Der emeritierte Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, hat beim Konklave in Rom ein prophetisches Zeichen gesetzt. In einer eindrucksvollen Rede, die unter den versammelten Kardinälen für aufmerksames Schweigen sorgte, erinnerte der 92-jährige Kirchenmann an das wahre Fundament der Einheit der Kirche. »Die Einheit der Kirche gründet nicht allein auf der Autorität des Papstes«, erklärte Zen, »sondern auf seiner Treue zur Wahrheit und zur Sendung, die Christus selbst der Kirche anvertraut hat.«
Mit diesen Worten widersprach Zen nicht der päpstlichen Autorität, wohl aber ihrer politischen Verzerrung. Besonders deutlich wurde er, als er den umstrittenen Vatikan-China-Deal ansprach – jenes geheime Abkommen, das der Heilige Stuhl 2018 mit der Kommunistischen Partei Chinas geschlossen hatte, um die Bischofsernennungen in der Volksrepublik abzustimmen. Dieses Abkommen, so Zen, sei ein »Verrat an den katholischen Gläubigen in China«, die seit Jahrzehnten für ihren Glauben verfolgt, inhaftiert oder zum Untergrund gezwungen werden. Der Vatikan habe damit nicht nur Gläubige geopfert, sondern auch die Wahrheit.
Zen warf in seiner Rede zudem einen scharfen Blick auf den Zustand des Kardinalskollegiums. In den vergangenen Jahren, so der Kardinal, sei es behandelt worden wie eine »dekorative Institution« – ohne echte Mitsprache, ohne Einfluss. Dabei seien die Kardinäle nicht bloße Berater, sondern Garanten der Einheit der Kirche und vor allem: die Wähler des nächsten Papstes. Ihre Stimme sei »nicht nur formell, sondern zutiefst geistlich – ein Ausdruck der Sorge um das Heil der Seelen und die Wahrheit des Evangeliums.«
Besonders deutlich war seine Kritik am synodalen Prozess, der unter Papst Franziskus initiiert wurde und nun mit einer neuen Form kirchlicher Entscheidungsfindung experimentiert. »Die Caritas ohne Wahrheit wird zur Komplizenschaft«, warnte Zen, »und das Evangelium darf nicht auf dem Altar des weltlichen Konsenses geopfert werden.«
Damit traf Zen einen Nerv – nicht nur bei konservativen Katholiken, sondern auch bei vielen, die sich nach geistlicher Klarheit und moralischer Führung sehnen. Seine Rede war keine parteipolitische Kampfansage, sondern ein Aufruf zur Rückkehr zu den Grundlagen: Wahrheit, Treue und das Kreuz.
Dass gerade Zen, der unter der KP Chinas Repressalien erlitt und für seine mutigen Worte mehrfach festgenommen wurde, nun im Herzen der Kirche spricht, verleiht seiner Stimme besonderes Gewicht. Der Vatikan hatte ihn jahrelang gemieden – Papst Franziskus verweigerte ihm wiederholt eine Audienz. Nun aber, im Vorhof der Wahl des nächsten Pontifex, steht er im Zentrum.
Joseph Zen mag keine Mehrheit hinter sich haben. Doch was er sagt, trägt Gewicht. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere Wähler im entscheidenden Moment daran: Nicht Macht oder Strategie machen die Kirche groß, sondern Heiligkeit, Treue und der Mut zur Wahrheit.
Kommentare zum Artikel
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... „Der chinesische Kardinal erinnert beim Konklave an das wahre Fundament der Kirche – und kritisiert stillschweigend die Komplizenschaft mit der Kommunistischen Partei Chinas.“ ...
Klar: „2018 unterzeichnete der Vatikan ein Dokument mit dem kommunistischen China, das zu einem der umstrittensten Aspekte des Pontifikats von Papst Franziskus wurde und zu einem „Verrat“ an den Katholiken im Land führte“!!! ...
https://tfp-deutschland.de/vatikan-abkommen-mit-dem-kommunistischen-china-diplomatischer-sieg-oder-ausgangspunkt-fuer-verfolgung/