Deutschland und Frankreich sind die größten Totengräber Europas. Das schreibt Thomas Piketty, renommierter französischer Wirtschaftswissenschaftler, Professor an der Paris School of Economics und der École des Hautes Études en Sciences Sociales, in der französischen Zeitung Le Monde. Statt sich tatsächlich für Fortschritte bezüglich der EU einzusetzen, geben beide Regierungen lediglich Absichtserklärungen ab und streuen den Bürgern Sand in die Augen.
Weder Merkel noch Macron wollen grundsätzliche Änderungen in der europäischen Politik. Dazu ist ihre Angst vor einem Machtverlust viel zu groß. Beide wollen an der Illusion festhalten, sie hätten noch Einfluss oder Kontrolle über die Brüsseler Angelegenheiten.
Das Misstrauen gegenüber dem Superstaat EU wächst seit Jahren beständig an und ist keine irrationale Laune, wie es von Merkel und Macron gerne behauptet wird. Dieses Misstrauen »entspricht einer tiefen Realität, einem fundamentalen Konstruktionsfehler, den wir dringend korrigieren müssen, bevor alles explodiert«, so Piketty.
Die Wahl zum europäischen Parlament im Mai, so ist sich Piketty sicher, werde eine bittere Absage an die etablierten Parteien ergeben. Die EU-Skeptiker werden als klare Sieger aus dieser Wahl hervorgehen. Nicht, weil sie die besseren Argumente hätten; aber sie nehmen sich den Sorgen und Ängsten der Menschen an. Sorgen und Ängste, auf die Merkel und Macron keine Antworten haben.
Kommentare zum Artikel
Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.
Keine Kommentare