem Krieg noch nicht erlebt hat.

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Auf den Wahlplakaten findet man Selbstverständlichkeiten und Aussagen, die sich nur auf Umwegen erschließen lassen. Man muss schon einiges an gutem Willen und an Vorwissen mitbringen, um rauszufinden, was eigentlich gemeint ist. Die Parteien scheinen nichts aussagen zu wollen.

Die CDU langweilt. Wenn überhaupt ein Plakat dieser Partei auffällt, dann erfährt der Betrachter nichts, was neu wäre oder was er sich merken könnte. Man guckt gar nicht erst hin. Man könnte Testpersonen befragen, viele von ihnen würden vermutlich angeben, dass sie dieses Mal noch gar kein Plakat der CDU gesehen hätten.

Die SPD reitet auf toten Pferden. Sie setzen immer noch auf den Schwindel vom Gehaltsunterschied, dem so genannten Gender Pay Gap, gegen den sie längst etwas hätten unternehmen können, wenn sie wirklich gewollt hätte und wenn es ihn denn gäbe. Inzwischen hat auch die Süddeutsche Zeitung bemerkt, dass an dem Thema was faul ist.

Die Grünen reiten auf auf demselben toten Pferd, sie scheinen selber nicht mehr an ihr ureigenes Thema Umwelt zu glauben. Eine Parole wie "Zwischen Wirtschaft und Umwelt gehört kein Oder" ist ein Rohrkrepierer. Was ist, wenn da doch ein "oder" ist? Dann "gehört sich" das nicht und wird nicht zur Kenntnis genommen – oder wie? Dann wird "Pfui!" gesagt und damit hat es sich – oder wie? Das Zauberwort "Diesel" ist zwar in letzter Minute als neues Waldsterben entdeckt worden, doch davon merkt man wenig, insgesamt betrachtet sehen die Sonnenblumen auf den Plakaten der Grünen so aus, als wären sie längst verblüht.

Die FDP setzt auf das "Digitale" – was immer damit gemeint ist. Vermutlich technischer Fortschritt und Innovation im weitesten Sinne. Den Slogan "Digital first, Bedenken second" kann man so verstehen, dass man sich ohne nachzudenken für einen digitalen Anrufbeantworter entscheiden soll, nicht für einen analogen. Aber den gibt es eh kaum noch.

Die Linke ist entschieden gegen "rechte Hetze". Damit ist sie wieder bei dem Lieblingswort der alten SED Propaganda angekommen: Hetze war alles, was den Sozialismus kritisierte. Eine Zeit lang war das Wort aus der Mode gekommen und man verstand darunter eher so etwas wie Zeitnot. Nun ist es wieder da, um zu verdecken, dass in Wirklichkeit Zensur gemeint ist.

Die AfD-Plakate sind harmlos. Zwar hat eine Gleichstellungsbeauftragte versucht, das Bild zur Parole "’Burka’? Wir steh’n auf Bikinis" als sexistisch und diskriminierend zu skandalisieren, aber es war ein Sturm im Wasserglas und nur ein weiteres Beispiel dafür, dass Gleichstellungsbeauftragte nicht so recht wissen, was sie tun sollen.

Die Wahlwerbung der AfD wirkt eher unbeholfen – jedenfalls auf Plakaten. Es geht sowieso niemand mit einer Burka ins Wasser oder im Bikini einkaufen. Noch weniger überzeugend ist die Gegenüberstellung "Burka" und "Burgunder" auf einem Plakat, auf dem drei Grazien, die aussehen, als wären sie Winzerköniginnen, mit einen Glas Wein anstoßen. Skandalös ist das nicht. Besonders aussagekräftig auch nicht. Es sieht aus, als ginge es um Äußerlichkeiten und um guten Geschmack. Die Abgründe dahinter ahnt man nur.

Die Spaßpartei DIE PARTEI ist nicht lustig. Nicht mal das. Wenn sie das Logo der AfD mit dem nach oben weisenden Pfeil umdreht und den Pfeil nach unten weisen lässt und gleichzeitig "Alternative für Deutschland" durch "alternativlos" ersetzt, dann haben sich die beiden Eingriffe neutralisiert. Die Witzbolde merken offenbar nicht, dass sie sich damit wieder der Aussage der AfD angeschlossen haben: alternativlos führt nach unten. Eben. So ist es. Dabei sollte jeder Nachwuchs-Komiker wissen, dass man einen Scherz nicht verdoppelt darf, weil man dann im Kreis gelaufen und wieder da angekommen ist, wo man gestartet war.

