Sie gibt auf, ehe es losgeht

Die erste deutsche Frau im All will nun doch nicht

Das Programm „Die Astronautin“ will bis zum Jahre 2020 die erste deutsche Astronautin ins All bringen. Doch nun ist Nicola Baum, die dafür vorgesehen war, abgesprungen und offenbart damit das Dilemma dieser Art von Frauenförderung.

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Fast vier Jahrzehnte nachdem mit Sigmund Jähn der erste deutsche Mann in den Weltraum geflogen ist, hat das Land immer noch keine Raumfahrerin. Ein Skandal, ein himmelschreiender Skandal. Schließlich beanspruchen Frauen die Hälfte des Himmels.

Claudia Kessler wollte da etwas tun und startete eine große öffentliche Kampagne, von der der Spiegel wohlwollend berichtet. Sie will unbedingt dafür sorgen, dass es noch bis zum Jahre 2020 eine deutsche Raumfahrerin gibt. Sie weiß selber, dass die Umsetzung so eines Planes Dutzende Millionen Euro kostet, aber der Himmel wird es den Frauen danken.

Schließlich sind die hormonellen Veränderungen bei Frauen in der Schwerelosigkeit noch viel zu wenig erforscht. Auch das Sehvermögen und der Hirndruck veränderten sich im All bei Männern und Frauen unterschiedlich.

Claudia Kessler ist eine Top-Managerin in einer auf die Raumfahrtbranche spezialisierten Personalvermittlung, die unter anderem die Europäische Weltraumorganisation (Esa) mit Fachkräften versorgt. Sie meint, dass eine Astronautin gut zum Vorbild für junge Frauen avancieren könnte, zu einem »role-model« für Frauen, die sich für naturwissenschaftliche und technische Themen interessieren.

Schließlich brauchen Frauen Vorbilder, gerade Frauen, die Neuland betreten und Forscherqualitäten, die bisher verschüttet waren, zeigen wollen, können das am besten, wenn sie dabei den Fußstapfen von berühmten Vorgängerinnen folgen. Das ist jedenfalls die Idee hinter so einer Frauenförderung, die einerseits mit Quoten die männliche Konkurrenz auf Distanz hält und andererseits fragwürdige Vorbilder von pseudo-erfolgreichen Frauen schafft, weil Frauen sonst nicht wissen, woran sie sich orientieren sollten.

Deshalb wurde die Initiative namens »Die Astronautin« gestartet. Das Programm ist sexistisch, wie das faktum-magazin feststellt, weil es Männer von Anfang an ausschließt. Männer dürfen sich weiterhin der Konkurrenz beider Geschlechter stellen, die Frau dagegen bekommt eine extra Chance allein für Frauen mit einer festen Zusage für einen Weltraumflug.

Ein berühmtes Vorbild gibt es auch – nein, doch nicht. Von so einem Vorbild wollte man lieber nichts wissen. 1963 hatte die UdSSR mit Valentina Tereschkowa, die zuvor mit Bügeln ihren Lebensunterhalt verdient und sich nebenher zur Technikerin qualifiziert hatte, die erste Frau ins Weltall geschickt. Ein Propaganda-Erfolg.

Wissenschaftlich gesehen war es ein Flop, die Kosmonautin war auf ihrem Flug immer wieder eingeschlafen, sie konnte die vorgesehenen Experimente nicht durchführen und kein Bordbuch schreiben. Beinah hätte sie nicht wieder zur Erde zurückgefunden. Das war wohl alles noch Neuland für sie.

Das wird Nicola Baum nicht passieren. Sie war als erste deutsche Frau im Weltraum vorgesehen, sie hatte sich schon gegen 400 Mitbewerberinnen durchgesetzt, hatte stundenlang Tests am Computer gelöst, hatte in Rollenspielen gezeigt, dass sie teamfähig ist, hat Blut-, Urin- und Ultraschalluntersuchungen über sich ergehen lassen und erste Parabelflüge in Russland überstanden – nun ist sie ausgestiegen.

