Gefühle und Daten passen nicht zusammen

»Die Angst ist 65 Mal so groß wie die Gefahr«

Die Furcht vor Gewalttaten steigt seit Jahren. Neue Studien zeigen jedoch, dass die Kriminalität – zumindest die gemessene Kriminalität – deutlich zurückgegangen ist und man eigentlich weniger Angst haben sollte. Wie passt das zusammen? Wie kommen die Daten überhaupt zustande?

Symbolbild Pixabay
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Medienforscher Thomas Hestermann von der Macromedia-Hochschule Hamburg hat einen bemerkenswerten Gap, ein erstaunliches Auseinanderklaffen, festgestellt: »Das Land ist trotz Flüchtlingswelle insgesamt sicherer geworden. Es ist so sicher wie lange nicht mehr - aber es fühlt sich für viele nicht so an.« Das Gefühl ist also anders als die Datenlage, die Hestermann zugrunde gelegt hat.

Das sieht auch der Kriminologe Thomas Feltes von der Universität Bochum so: »Die Bürger haben mehr Angst, obwohl sie weniger Grund dazu haben«, zitiert ihn n-tv. Feltes hatte die Kluft zwischen realer und gefühlter Kriminalität schon 2016 gemessen und damals schon festgestellt, dass die Zahlen nicht zu den Gefühlen passen.

Die Forscher haben so gerechnet: Von den 3.500 repräsentativ Befragten sah es fast jeder Fünfte als wahrscheinlich an, im kommenden Jahr Opfer eines Raubüberfalls zu werden, also fast 20 Prozent. Tatsächlich lag das Risiko aber nur bei 0,3 Prozent. Damit war die subjektive Angst 65 Mal so hoch wie die reale Gefahr. So kommt es zu der Schlussfolgerung: »Die Angst ist 65 Mal so groß wie die Gefahr«.

Einen Grund für die enorme Verunsicherung sieht Hestermann in der Berichterstattung des Fernsehens und der Zeitungen: »Die deutschen Medien haben den gewalttätigen Einwanderer als Angstfigur neu entdeckt«, meint er. So habe sich die Zahl der Fernsehberichte über kriminelle Ausländer seit 2014 vervierfacht, in der Kriminalstatistik ist der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen jedoch nur um ein Drittel angestiegen. In anderen Worten: die Anzahl der Berichte ist stärker angestiegen als die Anzahl der Taten.

Die Kriminalstatistik bietet, wie die Forscher meinen, sowieso ein irreführendes Bild für den Laien: Sie erfasst Straftaten ausländischer Touristen und Geschäftsreisenden in Deutschland - in einer Stadt wie Berlin mit acht Millionen Touristen jährlich sei dies durchaus ein Faktor. Umgekehrt sind die Delikte Deutscher im Ausland nicht enthalten.

Der Gedanke zeigt, wie sehr die Forscher in der Welt der Zahlen feststecken und die Gefühle nicht verstehen: Würde man die Straftaten der Deutschen im Ausland in die Statistik mit einbeziehen (was kaum möglich ist), dann würde das zwar das Zahlenverhältnis ändern, nicht aber das Sicherheitsgefühl der Deutschen, die nicht überall auf der Welt gleichzeitig sein können und ihr Sicherheitsgefühl vor Ort herausbilden.

Noch etwas: Die Statistik verzeichnet zwar einen Anstieg ausländischer Gewaltopfer, doch das, so meint Feltes, müsse die Belastung für die deutsche Bevölkerung nicht zwangsläufig erhöhen: Die weitaus meisten Gewaltopfer von Zuwanderern seien schließlich die Zuwanderer selber. Offenbar hat er eine Vorstellung von der deutschen Bevölkerung, die in etwa so aussieht: Sie beobachten steigende Gewalt und sagen sich: Ach, das sind ja nur Zuwanderer, die sich da gegenseitig Gewalt antun. Was geht mich das an?!

Auf jedem Fall sollen wir vorsichtig mit den Daten umgehen. Zwar ist der Anteil der Zuwanderer an den Tatverdächtigen überproportional zum Anteil in der Bevölkerung. Das zeigen die Zahlen deutlich. Doch damit sei nichts belegt, sagt Feltes. »Wer unreflektiert mit diesen Zahlen hantiert, begeht geistige Brandstiftung.«

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Frank

Mit Gefühlen hat das wenig zu tun. Angstfreiheit kann sich ja nicht auf der Hoffnung gründen das es doch bitte jemand anderen trifft.