Alles friedlich, oder? Nein. Noch nie war ein Wahlkampf nach dem Krieg so brutal und gefährlich. Der SPD-Bundespolitiker Ralf Stegner hat mit seiner Parole, nicht nur die Argumente, sondern auch das Personal der politischen Gegner zu attackieren, eine Grenze überschritten. Genau das passiert: Personal wird angegriffen, ihre Autos werden abgebrannt, man stattet ihnen Hausbesuche ab, sie werden sozial isoliert und beruflich vernichtet.

Es ist das Ende einer Demokratie, die sich einbildet, dass sich ihre Politik aus dem Austausch von frei geäußerten Meinungen ableitet. Wenn die Parteien, die an der Macht sind, nicht mehr das Denken angreifen können, weil sie keine guten Argumente und keine neue Gedanken haben, dann greifen sie ersatzweise die Denkenden an.

Die Alternativlos-Parteien halten sich eine kriminelle mobile Eingreiftruppe, genannt Antifa, die sie indirekt fördert und über die sie ihre schützende Hand hält. Der mit Millionensummen geförderte Kampf gegen Rechts ist in Wahrheit ein Kampf gegen die AfD, die sich regelkonform einer demokratischen Wahl stellt und dabei mit Mitteln eines totalitären Staates attackiert wird.

Auch die Stasi kämpfte bekanntlich gegen den Faschismus und gegen Rechts. Sie hat nicht nur eine umfassende Zensur durchgesetzt und ein Klima der Denunziation geschaffen. Die Stasi war mehr. Sie war eine Eingreiftruppe, die gezielt Personen attackierte. Wir erleben gerade den ersten Stasi-Wahlkampf.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klaus Peters

Will ich jemanden manipulieren, lulle ich ihn ein, versetze ich ihn in den Halbschlaf. Türen und Fenster zum Unbewussten sind dann weit geöffnet. Mit den richtigen Reizen kann ich dann automatische, d. h. nicht intelligenzgesteuerte Reaktionen auslösen Wie auf Knopfdruck- klick surr. Die Marketingexperten im CDU-Wahlkampfteam nutzen diesen menschlichen Mechanismus raffiniert. Sie präsentieren uns Wahlplakate, auf denen mit den Farben schwarz, rot, gold und weiß so gespielt wird, dass man sowohl die Deutschlandfahne als auch die Flagge des wilhelminischen Kaiserreichs sehen kann. Das spricht schon einmal historisch gebildete und nach der guten alten Zeit sehnsüchtige, also eher konservative Menschen an. Verstärkend stehen auf diesen Plakaten dann noch solche Signalworte (auslösende Reize) wie " Ordnung", "Sicherheit", "Deutschland" u. ä. und ist ein Konterfei der obersten Autorität (Merkel) abgebildet. Klick-surr, schon wird beim "Untertan" ( Heinrich Mann) Zustimmung im Limbischen System seines Gehirns, im Gefühlszentrum, und eine Bereitschaft, das Kreuz bei Merkel und CDU zu machen, abgerufen. Ganz automatisch, den gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. Eventuelle Unsicherheiten des autoritätshörigen Untertans, weil seine Kanzlerin immerhin " die heilige Ordnung, ... die das Gleiche frei und freudig bindet" ( Friedrich Schiller, Lied von der Glocke) aufgehoben hat,, sind verflogen. Klick-surr der Brandstifter, der sich als Feuerwehrmann aufspielt, wird gewählt. Wenn das auch nur bei wenigen Prozent der Untertanen klappen sollte, dann wären diese Plakate, die ganze Marketingstrategie des CDU-Wahlkampfes erfolgreich. Diese Prozente fehlen dann nämlich der AFD, die auf jedes angewiesen ist, um als Oppositionsführer im kommenden Bundestag politisch einflussreich zu sein.
Also aufgepasst liebe aufgeweckte Bürger! Wer Merkel & Co. ( dazu gehört auch der rhetorisch optimierten Lindner und die FDP!) wählt, wählt die Unterwerfung. Wählt die Alternative! .