Dem Spiegel, der weiterhin wohlwollend berichtet, hat sie sich offenbart: »Ich möchte weiterhin Astronautin werden, aber dieser Weg ist einfach nicht der richtige für mich«. Es ist ein steiniger Weg.

»Die Initiative und ich passen nicht zusammen«, sagt sie weiter, erwähnt aber nicht, seit wann ihr das aufgefallen ist, das Programm läuft ja schon ein Weilchen. Doch sie gibt nicht auf, sie sieht Alternativen, und da sie nun schon einmal eine Auswahl bestanden hat und auch das Training bislang sehr gut gelaufen ist, ist sie »optimistisch«, dass sie den »richtigen Weg ins All« finden wird, einen Weg, der speziell »für sie« der richtige ist. Viele Wege führen ins All.

Wenn Sie der Meinung sind, dass der Tonfall dieser Meldung etwas Despektierliches hat, liegen sie richtig. Diese Art der Frauenförderung ist überflüssig, teuer und schädlich. Wann setzt sich die Erkenntnis endlich durch? Solche Initiativen dienen nur zur Aufrechterhaltung eines falschen Scheins und schaffen Stellen für Aktivistinnen. Frauen werden in Positionen gedrängt, die sie nicht wollen. Sie tragen nichts bei, sie hängen sich nur an. Die Förderungen schaffen Unmut und schlagen schließlich ins Gegenteil um.

Man nennt es das Gender-Paradox: Je mehr dafür getan wird, dass sich Frauen in technischen Berufen tummeln sollen und Männer in Pflegeberufe gehen, desto mehr wird das Gegenteil erreicht. Das zeigt sich deutlich in Schweden. Da hat man sehr viel getan, um die Gender-Stereotype auszugleichen, mit dem Ergebnis, dass es nun noch mehr Männer in Ingenieursberufen gibt und noch mehr Frauen in sozialen Berufen.

Man kann darüber spekulieren, warum das so ist, aber es ist so. Der Girls’ Day hat auch nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Im Gegenteil. Man sollte diese ganzen Förderprogramme auf den Mond schießen. Frauen, die ihren eigenen Weg ins Weltall finden wollen, werden den auch ohne spezielle Millionenförderung finden.

Da können wir optimistisch sein.   

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Mario Bernkopf

Wie bitte? "...dieser Weg ist einfach nicht der richtige für mich."

Dieser Weg ist der richtige für alle anderen Astronauten. Den haben sie durchlaufen, sonst wären sie keine Astronauten geworden.

Wünschen Madame eine Kuschelversion auf unsere Kosten? Wie verquer ist die Denkweise dieser jungen Damen, wenn sie für alles und jedes eigene Wege mit geringeren Anforderung haben wollen?

Gravatar: meier

Gut geschrieben.

Gravatar: D.Eppendorfer

Wen wundert diese typisch weibische Launenhaftigkeit?

Besonders die #METOO-Hysterie hat doch bewiesen, dass Frauen extrem hormonabhängig zwar erst mit irgendwelchen Typen pennen und dann drei Tage später einen Ekel davor verspüren und eine Vergewaltigung daraus konstruieren, denn freiwillig mit sooo einem ... niemals!

Die überkandidelten Dämchen wissen oft heute schon nicht mehr, was sie vorgestern für das Nonplusultra der Erotik hielten.

Man geht ihnen zukünftig besser aus dem Weg, wenn man nicht ratzfatz im Knast landen will wie Justizpossenopfer Kachelmann.

Gravatar: Karl

Frauen, die ins Weltall wollen, finden ihren Weg !! das heisst aber auch, das sie sich qualifizieren MÜSSEN !!
schliesslich will man die Schlappe der Valentina Tereschkowa nicht wiederholen. Diese blöde Frauenquote besetzt nur Stellen, wo zb. Männer einen besseren Qualifizierungsgrad nachweisen , wo bleibt da die gleichbehandlung?? und obendrein noch solche Förderprogramme die Millionen verschlingen ??? nee die brauchen wir erst recht nicht...

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