Wer hat sie verraten, die Sozialdemokraten? - Eine Glosse

Die SPD und ihr linker Verschissmus

Am Volkstrauertag wollte die SPD einen Kranz niederlegen. Das war politisch gemeint. Wie politisch, merkten sie erst, als es zu spät war.

Wikicommons / CC BY-SA 4.0
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Den Volkstrauertag wollte die SPD-Ratsfraktion in Mülheim wie eh und je mit einer Kranzniederlegung begehen. Und wie immer bei solchen Anlässen gaben sich die Sozialdemokraten politisch. Wie politisch, sollten sie aber erst merken, als es zu spät war.

Was die meisten Sozialdemokraten nicht wissen dürften: Der Volkstrauertag, also der Anlass für die Kranzniederlegung, diente in der Weimarer Republik dem Gedenken an die Toten des Ersten Weltkriegs. Schon damals wurde er von allen Seiten politisch, wie man heute zu sagen pflegt, instrumentalisiert. Da war es nur folgerichtig, wenn die National-Sozialisten aus dem Tag der Besinnung einen Heldentag machten.

In dieser Tradition bewegte sich auch die Führung des östlichen Teilstaats: In der DDR wurde aus dem Volkstrauertag ein »Internationaler Gedenktag für die Opfer des faschistischen Terrors und Kampftag gegen Faschismus und imperialistischen Krieg« – also gleich zweimal Faschismus und das am zweiten Wochenende im September. Dagegen wirkte das Hin– und Her im westlichen Teilstaat geradezu angemessen. Erst ab 1952 wurde Ende November an einem gemeinsamen Tag aller Bundesländer der Toten des Krieges und der Gewaltherrschaften gedacht. Von Faschismus war nirgends die Rede.

Die SPD in Mülheim steht in der Tradition der Heldengedenktage zumindest des zweiten sozialistischen Staates auf deutschem Boden und der in der Tradition des ersten. Doch eine andere Tradition hat ihnen nun einen Strich durch die Rechnung gemacht – oder besser einen Streich mit ihnen gespielt. In einer Art politischer Fehlleistung haben einige Mitglieder des SPD Unterbezirks und der Ratsfraktion Mülheim an der Ruhr ihr Gedenken weg von der sozialistischen Parole verschoben. Wo »Den Opfern von Krieg und Faschismus« stehen sollte, heißt es nun »Den Opfern von Krieg und Verschissmus« – mit Doppel–S. Die Sozialdemokraten haben sich also selber verraten.

Es gibt sie also noch, die demokratischen, besinnlichen Geister der SPD. Doch sie sind ins politisch Unbewusste verschwunden. Nur manchmal, an besinnlichen Tagen wie dem Volkstrauertag, kommen sie hoch und rächen sich mit einem Hinweis auf den tiefen Zusammenhang von Sozialismus, Faschismus und Verschiss.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gernot Radtke

Faschismus – Verschissmuss: möglicherweise eine Spätfolge des von ‚Reform‘-Linken in den Grundschulunterricht eingeführten und jahrzehntelang gegen jede pragmatische Lernpsychologie betriebenen „Schreibens nach Gehör“. Jetzt verhaspeln sie sich in den Fallstricken ihrer so dummen wie lächerlichen Gleichmachereien. Es lebe der Antiverschissmuss mitsamt seinen Antiverschissten und Antiverschisstinnen!

Gravatar: Hans-Josef Unland

Der Verschissmuss und die Verschissten: Geniale Wortschöpfungen über die wir noch lange lachen können. :-D

Gravatar: Schnully

Es ist aufgefallen das sich SPD und CDU trotz Stimmverlusten und Wahlniederlagen gegenseitig auf die Schultern klopfen und weiter so schlecht regieren
Jetzt merkt wohl endlich auch die Basis das die SPD bei Bürgern VERSCHISSEN hat . Da helfen auch keine Anwälte ,die könnten höchstens das arme Würstchen dem das Wahrheitssyndrom half verklagen . Aber Vorsicht ! Der Schuldige könnte schnell Fans bekommen .

Gravatar: Manfred Hessel

Ist das die gleiche SPD die meint, andere belehren zu müssen ? " Verschissmus" - Wort des Jahres, denn verschissen hat es sich die SPD schon lange ,man sieht es an den Wählerstimmen. Das dürfte aber auch die Folge der westlichen Bildungspolitik sein, Malen nach Zahlen, Mathe nach auswürfeln und Schreiben nach Gehör. Nun aber ist mir bekannt, daß die SPD nicht etwa den Fehler in den eigenen Reihen sucht, nein - es ist Sabotage, was denn sonst.

http://www.pi-news.net/2019/11/verschissmuss-koennte-unwort-des-jahres-werden/

Nun wird bekanntlich so ein Druckauftrag bearbeitet und der Auftraggeber bekommt vor dem eigentlichen Druck noch mal einen Korrekturabzug damit alles seine Ordnung hat. Wenn da noch nichts aufgefallen ist dann aber spätestens beim Abholen oder Zustellen des Kranzes. Oder auch nicht.

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