In der Osternacht feiern Christen nicht bloß ein Gedenken – sondern den kosmischen Umbruch schlechthin: das Durchbrechen des Todes durch das Leben.

Die große Wende: Licht aus der Finsternis

Die Feier der Osternacht ist die älteste und feierlichste Liturgie des Christentums. Sie erzählt von der Neuschöpfung der Welt – und führt mitten hinein in das Geheimnis der Auferstehung Christi.

Sebastiano Ricci - Auferstehung, Wikicommons
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Wenn die Nacht am dunkelsten ist, beginnt die Liturgie. Kein Glockengeläut, keine Musik – nur das gesegnete Feuer vor der Kirche. In der Finsternis wird die Osterkerze entzündet. »Lumen Christi« – Licht Christi. So beginnt die Osternacht, der heiligste Moment des Kirchenjahres.

Diese Nacht ist keine bloße Erinnerung. Sie ist Teilnahme. In ihr wird kein Totenfest gefeiert, sondern ein Durchbruch: der Tod ist zerschlagen, das Leben hat gesiegt. Die Christen glauben, dass in dieser Nacht ein Ereignis stattgefunden hat, das die Welt für immer verändert hat – und das bis heute nachwirkt.

Vom Chaos zur Ordnung – von der Sklaverei zur Freiheit

Die Lesungen dieser Nacht zeichnen den Bogen der Heilsgeschichte. Von der Schöpfung über den Auszug aus Ägypten bis hin zu den Propheten, die das neue Herz verheißen. Immer geht es um Übergänge: vom Nichts ins Sein, vom Wasser zum Land, vom Tod zum Leben. Das Volk Israel durchschreitet das Rote Meer – ein Vorausbild der Taufe. In Christus vollendet sich dieser Exodus: »Der Herr ist wahrhaft auferstanden!«

Darum wird in dieser Nacht getauft. Denn wer in Christus getauft ist, stirbt mit ihm – und wird mit ihm auferweckt. Der alte Mensch wird abgelegt. Ein neuer Mensch steht auf. Die Kirche selbst wird in dieser Nacht neu geboren.

Die Liturgie als Drama des Kosmos

Die Osternacht ist nicht nur die Feier der Auferstehung Jesu. Sie ist ein liturgisches Drama, das Himmel und Erde verbindet. Die Kerze wird erhoben, das Exsultet – der große Osterlobpreis – ertönt. Die Kirche erstrahlt nach der Dunkelheit im Licht. Die Glocken läuten. Das Gloria wird wieder gesungen. Und plötzlich: der Klang des »Halleluja«, das seit Gründonnerstag geschwiegen hat, bricht durch.

Diese Zeichen machen deutlich: Hier geschieht etwas Reales. Der neue Adam ist auferstanden. Die Schöpfung beginnt neu. Das Grab ist nicht mehr der letzte Ort des Menschen. Die Geschichte geht weiter – mit einer Perspektive, die größer ist als Tod und Vergänglichkeit.

Eine Botschaft, die alles verändert

Die Auferstehung Christi ist kein Symbol. Sie ist der Angelpunkt der Weltgeschichte. »Ist aber Christus nicht auferstanden«, sagt Paulus, »so ist euer Glaube vergeblich.« Doch weil er lebt, dürfen auch wir hoffen. Es ist diese Hoffnung, die in der Osternacht in Flammen steht. Keine billige Vertröstung, sondern eine Hoffnung, die durch das Leiden hindurchgeht – und triumphiert.

Der Stein ist weggerollt. Das Grab ist leer. Maria von Magdala hört ihren Namen. Und mit ihr beginnt die Verkündigung, die nicht endet: »Er ist nicht hier. Er ist auferstanden.«

Diese Nacht verändert alles. Auch uns.

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