Türkei stellt selber EU-Beitrittsgespräche in Frage

Erdogan sieht Russland und China als Alternative zur EU

Der türkische Staatschef Erdogan betont, man brauche die EU nicht um jeden Preis. Es sei denkbar, dass die Türkei von sich aus Alternativen zu Beitrittsgespräche mit der EU einschlägt, etwa durch eine stärkere Annäherung an Russland und China.

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Immer mehr EU-Politiker fordern angesichts der Situation in der Türkei, die Beitrittsgespräche auszusetzen, doch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nimmt bereits mit einer Annäherung an Russland und China Blick auf eine Alternative.

Eine Mitgliedschaft der Türkei in der EU sei nicht alternativlos, sagte Erdogan nach einem Arbeitsbesuch in Usbekistan. Er hält es nach ersten Gesprächen mit Putin für vorstellbar, dass sich die Türkei der von Russland und China dominierten Schanghaier Kooperationsorganisation (SCO) anschließe.

Erst kürzlich forderte Erdogan mit Verweis auf die zögerliche Haltung Europas im Beitrittsprozess von der EU eine Entscheidung über einen Abbruch der Beitrittsverhandlungen bis zum Ende des Jahres und kündigte andernfalls ein Referendum in der Türkei an.

Erdogan erklärte, mit einem Beitritt zur SCO könne die Türkei politisch deutlich freier agieren. Zur Organisation zählen neben Russland und China auch die zentralasiatischen Staaten Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan an. Gegründet wurde diese 2001 als regionaler Sicherheitsblock.

Mehr dazu unter diepresse.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: WALT MAISTA

Auf jeden Fall würde mir ein großer Stein vom Herzen plumpsen, wenn Erdoğan sich von Europa abwenden würde. Es wäre eine Riesenerleichterung, einen Despoten loszuwerden.
Ach ja - die Visafreiheit ist doch auch schon illosorisch, oder?

Gravatar: qed

Man begeht einen Fehler, den frommen Sultan für wahnsinnig zu halten. Der von mir hochgeschätzte Egon Bahr hat es den debilen Politschranzen unmißverständlich gesagt: "Verstand ohne Gefühl ist unmenschlich, Gefühl ohne Verstand ist Dummheit." Womit die deutsche Politwirklichkeit hinreichend beschrieben ist.

Erdogan kalkuliert eiskalt, wie sich die Dinge in der Zukunft entwickeln werden. Und aus seiner Verachtung von Knallköppen wie Schulz oder der Kanzlerettendarstellerin und ihrem roten Appendix Dingens hat er keinen Hehl gemacht. Das sollten wir ihm wirklich nicht übel nehmen, denn er hat Recht. Mit seinen Großmachtallüren hält er sich besser an die künftigen Winner.
Die Alternative dazu ist einfach nur disgusting:
https://www.youtube.com/watch?v=faXLDW3f-5A

Gravatar: Ron Ceval

Das Osmanische Reich hat auf dem Balkan tiefe Spuren hinterlassen: im Kosovo, Albanien und Mazedonien erwacht der Islam und der Dschihad zu neuer Blüte. Sollte die syrische Tragödie beendet werden, dann kommen die Schlächter von Aleppo ins ehemalige Jugoslawien und bereiten dort den Sturm auf Europa vor. Die Frage, ob die Türkei in die EU aufgenommen wird, ist längst überflüssig: Erdogan denkt in anderen Dimensionen. Für ihn stellt sich die Frage, wann der Islam Europa übernimmt und das Ziel scheint bereits in greifbarer Nähe. Die Pläne mit Rußland und China hören sich zwar gut an, sind aber wohl eher Ablenkungsmanöver. Denn erstens hat Putin mit Erdogan noch eine Rechnung offen (Tschetschenien-Krieg) und zweitens fährt China kompromißlos einen anti-islamischen Kurs. Oh nein, die Türkei blickt immer noch nach Westen, aber anders als wir es uns vorstellen.

Gravatar: rinhard

Das sollte die Türkei, zumindest die jetzige, mal machen.
Sie gräbt sich damit Ihren eigenen Rückschritt sowohl
ökonomisch als auch gesellschaftlich. In diesen Autokra-
tenclub paßt sie wie die Faust auf´s Auge. Und vor allem
wird dadurch auch endlich klar, daß die Türkei nie ein
europäisches Land war und ist (ausser diesem kleinen
bedauerlicherweise eroberten Teil von Konstantinopel) und zum asiatischen Teil der Erde gehört. Letztendlich sind die Vorfahren der heutigen Türken ein asiatisches, turkmenisches Reitervolk (Seldschukken) gewesen.

Nur Kemal Atatürk hat sie mehr oder weniger zwangs-
weise europäisch kultivieren wollen. Doch diese Kultur-
revolution ist bis zum heutigen Tage nie richtig in den
erbärmlich heruntergekommenen anatolisch islamisch
verbrämten Gebieten angekommen. In so fern ist es nur
folgerichtig, daß sich dieses Land wieder in Richtung
seiner eigentlichen Herkunft orientiert.

Die Türkei gehört weder in die EU und schon gar nicht
in die Nato! Besonders letztere (die Nato) hätte schon
seit dem Ende des kalten Krieges und dem Fall des ei-
sernen Vorhangs völlig neu strukturiert gehört. Europa
sollte endlich eine Partnerschaft mit dem europäischen
Rußland eingehen und die Verbandelung mit der Türkei
beenden.

Gravatar: Michel ut Jasmund

Erdogans "Hinwendung" zu Russland und China sind nur taktischer Natur, um die EU zu erpressen. Sicherlich werden sich Politiker aus diesen beiden Ländern, nach dem Motto "Der Feind deines Feindes ist dein Freund", freuen. Wer glaubt, dass diese den Führer des Neo-Omanischen Reiches vertrauen und blind in ihren Reihen aufnehmen, unterschätzt die Intelligenz der Akteure. Erdogan ist Sprengstoff in der Politik. Russland und China haben genug eigene Probleme.

[Gekürzt. Die Red.]

Gravatar: Stephan Achner

Jetzt mal völlig unabhängig von Erdogan:
Wenn sich die Türkei in Richtung eurasischer Wirtschaftsraum mit ungesättigten Märkten und insgesamt über 3 Mrd. Menschen orientieren sollte, dann würde die Türkei etwas Kluges tun.

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