Berliner Senat vergibt einen neuen Preis

Erstmals wird ein Preis für „Lesbische Sichtbarkeit“ verliehen

In Berlin wird der mit 3.000 Euro dotierte Preis für „Lesbische Sichtbarkeit“ vergeben, der lesbische Frauen auszeichnet, die sich in besonderer Weise bemerkbar machen – die also besonders sichtbar sind. Na, dann schauen wir mal.

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Der Tagesspiegel findet den Preis überflüssig. Der Justizsenator Dirk Behrendt von den Grünen, der auch für Verbraucherschutz und Antidiskriminierung zuständig ist, findet das wiederum nicht. »Lesbisches Leben ist in unserer Gesellschaft noch immer (…) zu wenig sichtbar«, sagt er. »Die Regenbogenhauptstadt Berlin« wolle deshalb »die Sichtbarkeit lesbischen Lebens entschieden verbessern.«

Dazu gibt es einen ausführlichen Kriterienkatalog, in dem festgelegt ist, wer den Preis bekommen darf. Wer könnte die Glückliche sein? Jemand aus diesem Personenkreis: »Die Person(en) soll(en) sich als lesbisch* definieren und durch ihr Handeln zur Sichtbarkeit von Lesben*, lesbischem* Leben, lesbischer* Kultur oder Geschichte in Berlin beitragen.«

Dabei wird ausdrücklich erwähnt, dass sich auch Bewerber melden können, die von Geburt aus gar keine Frauen sind, »sich aber als solche empfinden und dazu als lesbische.« Wer schließlich den Preis bekommt, entscheidet »eine 5-köpfige, lesbische* Expert*innen-Jury«.

Sinn und Zweck des Preises ist es nach den Worten des Justizsenators, eine lange währende Diskriminierung homosexueller Menschen durch den Staat und die Öffentlichkeit zu beenden.

In der taz heißt es über die lesbische Gemeinde: »Wir sind alle große Drama-Queens«. Stephanie Kuhnen, die gerade einen Sammelband unter dem Titel »Lesben raus« herausgegeben hat, klagt: » ... in den Neunzigern gab es überall Frauen- und Lesbenzentren. Es gab eine riesige Infrastruktur, in jeder Stadt gab es entsprechende Kneipen und Buchläden. Es gab die Walpurgisdemos, die 8.-März-Demos – und in großen Städten gab es die Lesben-Sexshops. Alles weg, selbst aufgegeben.«

Das ist in der Tat ein Drama. So kann das nicht weitergehen. Das muss sich ändern. Auf Rainbowfeelings werden daher 10 Dinge vorgestellt, die man tun kann, um sich für lesbische Sichtbarkeit einzusetzen. Auf http://www.I-mag.de ist frau etwas bescheidener und nennt nur 8 Dinge, die man tun kann, um sich für lesbische Sichtbarkeit einzusetzen. Doch egal wie weit man schon zählen kann, in einem Punkt sind sie sich einig: Sichtbarkeit muss sein.

Feministische Sichtbarkeit ist auch das große Thema auf phenomenelle. Da spielt die Autorin (oder Autor_in oder Autor*in, die, der oder das womöglich lesbisch, bi, trans- oder asexuell ist – wir wissen es nicht und wollen es eigentlich auch nicht wissen) sogar mit dem Gedanken – was sicher scherzhaft gemeint ist –, sich als »Schwulinnen« zu bezeichnen, weil man – pardon: frau! – mit einem vorangestellten »schwul« mehr Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit erreichen könne, als wenn man gleich sagte, dass man lesbisch sei. So eine Innen-Endung ist ja immer nur nachgestellt und angehängt.

Auch wenn die lesbische Lebensweise demnächst als Unterrichtsstoff in den Schulen Einzug halten wird – es reicht den immer noch zu wenig sichtbaren Lesben nicht. Sie klagen weiterhin, dass sie noch sichtbarer sein müssten.

Vielleicht sollten sie mehr Selfies machen und die ins Netz stellen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Sarah

Mit fehlen die Worte!

Ich sag nur eines: Dekadent!!

Gravatar: F. Kaatz

Gut zu wissen das meine Steuern im Länder Finanzausgleich so wirksam und für die Allgemeinheit mit Sinn und Verstand eingesetzt werden...

Wäre ja auch eine Schande das Berlin bei dem verschuldungsgrad mal anfangen würde schwarze Zahlen zu schreiben....

Gravatar: Stephan Achner

Der Berliner Justizsenator Dirk Behrendt von den Grünen sollte die Feier zur Preisverleihung unbedingt in einem der mittlerweile zahlreichen muslimisch geprägten Berliner Stadtteile, wie z.B. Neukölln, durchführen, um dort die "Regenbogenhauptstadt Berlin" zu präsentieren und "lesbisches Leben sichtbar" - vielleicht in Sichtweite zu einer der vielen Berliner Moscheen - zu machen. Es dürfte dann eine richtig "bunte" Veranstaltung werden.

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