Lohnstückkosten ausschlaggebend für Exporterfolg

Deutschland muss um Anteile am Weltmarkt kämpfen

Die Arbeitskosten in Deutschland sind seit fünf Jahren in Folge schneller gestiegen als im Durchschnitt der EU. Auf Dauer gefährdet dieser Anstieg den deutschen Anteil am Weltmarkt, zeigt eine Studie.

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Das »Institut der deutschen Wirtschaft in Köln« (IW) hat seine neue Studie zur Wettbewerbsfähigkeit auf dem Welthandel veröffentlicht. Unter dem Titel »Wettbewerbsfähigkeit – Auf die Kosten kommt es an« wird insbesondere die Auswirkung der Lohnstückkosten auf die Anteile am Weltmarkt beleuchtet. Da diese Kosten in den letzten fünf Jahren in Folge permanent gestiegen sind, die deutschen Anteile am Weltmarkt und daraus resultierend der deutsche Arbeitsmarkt dennoch relativ stabil geblieben sind, geht die Studie der generellen Frage nach, ob Deutschland immun gegen Kostenänderungen geworden ist oder ob Bedeutung der Lohnkosten für die Wettbewerbsfähigkeit grundsätzlich überschätzt wird.

Die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes ergibt sich aus den drei Optionen im Warenhandel. Entweder kann es seinen Markanteil ausbauen, dieser bleibt gleich oder es muss Anteilsverluste hinnehmen. Aus dieser Entwicklung berechnet die OECD einen Indikator, die sogenannte »Exportperformance«. Steigende Marktanteile ergeben eine steigende Exportperformance.

Die Erhöhung der Lohnstückkosten sorgt im Allgemeinen aufgrund der Verteuerung der Produkte für einen Verlust der Anteile am Weltmarkt. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass bei 14 von 17 untersuchten Ländern im Zeitraum 1991 bis 2014 Kostensteigerungen überwiegend mit einem Nachlassen der Exportperformance einher gehen. Deutschland gehört zu den Ausnahmen, denn hier sind Veränderungen der Lohnstückkostenposition zumeist mit eher gegenläufigen Entwicklungen der Exportperformance einhergegangen.

Aber, so warnt die OECD, es gebe kein Gesetz, dass dies auch zukünftig der Fall sein wird. Für Deutschland wird ein Rückgang der Exportperformance von 1,6 Prozent für 2016 erwartet. Das ist nach Griechenland der größte Rückgang innerhalb der EU-Staaten. Auch für das kommende Jahr, so die Prognose, verliert Deutschland weiter Marktanteile. Irgendwann, so die Befürchtung, könnte sich das doch auf den Arbeitsmarkt durchschlagen.

Die Studie des IW hier: Wettbewerbsfähigkeit – Auf die Kosten kommt es an

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: H.von Bugenhagen

Na ist denn das...

Das Business läuft in Kürze alles über China....

Gravatar: Alfred

Das ist doch gut so. Der TARGET2 - Ausgleicht erfolgt ohnehin nicht und die deutschen Steuerzahler bezahlen letztendlich den Exportüberschuss.

Ein moderner Ansatz der Ausbeutung.

Gravatar: H.von Bugenhagen

So ist dass erst einen Haufen auf den schönen Perserteppich legen und dann schreien mit Ach und Weh.

Gravatar: Freigeist

Wenn Deutschland weiterhin so exportstark bleibt, werden die anderen Länder abwerten, so einfach ist das. Deutschland sollte mehr im Inland investieren, die Zinsen sind niedrig. Gegen Abwertungen kann Deutschland nichts tun, rein gar nichts.

Gravatar: Joachim Datko

Deutschland hat einen riesigen Exportüberschuss. Der Leistungsbilanzüberschuss beträgt zurzeit ungefähr 250 Milliarden Euro. Um die Volkswirtschaft braucht man sich keine Sorgen machen.

Im Gegenteil, der Erfolg unserer Wirtschaft bereitet anderen Ländern große Probleme.

Gravatar: Heidjer

Nach dem millionenköpfigen Import globaler Fachkräfte jeglicher Couleur brauchen wir uns darum echt keinen Schrumpfgermanenkopf zu machen.

Unsere rechtgläubigen Neubürger werden das Kind schon schaukeln, damit wir Heilkrauts nicht aussterben, und auch wirtschaftlich werden alle diese Experten und Spezialisten uns ratzfatz an die Weltspitze katapultieren.

Zudem wird unsere fast heilige Königin Angela es schon irgendwie genial richten, wie sie ja der Klimaerwärmung bereits allein dadurch ein rigoroses Stoppsignal setzte, dass sie ins Nordpolarmeer schipperte und Eisberge frostig anstarrte. Jeder Piefke kann das durch ihre Muddi-Magie bewirkte rasche Abkühlen bemerkeln, wenn er heute mal kurz vor die Wohnungstür tritt.

