Arzachs Präsident Arayik Harutyunyan über die Lage im Kaukasus

»Die Türkei wird die besetzten Gebiete nicht verlassen«

Man habe vor den Verhandlungen über den Waffenstillstand im Kaukasus aus den Ereignissen in der Welt offensichtlich nichts gelernt, denn sonst wäre es nicht zu dem Landraub seitens Aserbaidschans und der Türkei gekommen. Das sagte Arzachs Präsident Arayik Harutyunyan gestern bei einem ministerialen Treffen.

Foto: Armenia News
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Arayik Harutyunyan ist der Präsident der Republik Arzach, eines christlichen Staates im Kaukasus, genauer in der Region Karabach. 1994 erklärte die Republik Arzach seine Unabhängigkeit, die vor allem von der islamischen Regierung in Aserbaidschan neigert wurde. In der dortigen Hauptstadt Baku sprach man den Christen Arzachs das garantierte Selbstbestimmungsrecht der Völker ab. Vorausgegangen war am 10. Dezember 1991 eine Volksabstimmung in der Region, bei der sich 99,89 Prozent der Wählenden für die Unabhängigkeit ausgesprochen hatten.

In mehreren Verteidigungskämpfen gegen die Invasionstruppen aus dem benachbarten Aserbaidschan konnten sich die Truppen Arzachs einer Unterwerfung erwehren, so auch in einem knapp zwei Monate andauernden Krieg im Vorjahr. Mit einem massiven Aufgebot an Streitkräften rückten die islamischen Soldaten Aserbaidschans in gleich mehreren Abschnitten in das Territorium Arzachs ein, konnten aber trotz deutlicher Überlegenheit in allen Waffenteilen ihr erklärtes Ziel - die Unterwerfung der gesamten Region - nicht erreichen. Erdogans Türkei leistete Waffenhilfe und karrte sogar 7.000 islamische Söldner aus dem besetzten Nordsyrien heran. Die mussten einen hohen Blutzoll für Erdogans Interessen leisten.

Genau bei der Türkei setzt Arayik Harutyunyan an. Arzach musste Teile seines Staatsgebietes an die Invasoren abtreten, die türkischen Söldner sind in christliche Siedlungsgebiete einmarschiert. Bei den Waffenstillstandsverhandlungen im vergangenen November habe man »aus den Beispielen der Welt nicht die richtigen Lehren gezogen«. Die Türkei habe schon während des Krieges betont, dass sie auf Seiten Aserbaidschans an diesem Krieg teilnehme. Heutzutage propagieren türkische Beamte: »Gemeinsam mit Aserbaidschan ist es uns gelungen, die historische Gerechtigkeit zu lösen.«

Das sei zwar historisch völlig aus der Luft gegriffen, so Harutyunyan, aber jetzt bedürfe es einer intensiven Zusammenarbeit Arzachs mit Armenien und Russland. Er befürchtet, dass die Gier Aserbaidschans und der Türkei nach weiteren Territorien noch nicht befriedigt ist. Einen Rückzug der Türkei aus den okkupierten Gebieten schließt er generell aus: »Da wo die Türken erst einmal drin sind, kriegt man sie friedlich nicht wieder raus.« Auch das habe die Geschichte gezeigt.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ariel Erich

Laut einen ung. Politologen haben sie aber Rußlands-Macht näher gebracht, das hätte man wenigstens den Sultan gewünscht.

Jetzt müßte noch für die Abtreibung den Armenier in den Haag für Reparationen verurteilt werden, ohne dem sehe ich kein Frieden--

Was haben sie die Türken vor, wenn sie übermäßig Waffen einkaufen?
Nicht vergessen, das ist ein Nato-Land!

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Das sei zwar historisch völlig aus der Luft gegriffen, so Harutyunyan, aber jetzt bedürfe es einer intensiven Zusammenarbeit Arzachs mit Armenien und Russland. Er befürchtet, dass die Gier Aserbaidschans und der Türkei nach weiteren Territorien noch nicht befriedigt ist. Einen Rückzug der Türkei aus den okkupierten Gebieten schließt er generell aus: »Da wo die Türken erst einmal drin sind, kriegt man sie friedlich nicht wieder raus.« Auch das habe die Geschichte gezeigt.“ ...

Sollte(?) man das etwa schon darum zu verstehen versuchen, weil die Türkei zumindest in ´diesem` Fall als Nato-Mitglied in Bidens Auftrag per göttlichem(?) Diktat handeln könnte???

Erneut als Versuch, ans Öl zu kommen und den „Gordon Sanitäre“ um Russland noch etwa enger zu schnallen?! https://www.youtube.com/watch?v=gcj8xN2UDKc

Gravatar: Croata

In den letzten 5 Jahren hat sich die Türkei unglaublich viel bewaffnet.

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