Neues von ›Charlie Hebdo‹

Erdogan-Karikatur führt zu neuen Spannungen

Nach ihrer Mohammed-Karikatur zeigt ›Charlie Hebdo‹ nun den türkischen Präsidenten in Pose. Der Ärger ist programmiert.

Foto: pixabay
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Was kein westeuropäischer Politiker sich traut: Das französische Magazin ›Charlie Hebdo‹ redet Klartext mit dem Despoten aus Kleinasien. In seiner Ausgabe von heute, deren Titelblatt aber schon gestern durch die sozialen Medien ging, wird Erdogan in einer Weise dargestellt, die in der Türkei jeden Journalisten in Lebensgefahr bringen würde.

Die Karikatur zeigt den türkischen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan in weißer Unterwäsche auf einem Sofa mit einer geschminkten und verschleierten Frau und wie er ihren Hintern entblößt. Die Frau trägt ein Tablett mit Gläsern. Beide sind amüsiert. In Erdogans Sprechblase heißt es: »Ooh! Der Prophet!« Am Rand wird ergänzt: »Erdogan: Im Privaten ist er sehr lustig.«

Hintergrund der Karikatur sind die ernsten Spannungen einerseits zwischen Frankreich und der Türkei im Mittelmeer und zum anderen zwischen dem französischen Staat und den in Frankreich lebenden Moslems, nachdem ein Lehrer von Moslems geköpft worden war, weil er im Unterricht über Mohammed-Karikaturen diskutieren ließ, die in ›Charlie Hebdo‹ erschienen waren.

Erdogan, der sich ansonsten bei der kleinsten angeblichen Gewalttat gegen Moslems echauffiert, hat den Mord in Paris durch Erdogans Glaubensbrüder bisher mit keinem Wort erwähnt. Aber nachdem Frankreichs Präsident Macron erklärt hatte, den Islamismus, wie er ihn nennt, in Zukunft zu bekämpfen, hatte Erdogan von ›Islamophobie‹ gesprochen – einem beliebten Schlagwort in deutschen grün-roten Kreisen.

Mit seiner Karikatur greift das Satiremagazin direkt in den wachsenden Konflikt der beiden Länder ein. Über das Niveau der Karikatur kann man streiten. Die Darstellung sprengt aber durchaus nicht den üblichen Rahmen politischer Karikaturen. Allerdings ist es eben nicht der Rahmen des in der Türkei erlaubten.

Es überraschend daher wenig, wenn die türkischen Regierungsmedien von einem »widerlichen Angriff« auf Staatspräsidenten Erdogan sprechen. Die Karikatur wird als »niederträchtig« und »skandalös« bezeichnet. Die Zeitung ›Sabah‹ sah sogar eine Mitschuld des französischen Präsidenten, der das Magazin mit seinen »Angriffen auf den Islam« ermutigt habe, Erdogan zu karikieren.

Bemerkenswert ist die Sprache der Unterstützer von Erdogan. So schrieb der Kommunikationsdirektor Erdogans über Twitter: »Der faschistische Flügel des Westens und dessen Vertreter unter uns greifen auf unmoralische Weise unseren Staatspräsidenten an.« Ebenfalls eine Wortwahl, wie sie in links-grünen deutschen Kreisen üblich ist. Er fuhr fort: »Sie glauben, so unseren Staatspräsidenten von seinem Weg abbringen zu können. Aber unser Staatspräsident wird weiter die Stimme des globalen Gewissens sein. Die Türkei wird erstarken, der Faschismus und die Faschisten werden verlieren.«

Eine andere Sprache wählte der stellvertretende türkische Kulturminister, indem er die Mitarbeiter von ›Charlie Hebdo‹ laut Welt als »Bastarde« bezeichnete und ergänzte: »Sie sind Hurensöhne.« Ausfälligkeiten, wie man sie aus der türkischen Regierung kennt.

Die Karikatur ist in den Regierungsmedien abgebildet, aber nicht zu erkennen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Erdogan, der sich ansonsten bei der kleinsten angeblichen Gewalttat gegen Moslems echauffiert, hat den Mord in Paris durch Erdogans Glaubensbrüder bisher mit keinem Wort erwähnt.“ ...

Damit wird mir klar, warum das Erdogan für seine „Geschätzte Freundin“ ´freundliche` Worte wählt!
https://www.handelsblatt.com/politik/international/besuch-in-istanbul-geschaetzte-freundin-erdogan-waehlt-freundliche-worte-fuer-merkel/25470324.html?ticket=ST-485330-n0xamKcDVaqgZ4LK4Nv0-ap4

Ein weiterer Grund dafür ´könnte` m. E. allerdings auch darin liegen, dass sie womöglich selbst ihm versprach: https://gloria.tv/post/SnRM3bniGqsg28i9wH2YsGN88

Gravatar: werner

Die Europäer haben die Pflicht die diplomatischen Beziehungen mit diesem unverschämten, größenwahnsinnigen, Muselmanen abzubrechen. Alle Anhänger Erdogans, sollten zum Verlassen Europas aufgefordert werden. Wenn er Asylanten nach Europa sendet, müssen die Waffen eine Antwort geben.

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