Die Wahrscheinlichkeiten sind durch EU und offene Grenzen MASSIV gestiegen, Zahlen hin oder her.

Zudem kenne ich niemanden in Berlin der einen Kellereinbruch, einen Autoeinbruch oder einen Fahrraddiebstahl, eine Beleidigung oder andere "Kavaliersdelikte" noch melden würde, mich eingeschlossen.

Das Niveau auf dem wir denken ist natürlich massiv gesunken. Viele Straftaten fallen schon garnicht mehr auf oder es kümmert keinen weil sie NORMALZUSTAND geworden sind. Also zeigt man sie auch nicht an.

Zudem werden die Taten erst gezählt wenn sie begangen und gemeldet wurden. Nicht wenn sie angedroht oder nicht gemeldet wurden.

Und ja, die Presse trägt massiv dazu bei das Angst und Haß geschürt werden.

Gravatar: Verschwörungstheortiker

Dazu mein LB an die RZ:(wurde nicht veörffentlicht)
"Laut Statistik ist die Kriminalität in Deutschland entgegen der allgemeinen Wahrnehmung seit Jahren rückläufig", Zitat aus einem Artikel in der heutigen RZ.
Liest man das, so gerät man ins Grübeln. Leiden wir Deutschen im Kollektiv unter massenhafter Hysterie, zwanghafter Psychose, pathologischem Verfolgungswahn, wenn wir exakt das Gegenteil dessen wahrnehmen, was uns die Statistik sagt? Ist unsere Wahrnehmung einbetonierter und vergitterter Weihnachtsmärkte, die allgegenwärtige Polizeipräsenz bei Volksfesten, öffentlichen Veranstaltungen, auf Bahnhöfen und in Fußgängerzonen ein Hirngespinst? Sind die inzwischen an fast jeder Ecke angebrachten Videokameras etwa nicht präsent und damit Ausfluß gestörter Realitätswahrnehmung? Hat nicht, wie kürzlich zu lesen war, das Land stichfeste Schals zum Schutz der Polizeibeamten angeschafft? Ist nicht der Ruf nach immer mehr Polizei alltäglich zu hören? Wird nicht den Frauen zu "einer Armlänge Abstand" und nur zum gemeinsamen Joggen in Parks geraten? Werden nicht in vielen Schulen die Schülerinnen zum Tragen "züchtiger" Kleidung aufgefordert, um keinen Anstoß bei den noch nicht so lange hier Lebenden zu erregen?

Sofern man all dies wider jeglicher Vernunft ignoriert und "entgegen der allgemeinen Wahrnehmung" die Kriminalität rückläufig ist, so wären doch all die Maßnahmen, die eben dieser entgegenwirken sollen, nichts anders denn als paradox, als völlig absurd zu bezeichnen. Wie der deutsche Alltag hingegen zeigt, sind sie es nicht. Sie haben ihre volle Berechtigung angesichts einer ernsthaften Bedrohungslage, die bis vor wenigen Jahren im jetzigen Ausmaß in unserem Land unbekannt war. Und so ist denn zu konstatieren, dass Deutschland eben kein sicheres Land mehr ist. Das zeigt sich auch darin, dass nicht wenige Regierungen ihren Bürgern wegen der vielerorts bedrohlichen Sicherheitslage vor Reisen nach Deutschland abraten und dass das Sicherheitsgefühl unserer Bürger in dem Maße sinkt, in dem in zunehmendem Maße tägliche Messerattacken, brutale Überfälle, sexuelle Übergriffe, Gruppenvergewaltigungen, Ehrenmorde u.v.m. vermeldet werden. Und darüber kann auch keine noch so glaubwürdig daherkommende Statistik hinwegtäuschen. "Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selber gefälscht habe", soll angeblich Winston Churchill gesagt haben. Er hat´s nicht ohne Grund getan.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Die Furcht vor Gewalttaten steigt seit Jahren.“ ...

Meint die Göttin(?) nicht auch deshalb, dass wir viel öfter wieder in die Kirche gehen sollten?

Weil Gott das Gehirn der Gläubigen ruhig stellt?