Gravatar: …und überhaupt…

@H.Roth: "Bin ich der Einzige, der dennoch auf den großen Knall wartet? Hoffentlich nicht!" Keine Sorge, ich warte auch. Wir sind also bereits zu zweit. Nein, im Ernst, wir sind Millionen, aber wir sprechen nicht darüber, sondern treffen am 24.9. unsere Wahl. Möge es helfen!

Gravatar: …und überhaupt…

"Es brodelt unter der friedlichen Oberfläche" nicht nur bei den etablierten Parteien, sondern auch bei den Bürgern (Wählern). Ich lebe in einer mittelgroßen Stadt in Schleswig-Holstein. Hier ein Stimmungsbild aus meiner Nachbarschaft, wenn ich spät abends meine letzte Runde mit dem Hund gehe. Die Leute sitzen am Wochenende im Garten oder auf dem Balkon. Ging es früher meistens um Themen wie Urlaub, Familie oder Beruf, so wird heute politisiert wie nie. Das wichtigste Thema ist Merkels verfehlte Migrationspolitik und das hilflose Agieren der EU. Jener fatale 4. September 2015 hat eine Stimmung der Verunsicherung, Ratlosigkeit, Verärgerung und Angst um die Zukunft erzeugt. Ich höre Worte wie "eingeschränkte Demokratie" oder den Satz "So etwas kann man heute gar nicht mehr laut sagen." Diese Stimmung in der Bevölkerung kann der Regierung unmöglich verborgen geblieben sein, denn die Abgeordneten werden sich in ihren Wahlkreisen einiges anhören müssen. Vor allem werden sie nach "oben" melden, dass ihnen die AfD im Nacken sitzt. Dass sie in den Bundestag einzieht ist klar. Jetzt geht es nur noch darum zu verhindern, dass das Ergebnis zweistellig wird. Wenn es um den Machterhalt geht, wird jedes Mittel recht sein. Nur noch 26 Tage, aber sie können schlimm werden.

Gravatar: Jens

Ich habe mir von der ADF auch mehr Aggressivität gewünscht. Die Rechtsbrüche der Bundesregierung liegen auf der Hand und müssen den Menschen dargestellt werden. Warum wird der überhastete Ausstieg aus der Atompolitik und damit die extrem hohen Stromkosten nicht dargestellt? Deutschland steht mit den Stromkosten in Europa an der Spitze! Warum wird die Flüchtlingspolitik mit den hohen Kosten nicht dargestellt. Das wird Deutschland in den nächsten Jahren Kosten im dreistelligen Milliardenbereich verursachen! Warum wird die Überwachung eines jeden Menschen via Netzwerkdurchsetzungsgesetz, Aufhebung des Bankgeheimnisses und Einschleusen von Spähsoftware nicht dargestellt? Das ist auch einmalig in Europa und wird nur in totalitären Staaten angewendet!

Gravatar: Lutz

In der Tat scheint es so, dass viele Menschen verunsichert sind. Viele arbeiten sehr hart, um über die Runden zu kommen. Viele halten aber auch mit dem "Status Quo" durch, wenn sie nur noch genügend Wohlstand haben, bzw. in einer "Kuller-Äuglein-Phantasie-Welt" leben.

Zunächst bewegt sich der "Dampfer" BRD noch unbeirrt weiter, werden täglich - fast unumkehrbare - verheerende politische Fehlentscheidungen getroffen.

Dass etwas in der Luft liegt, ist unumstritten. Allerdings haben die etablierten Parteien gesellschaftlich einen - nach wie vor - enormen Rückhalt; dies deshalb, weil die pluralistische Ignoranz Blüten treibt. Auch die Individualisierung ist weitgehend abgeschlossen, ebenso die kulturelle Homogenität verloren gegangen.

Eine politische Revolution sieht ganz anders aus.

Maßgeblich ist der Grad der Veränderung, welches eine politische Strömung erreicht hat. Nicht unbedingt die leisen Veränderungen im Wahlverhalten der Gesellschaft.
Die Etablierten haben einen "Werkvertag" höchst erfolgreich vollendet. Keinen "Dienstvertrag". Da darf man doch danach auch einmal schwächeln, oder?

Es werden auch Zeiten kommen, wo gewisse Zuwanderer ihre Rechte noch viel gezielter als heute durchsetzen werden, während weite Teile der Generationen 60 plus X sowie 16-18 per Briefwahl aus Mallorca und sonstwo für Merkel und Co abstimmen werden. Die Gesellschaft wird sich tief gespalten haben, bevor sich weitere, nachhaltige ethnokulturelle Umwälzungen ergeben.

