Das Prozedere um die Nachfolge von Theresa May auf dem Stuhl des Parteivorsitzenden der Konservativen Partei (Tories) ist aufgrund der aktuellen Vielzahl von Kandidaten ein zeitintensives Unterfangen. Zunächst hatten elf Mitgleider der Partei ihr Interesse angemeldet. Einer fiel direkt vor Beginn der Wahlen durchs Raster, da er die notwendige Anzahl an Unterstützern nicht beibringen konnte.
In der nun erfolgen ersten Runde setzte sich der große Favorit Boris Johnson klar durch. Etwa ein Drittel der im Unterhaus vertretenen Abgeordneten seiner Partei (114) votierten für den bekennenden Brexiteer. Deutlich dahinter folgte Außenminister Jeremy Hunt auf Platz zwei (44 Stimmen). An der vorgegebenen Hürde von 17 Stimmen scheiterten gleich drei Kandidaten: Ex-Arbeitsministerin Esther McVey, Mark Harper und die ehemalige Ministerin für Parlamentsfragen Andrea Leadsom sind bereits jetzt aus dem Rennen.
Am kommenden Dienstag erfolgt die nächste Wahlrunde. Hier müssen die nun verbliebenen acht Kandidaten zunächst mindestens 33 Stimmen auf sich vereinen, um weiterhin Chancen auf den Vorsitz zu haben. Allerdings gibt es noch ein zweites Auschlusskriterium. Unabhängig von der Zahl der mindestens 33 Stimmen scheiden der oder die Kandidaten mit der geringsten Stimmenanzahl aus.
Bis zum Ende der kommenden Woche soll so die Kandiatenzahl auf zwei reduziert werden, die sich dann in einer Stichwahl gegenüberstehen.
Kommentare zum Artikel
Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.
Männer mit seltsamem Auftreten und Frisuren scheinen zur Zeit weltweit Hochkonjunktur zu haben.
Nur wir Deutschen begnügen uns mit einem normal aussehenden Habeck.
In jeder Hinsicht, eine gefährliche Entwicklung !
Wenn Johnson Premierminister wird, müsste das Parlament den Brexit akzeptieren. Wird der Brexit nicht akzeptiert, wird es kompliziert. Wenn Johnson gestürzt wird, kann eine Neuwahl verhindert und ein zweites Referendum initiiert werden oder der Brexit zurückgenommen werden. Wenn er nicht gestürzt wird, wird er der Königin wohl die Auflösung des Parlaments vorschlagen. In beiden Fällen müsste es zur Spaltung der Torys kommen und der Brexitflügel könnte sich mit der Brexit Party vereinigen. Falls bei einer Neuwahl die vereinigte Brexitpartei gegen Labour und Resttory antritt, wird sie dank Mehrheitswahlrecht weit mehr als die Hälfte der Parlamentssitze bekommen. Falls jedoch der Brexitflügel als Partei gegen Farage antritt, gewinnt Labour und es käme zu einem zweiten Referendum mit Rücknahme des Brexit oder einem Scheinbrexit. Wird der Brexit abgelehnt und Johnson nicht gestürzt und auch keine Neuwahl angesetzt, versinkt UK im Chaos.
Für die populistischen Bestrebungen ist der Brexit sehr wichtig, weil er zeigt, dass die EU nicht alternativlos ist. Allein der „drohende“ Brexit hat schon signifikante wirtschaftliche Erfolge bewirkt, die von den L-Medien verschwiegen werden. In UK sank die Arbeitslosigkeit von 2015 bis 2018 von 5,38 % auf 4,08 % ( bitte nicht mit unserer Fake-Arbeitslosenstatistik vergleichen ) und das Haushaltsdefizit sank von 79,56 auf 30,14 Milliarden Pfund. ( Statista )
@harald44 14.06.2019 - 11:34
"Ich meine, wenn jemand sich mit jemandem nicht einigen kann, auf welche Weise beide ein Haus verlassen sollen - dann bleiben sie eben drin. .... Einen dritten (Aus-)Weg gibt es nicht."
Das sehe ich nicht so. Es gibt bei strittigen Paaren oft die "Lösung", dass dann beide das Haus verlassen müssen. May hat es bereits getan. Einige Verweigerer werden ihr es ihr wohl gleichtun müssen, wenn sie auf ihrem trotzigen und starrsinnigen Widerstand bestehen.
Boris Johnson hatte ja schon angekündigt. Wenn das britische Parlament weiterhin den Brexit boykottiert, dann wird er dort "aufräumen". Und das sollte er dann recht schnell auch tun. Wer seinen Posten nicht verlieren will, wird dann schon nachgiebig werden.
Die Tories brauchen einen Viking.
Auch ich gratulieren dem Boris für diesen Erfolg von Herzen und wünsche ihm für den von ihm angestrebten "harten Brexit" ein ganz besonders glückliches Händchen!!!
Auch der Nachfolger von Frau May steht vor genau demselben Problem, das diese im und mit dem britischen Parlament nicht zu lösen vermochte.
Ich meine, wenn jemand sich mit jemandem nicht einigen kann, auf welche Weise beide ein Haus verlassen sollen - dann bleiben sie eben drin.
"Tertium non datur" wußten schon die alten Römer. Einen dritten (Aus-)Weg gibt es nicht.