Die Daten sollten nicht veröffentlicht werden

Ein Drittel der Berliner Drittklässler bleibt unter dem Mindeststandard

Die Schulleistungen der Berliner Schüler der dritten Klassen sind skandalös schlecht. Skandalös ist auch der Umgang der Schulsenatorin mit dem Ergebnis einer Erhebung, in der das offenbar wurde: Sie wollte die Daten unter Verschluss halten.

Symbolbild Pixabay
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Kurz vor Weihnachten kamen sie dennoch an die Öffentlichkeit: Der Tagesspiegel meldete, dass ein Drittel der Berliner Drittklässler nicht einmal den Mindeststandard erreiche - weder beim Lesen noch beim Rechnen. Überprüft wurden die Lesekompetenzen sowie die Kompetenz im Umgang mit mathematischen Teilbereichen wie »Raum und Form«.

Die Ergebnisse selbst böten keine Überraschung, meinte der Tagesspiegel: »Wie immer in den vergangenen Jahren erreicht ein Drittel der Drittklässler noch nicht einmal den Mindeststandard und gehört damit zur Risikogruppe«.

Anders als bei den Ergebnissen des Vorjahres wurde in diesem Jahr die Rechtschreibleistung gar nicht erst getestet. Dabei sieht es gerade an der Stelle besonders finster aus. Als die Rechtschreibleistung im Vorjahr abgefragt wurde, lieferte »rund die Hälfte der Drittklässler« nicht einmal den Mindeststandard.

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) gibt sich alle Mühe, die Ergebnisse nicht an die große Glocke zu hängen – nach Möglichkeit nur an ganz, ganz kleinen Glöckchen, die kurz vor Weihnachten bimmeln. Die Daten wurden nur pauschal mitgeteilt: das heißt ,es wurde keine separate Ausweisung nach Herkunftssprache und Geschlecht der Schüler vorgenommen – oder zumindest nicht mitgeteilt. Warum nicht? Der Grund für diese Auslassung wurde nicht genannt. Man kann ihn sich jedoch denken.

Das ist der nächste Skandal: die versuchte Geheimhaltung – oder zumindest Vertuschung. Der Neuköllner Abgeordnete und Parteifreund Joschka Langenbrinck musste extra ein neues Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu den Auskunftsrechten von Abgeordneten bemühen, um überhaupt Auskunft zu erhalten – die ihm dann auch nur ungern gegeben wurde. Ihm wurde von Seiten der SPD vorgeworfen, dass er seine Anfragen »regelmäßig und systematisch zur negativen Öffentlichkeitsarbeit« nutze.

Die CDU-Fraktion nannte, wie es im Tagesspiegel heißt, die »Heimlichtuerei« der Senatorin »peinlich«. Es sei ein »bildungspolitischer Irrweg«, wenn die Ergebnisse »zum Staatsgeheimnis« erklärt würden. Die FDP sprach von einem »Scherbenhaufen«.

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