»Zürnt nicht eurem Bruder.«

Ein etwas anderer »Great Reset«

Gastkommentar von Robert Royal: Wir brauchen einen Reset unserer Weise über die Welt nachzudenken.

Rembrandt, CC0, via Wikimedia Commons
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Der heilige Johannes Paul II. pflegte eine Geschichte – eine wahre Geschichte – über einen seiner Kollegen an einer polnischen Universität zu erzählen, an der der zukünftige Papst Ethik lehrte. Der Kollege war ein Physiker, der behauptete, er sei ein Atheist, wenn er an seinem Schreibtisch sitze, aber er fände zum Glauben an Gott, wenn er in den Bergen wandern gehe.

Seitdem ich diese Geschichte gelesen habe, fällt sie mir in verschiedenen Situationen immer wieder ein. Man könnte sie einfach als ein weiteres Beispiel für die Torheiten der Intellektuellen lesen. Soweit ich gehört habe, hat der betreffende Professor diesen Widerspruch, von dem man meinen könnte, er sei die zentrale Beschäftigung seines beruflichen und privaten Lebens, nie gelöst.

Aber wir sind eine seltsame Spezies, und meiner Erfahrung nach sind Intellektuelle kaum die Einzigen, die in bedeutenden Angelegenheiten stark widersprüchliche Impulse hegen, die sie mit ihren üblichen Mitteln nicht auflösen können.

Dennoch ist sein Fall für mich eine scharfe Erinnerung daran, dass wir alle aus den Brutkästen des Denkens und Handelns ausbrechen müssen, die wir dazu neigen, zu erschaffen und uns von der Realität abzuschotten, nie mehr als in modernen technologischen Gesellschaften, besonders jetzt durch die digitale Revolution. Und die Sperren in diesem Jahr, die viele von uns zu mehr Bildschirmzeit getrieben haben, haben Schlimmes nur noch schlimmer gemacht.

Es ist eine häufige Erfahrung, dass die Wiederbegegnung mit der Natur, das Verlieben, das Kinderkriegen – verschiedene solcher Urerfahrungen – uns zu einer größeren, menschlicheren Existenz führen.

Aber die meiste Zeit sind wir eine solche Masse von Widersprüchen und Verwirrung, dass oft das Leiden – die Konfrontation mit Krankheit oder Tod, Ungerechtigkeit, Armut, Gefängnis – das Einzige ist, was uns aufweckt und uns schließlich zur Vernunft und zum Frieden führt. Franz von Assisi und Ignatius von Loyola kamen zu sich selbst – und wurden die großen Heiligen, die wir kennen – erst nach Kriegserfahrungen. In jüngerer Zeit haben große Seelen wie Dostojewski, Solschenizyn und viele andere, bekannte und unbekannte, in politischen Gefängnissen zu Gott gefunden – und damit auch zu sich selbst.

Rod Drehers neues Buch Lebe nicht durch Lügen stützt sich auf viele Beispiele von Menschen, die im 20. Jahrhundert unter dem Kommunismus inhaftiert waren und die ähnliche Durchbrüche zur Freiheit und sogar zur Heiligkeit machten. Drehers Grund, das alles zu erzählen, ist nicht nur historisch. Er glaubt, dass der »weiche Totalitarismus«, den er in den westlichen Demokratien aufsteigen sieht, von uns allen verlangen wird, die Lektionen derjenigen zu lernen, die sich den harten Totalitarismen der jüngsten Vergangenheit entgegenstellten.

Die Dinge mögen noch nicht so weit fortgeschritten sein; es mag noch Wege geben, eine solche Tyrannei zu vermeiden. Aber das wird einen neuen und anderen Satz von Tugenden erfordern als den, den wir bisher an den Tag gelegt haben. Wie Drehers Beispiele zeigen, geht es nicht nur darum, Drohungen mit anderen Drohungen zu begegnen, Gewalt mit Gewalt, alle unsere Bemühungen auf »Gewinnen« im oberflächlichsten Sinne zu richten. Es bedarf einer Art von Transformation in eine völlig andere Art des Verständnisses des Kampfes und dessen, was es bedeutet, zu gewinnen.

In diesen Tagen wird viel darüber geredet, wie die COVID-Pandemie eine Gelegenheit für einen »Großen Reset« bietet, was – soweit ich sehen kann – hauptsächlich bedeutet, den üblichen internationalen Utopismus bezüglich Wirtschaft, Klima, Bevölkerung, Sex und so weiter fortzusetzen. Es ist beunruhigend, dass sogar der Papst einen großen Teil dieser Agenda akzeptiert hat, die nicht neu ist, außer in dem Sinne, dass sie eine neue Verkaufsanstrengung für einige sehr alte und sehr schlechte Ideen und Praktiken ist.

Ich bin selbst Utopist genug, um zu denken, dass vielleicht, nur vielleicht, Gott einen »Großen Reset« als eines der Ergebnisse der verschiedenen Prüfungen des Jahres 2020 vorgesehen hat. Nur nicht die schlechte Ausrede für einen Reset, von dem wir bisher gehört haben.