Klar: "Wir vergessen leicht, dass das Hirn nicht in erster Linie zum Denken da ist, sondern zum Handeln."
Nichts belastet es stärker als Ungewissheit. Offene Fragen darf es nicht geben, weil sie unklar lassen, wie man handeln soll. Im Gegensatz zu andern Primaten ist der Homo sapiens das einzige Lebewesen, das sich eine Zukunft und eine Vergangenheit vorstellen kann. Und um seinen sicheren Tod irgendwann in der Zukunft weiß. Für das Hirn, das das Eindeutige schätzt, damit es dem übrigen Körper klare Anweisungen erteilen kann, stellt dies eine unerträgliche Vagheit dar. Der Glaube an Gott und an ein Jenseits füllt die Leere. Es ist weniger die Angst vor dem Tod, die das Hirn plagt, es sind vielmehr die Fragen "Wozu?" und "Was dann?"
https://www.welt.de/welt_print/kultur/article8423718/Wie-Gott-das-Gehirn-der-Glaeubigen-ruhigstellt.html

Wird uns das nicht von unserer(?) Göttin(?) diktiert???

Gravatar: Tom der Erste

Wenn man mir genug Geld gibt und etwas Zeit dazu dann erstelle ich jede beliebige Studie zu vollster Zufreidenheit der Auftraggeber. Zum Beispiel Angst : Da befrage ich die Raubkatzen und Elefanten im Zoo. Die werden vermutlich nur Angst haben daß es nicht genug zu fressen gibt...

Gravatar: Thomas Waibel

In Deutschland lag die Anzahl von ausländischen Straftätern vor 2015 bei 27 %. Jetzt liegt sie in Sachsen bei 35 %

Man kann die Sache drehen wie man will. Das Ergebnis ist, daß die ausländische Kriminalität überproportional ist, auch wenn sie nicht steigen sollte.

An den der Spitze stehen Ausländer, die weder integrationsfähig noch -willig sind und nicht bereit sind, oder nur bedingt, die deutschen Gesetze zu beachten.

Auf die Integrationsverweigerer, die nicht ausreisepflichtig sind, sollte der Staat Druck ausüben, indem er, unter anderen Maßnahmen, ihnen die großzügigen Leistungen, die sie ohne Gegenleistungen erhalten, auf das (Über-)lebensnotwendige streicht.

Der Anteil von straffälligen Ausländern, die sich nur vorüber in Deutschland aufhalten, z.B. Touristen, dürfte nicht als zu hoch sein.

Die Grenze sollte geschloßen und alle ausreisepflichtigen Ausländer, auch die, die das illegale "Kirchen"-Asyl genießen, abgeschoben werden.

Diese beiden Maßnahmen für sich alleine werden das Problem nicht lösen, aber erheblich dazu beitragen.

Gravatar: die Vernunft

Was soll diese Studie? Wenn die Angst, das heißt die Gefahr zur realen Bedrohung wird, dann ist man selbst das Opfer, und absolut hilflos!! Die oder der Angreifer bestimmt, ob und wie das Opfer überlebt. Die Neubürger mißbrauchen uns und verachten uns!
Sie zerstören unser Leben und Gesundheit und unsere Selbstachtung! Das Problem ist, das dieses politisch gewollt ist!
Wie drückte das Karl Marx aus: "Die Bourgeoisie, wo sie zur Herrschaft gekommen, hat alle feudalen, patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. Sie hat die buntscheckigen Feudalbande, die den Menschen an seinen natürlichen Vorgesetzten knüpften, unbarmherzig zerrissen und kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übriggelassen als das nackte Interesse, als die gefühllose ›bare Zahlung‹. Sie hat die heiligen Schauer der frommen Schwärmerei, der ritterlichen Begeisterung, der spießbürgerlichen Wehmut in dem eiskalten Wasser egoistischer Berechnung ertränkt. Sie hat die persönliche Würde in den Tauschwert aufgelöst und an die Stelle der zahllosen verbrieften und wohlerworbenen Freiheiten die eine gewissenlose Handelsfreiheit gesetzt. Sie hat, mit einem Wort, an die Stelle der mit religiösen und politischen Illusionen verhüllten Ausbeutung die offene, unverschämte, direkte, dürre Ausbeutung gesetzt."

Heute kann man ergänzen, das eine kluges denkendes erfolgreiches und starkes Volk absolut unerwünscht ist! Die internationale Bourgeoisie kennt keine Skrupel! ...

Gravatar: Max Moritz

Fehlt denn nicht zumindest der Hinweis, das der Anteil schwerer bis schwerster Gewaltverbrechen unter den Zuwanderern prozentual deutlicher höher liegt wie unter denen, die schon länger hier leben ?

Das Unsicherheitsgefühl speist sich doch zum großen Teil daraus, weniger aus der Kleinkriminalität.
MM

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