Könnte man sich heute etwa mit den keltoromanischen Bewohnern der römischen Provinz des Decumatlandes (in etwa das heutige Baden-Württemberg) unterhalten, so würden sie uns sagen, dass die Germanisierung ihres Landes unaufhaltsam war.
Sie würden uns auch sagen, dass es eine zeitlang Gegenmaßnahmen gegeben habe, in die man große Hoffnungen setzte.

Für mich sind die heutigen - leisen - politischen Widerstände nicht das Zeichen einer grundlegenden Veränderung, sondern eine Bestätigung dafür, dass diese Veränderung eben nicht mehr kommen wird.
Jüngere Generationen werden kulturell, ethnisch und sozial aus ganz anderen Denkwelten nachwachsen und ihre Rechte einfordern.

Da helfen auch noch so viele IT-Aufrufe und Betroffenheits-Reaktionen an das Kollektiv nicht mehr weiter.
Vor kurzem habe ich mich mit jungen Spaniern unterhalten. Übergebildet, perspektivlos, kinderlos, kraftlos und resigniert. Kaum Jobs, 50% sind arbeitslos, viele prekär beschäftigt usw. Politisch engagiert? Null.
Kulturelles Vakuum? Völlig! Einstellung: suizidal-devot.

Unter vielen jungen Zuwanderern erkenne ich eine unglaubliche Ideologie und ein herausragendes Sendungsbewusstsein. Lebenshunger. Einstellung: fordernd!

Europäer schaffen Selbstbestimmung nicht einmal mehr über die Wahlurne...

Gravatar: H.Roth

Ja, Friede, Freude, Eierkuchenwelt. Man versucht mit Plakaten und einschläfernden Wahlreden zu beschwichtigen, damit keiner erkennt, wie dünn das Eis ist, auf dem wir stehen. Die letzten Nebelkerzen werden geworfen, während unter der Decke explosives Nitroglyzerin schlummert. Nur nicht zu stark wackeln, heißt die Devise. Das Parteienkartell weiß schon, wie die Karten verteilt werden. Alles ist schon so gut wie abgeklärt. Es wird keine Überraschungen mehr geben, weil das Wahlvolk resigniert und betäubt auch nicht mehr damit rechnet...
Bin ich der Einzige, der dennoch auf den großen Knall wartet? Hoffentlich nicht.

Gravatar: Hand Meier

Die Realitäten werden aus dem Wahlkampf bewusst herausgehalten. Die täglichen sogenannten Einzelfälle der angeblich psychisch Erkrankten, die in Kurzschluss-Reaktionen durchdrehen.
Das sind die Idioten einer Parallel-Gesellschaft die in Wirklichkeit „ein abenteuerliches Experiment“, an unserer kulturell entwickelten Gesellschaft darstellen.
Völlig Kulturfremde, angeblich geflüchtet, die ohne Identitäts-Kontrollen von Merkel und Co als Geiseln den Deutschen sowohl finanziell aufgezwungen wurden, und als Sicherheits-Risiko der Bevölkerung vorgesetzt wurden.
Merkel hat die Streuner mit Selfies angelockt, und bockig bemerkt, wenn sie das nicht dürfe sei dies nicht mehr ihr Land.
Absolut arroganter geht nicht und ist die eigentliche Kontroverse zwischen „freien Frauen mit Burgunder und Trachten-Gewändern“ die ein Lebensgefühl verkörpern.
Frei von ideologischer Gefangenschaft.
Ob im linken Sozialismus der Hosen-Anzüge, der Mao-Monturen oder einer muslimischen Gefangenschaft.

Gravatar: Karin Weber

Die CDU (Partei der Schande) hat in Leipzig Kandidatenwahlplakate mit "Aus Leipzig. Für Leipzig" aufgehängt. Eine selten dämliche Begründen jemanden oder genau den wählen zu sollen. Inhalte? Nee. Er ist aus Leipzig und das soll Grund genug sein. Leipzig hat über 500.000 Einwohner. Auf jeden trifft das zu. Merkel wirkt offensichtlich wie ein Schlaftrunk. Ohmmm Ohmmm Ohmmm.

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