Ich weiß nicht, was diese veränderte Mentalität sein wird – ich bin auch in den aktuellen Moment verstrickt. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht nur eine Frage einer anderen Politik sein wird. Und ich würde die Vermutung wagen, dass es zunächst einmal nicht die Fortsetzung des getwitterten Denkens und Handelns sein wird, mit dem wir uns gerade gegenseitig beschäftigen.

Es gibt so etwas wie einen gerechten Zorn. Aber es wäre schwierig zu sagen, dass vieles von dem, was wir einander online im Zorn sagen, gerade jetzt gerecht ist. Vieles, sowohl der Inhalt als auch die Art und Weise, scheint vom Bösen zu kommen.

Die Bissigkeit unserer Online-Austausche, die mehr und bösere Bissigkeit hervorbringen – und oft etwas viel Schlimmeres als Bissigkeit – schreit nach einer anderen Perspektive. Man kann nicht anders, als an Jesu eigene Worte zu denken: »Ich aber sage euch: Wer seinem Bruder zürnt, der wird dem Gericht verfallen sein, und wer zu seinem Bruder sagt: ‚Raqa‘, der wird dem Sanhedrin verfallen sein, und wer sagt: ‚Du Narr‘, der wird der feurigen Gehenna verfallen sein.« (Mt.5, 22)

Es erstaunt mich, dass so wenige Christen heutzutage, besonders diejenigen, die vehement Christi Lehren über Ehebruch und Ehescheidung verteidigen, die unmittelbar auf diesen Abschnitt folgen, oder seine Warnung vor dem Töten, die diesem Abschnitt vorausgeht, denken, dass diese Lehre irgendwie nicht auf sie zutrifft. Es ist leicht, die Gewalt des Mobs anzuprangern, wenn sie ausbricht. Aber wo waren Sie, als der Online-Hass des Mobs andere dämonisierte, was zu der Gewalt führte?

Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich dachte, der Kalte Krieg läge endgültig hinter uns. Aber es ist klar, dass es Lektionen gibt, die wir im Westen von unseren Freunden lernen müssen, die unter dem Marxismus im Osten gelitten haben. Amerikanische Waffen spielten natürlich eine Rolle beim Sturz der Sowjetunion. Aber die Schlacht wurde nicht durch Waffen gewonnen, sondern durch die Kraft des moralischen und geistigen öffentlichen Zeugnisses - in Polen, der Tschechoslowakei und überall dort, wo Menschen, einschließlich westlicher Führer, bereit waren, für die Wahrheit einzustehen.

Fast niemand außer einer Figur wie Johanes Paul II. erwartete, dass das moralische Zeugnis Erfolg haben würde. Aber es hat es getan und kann es wieder tun, wenn genug von uns, trotz aller Drohungen, sich weigern, die Gewalt und die Falschheit zu akzeptieren, die unter uns wuchern.

[Veröffentlichung mit freundlicher Erlaubnis des Autors. Original hier.]

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: RTA

Mann sollte vielleicht nicht zu einem Bruder "Du Narr" sagen. Aber ist jeder ein Bruder, vor allem Linksextreme?

Gravatar: Das Licht

Es wird keinen Reset geben, weil der Urzustand, der "Gottes Wille " ist, nicht schon mal da war auf dieser Welt. Das Paradies von Adam und Eva war ein anderes Abbild des Reiches Gottes, was wir nicht verstehen.
Überhaupt verstehen wir diese Welt der anderen Seite nicht, weil sie nicht zum anfassen ist. Sie ist verborgen.
Das sagte Jesus damals vor 2000 Jahren. Es ist "jetzt" da, sagte er. Aber ihr könnt es nicht sehen.

Was ihr alle unter diesem Wort "Reset" versteht, ist ein Neunanfang mit gleichen Dingen, aber in besserer Form.
Den Spruch tun immer jene, die nach dem Krieg die Macht haben. Das ist aber immer der Teufel gewesen.

Was gerade passiert ist der Unrat im seelischen Verfall, der vor sehr sehr sehr langer Zeit, alles was Gott heilig ist..."verkauft" hat. Das Wort bedeutet den totalen Tod in der Verdammnis. Diese Seelen sind genau, wie unsere eine Ansammlung von mehreren Leben, denn sonst wäre das Wort Verdamnnis eine Ungerechtigkeit. Gott aber ist immer gerecht.
Was kann ein Heide dafür, dass er als Heide geboren ist und stirbt, ohne Christus zu verstehen oder gesehen zu haben?
Was kann ein Moslem dafür, dass er ohne Christus lebt und stirbt, weil seine Umgebung der Islam ist?

Aber all das ist nur eine Geschichte die wir nicht sehen können. Deshalb ist Gott Glaube und nicht ein Gott den man sehen und anfassen kann. Er wäre sonst ein Götze, den man immer nur dann benutzt, wenn man ihn braucht. "Emmerich" hat diese Menschen mit Götzen in ihren Herzen beschrieben. Das Herz ist das, was auch mit dem Leben an sich beschrieben ist. Was im Herzen ist, ist Licht oder Dunkelheit. Die Seele ist immer Unsterblich!, ist aber ein Spiegelbild am Tag des Gerichts aller Leben dieser Seele. Deshalb wird einem auch alles gezeigt werden, was man war und getan hat. Es gibt dann keine Ausreden vor Gott, weil alles gerecht sein wird. Das "Buch des Lebens" ist aber nur für die Auserwählten. Alle anderen stehen da erst gar nicht drin.

Und der Satz in der Offenbarung sollte klar sein. "Gott hat ihnen ins Herz geschrieben, eines Sinnes zu sein und die Macht dem Tier zu übergeben"

Also ist das Herz, also das Leben in dieser Welt als Mensch definiert und ein Spiegelbild der Seele.

Ihr lernt es einfach nicht, weil ihr es nicht versteht, was gerade passiert. Es ändert sich der Zustand der Welt.
Da die Welt dem Satan gehört und noch gehört, wird erst der Zustand seiner Dunklen Brut dafür sorgen, dass ein Ereignis von solcher Größe eintritt, dass der Mensch quasi seinen Verstand verlieren wird, weil die Masse das gar nicht versteht. Am Ende wird aber eine Art Weltparadies für 1000 Jahre auf dieser Welt sein. So, wie zu Adam und Eva, wo alles Perfekt war. Bis auf die Schlange. Die fliegt aber jetzt raus. Es wird keine Kriege mehr geben und keine Not. Der Drache aber, wird bald für ca. 1000 Jahre eingesperrt und deshalb wird alles so, wie ihr es gar nicht verstehen könnt, weil etwas völlig anders sein wird.

Ein Gott! Ein Glaube! ...und Jesus Christus als Erlöser, den alle "Heiligen" (Auserwählten) in sich haben, bis zum Ende dieser Welt. Alles vereint sich unterm Kreuz.

Was sagte Jesus? "Ich bin bei euch alle Tage, bis an das Ende dieser Welt"


Die Anhänger des Satans sind in einem Kollektiv
gefangen und dienen einem einzigen Zweck. Dem Antichristen eine Art Vollmacht zu übergeben.
"Satan übergibt dem Tier große Vollmacht", heißt es da.

Das deutet auf Gemeinschaften hin und nicht auf Personen. Der Teufel ist ja auch keine Person, sondern ein Kollektiv. Aber er ist als Gott im Himmelreich.Noch! Womit wir wieder beim Schachspiel sind. Alles ist Metapher, also Umschreibung und Zustand,weil es wie ein Schachspiel fungiert. Man zieht im Himmelreich quasi Figuren, die alle beschrieben sind.
Dort wird ein Kampf ausgetragen, der bei uns eine Reflektion hat. Deshlab kämpft auch bald Erzengel Michael gegen den Drachen und gewinnt. Sehen tun wir das aber hier anders. Weltkrieg? Bürgerkriege?
Der Teufel kommt direkt auf die Erde und seine Engel. Das sehen wir auch nicht, aber sie werden wohl in Personen unterwegs sein. Das wird dann erstmalig anders sein. Das Böse in totaler Bosheit.


Off;12 Frau= Europa der Nationalstaaten, aber bekleidet mit Brüssel, mit Sonne und Mond unter ihren Füßen als Drache, also Satan und einen Sternenkranz von 12 Sternen auf ihrem Haupt.
Die EU-Flagge.

Die Krake hat aber viel mehr Arme, als wir sehen.
Der Drache als der Teufel im Menschen, der Absichten hat die wir gerade erkannt haben. Nicht nur Kommunismus.
Das Tier, was die Bosheit dieser Dinge angreift (die Diktatoren auslöscht) und viele Seelen täuschen wird, am Ende aber gegen Gott selbst antritt. Der Mensch lässt sich selbst zum Gott krönen. In den Tempeln! Natürlich auch wieder ein Kollektiv. Sieht schon danach aus, aber Merkel und Co. werden Diktatoren sein, also kann das Tier noch nicht da sein. Seid Vorsichtig!

Ihr müsst viel mehr in eure Seele schauen. Dann bekommt ihr auch Erkenntnis.
Der Satz gilt:" Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!"

DU, musst anfangen. Der Rest kommt von ganz alleine...äh...von Gott natürlich^^

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Seitdem ich diese Geschichte gelesen habe, fällt sie mir in verschiedenen Situationen immer wieder ein. Man könnte sie einfach als ein weiteres Beispiel für die Torheiten der Intellektuellen lesen.“ ...

Dem kann auch ich nur zustimmen!!!

Trotzdem aber sollte man sich m. E. an die ´dunklen Schatten` erinnern, welche auch „den heiligen Papst Johannes Paul II.“ erreichten!!! https://www.katholisch.de/artikel/27602-dunkle-schatten-erreichen-den-heiligen-papst-johannes-paul-ii

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