Und auch diese modernen nur noch zwei Wüstenglut-Sommer-Wochen sind doch ein Beweis für insgesamt weniger Hitzestau in der Atmosphäre. Dazu noch einige Staubteufeltornados auf Ostzonenäckern und fertig ist das eigene Urlaubsparadies im sandigen Stile arabischer Schnäppchenjäger-Enklaven. Und die nötigen exotischen Statisten, damit das orientalische Flair und das afrikanische Ambiente stimmt, sind ja auch bereits sehr zahlreich angereist, um uns anspruchsvolle Zechezahler höflich zu bedienen.

Blühende Buntlandparadies-Landschaften, wohin man schaut, auch wenn unsere vorbildlich umweltfreundlichen Autos alle mit luftverpestender Abgas-Lügensoftware unterwegs sind. Da ist man dann ein joborientierter Nationalist und glaubt dazu fest daran, den Rest der Welt damit austricksen zu können. Jeden überheblich betrügen wollen, alles Hab und Gut naiv verschenken und sich gut dabei fühlen ist doch bereits der Zenit der kollektiven deutschen Verblödung.

Was will man als typischer Tolleranz-Michel also mehr erwarten bzw. verlangen?

Gravatar: Rotwurst

Die Studie ist einseitig, und es ist immer wieder der gleiche Irrglaube, der verbreitet wird. Die BRD hatte durch Lohnzurückhaltung im Euroraum seit Beginn der Währungsunion anderen Ländern Marktanteile abgenommen. Die deutschen Löhne blieben über einen langen Zeitraum hinter der gestiegenen Produktivität deutlich zurück. Die Folge war, andere Euroländer konnten ihre Produkte nicht mehr in der Menge absetzen, da sie von deutschen Mitbewerbern verdrängt wurden. Obwohl die Schöpfer der gemeinsamen Währungsunion ein Inflationsziel vereinbart hatten, an das sich alle Länder orientieren sollten, hatte Deutschland durch seine gesunkenen Realeinkommen dieses Inflationsziel über einen langen Zeitraum unterschritten und damit gegen diese Vereinbarungen verstoßen. Denn die Inflation kommt von den Löhnen. Bleiben die Löhne niedrig, sind zwar Exporterfolge realistisch, aber die Handelsbilanz ist dann nicht mehr ausgewogen. Heute kommen die Exporterfolge Deutschlands als hohe Sozialausgaben (infolge von Arbeitslosigkeit) für die Euro-Südländer über die EZB zurück zum deutschen Steuerzahler, indem die Draghi deren Anleihen aufkauft. D.h., die Folgen des deutschen Exporterfolges werden sozialisiert. Man sollte immer zwei Seiten der Medaille sehen. Ein rein neoliberaler Blick allein aus Sicht der Unternehmen, wie das Erkenntnisinteresse dieser Studie, ist volkswirtschaftlicher Mumpitz.

Gravatar: Jomenk

Das ist eben die Globalisierung. Niedrigere Löhne stehen dann in direkter Konkurrenz zu höheren Löhnen. Fallen in Zukunft noch die letzten Zollschranken weg, wird sich dieser Effekt verstärken. Wie kann man gegensteuern. Entweder man erhöht die Produktivität, also man produziert mehr Produkte pro Zeiteinheit, oder man reduziert die Löhne. Beides führt zu einer Reduzierung der Lohnstückkosten. Ob wir dieses Spiel, z.B gegen China gewinnen können, ist fragwürdig. Der Produktionsfaktor Arbeit ist in China unbegrenzt verfügbar und das zu jedem Preis. Ausserdem ist die chinesische Industrie im technischen Bereich oft schon gleichwertig mit der unsrigen und in vielen Bereichen sogar schon überlegen. Es pfeifen ja die Spatzen von allen Dächern, das China zur Zeit auf grosser Einkaufstour ist und so ihre technischen Defizite auszugleichen versucht. Diese Mischung, also billige und unbegrenzt verfügbare Arbeitskräfte und technische Innovationen, ist nur schwer zu schlagen.
Zur Steigerung der Produktivität durch technische Innovationen, bedarf es aber auch einer Verbesserung der Qualifikation. Wie sieht die Realität in Deutschland aus.
Während in China zwischen 2013 und 2016 über 40 Mio. Akademiker produziert wurden, ist Deutschland damit beschäftigt, hunderttausenden von Fachkräften das lesen und schreiben beizubringen.
Eine Senkung der Lohnstückkosten wird in Deutschland nur möglich sein, wenn die Löhne weiter gesenkt werden. Dies wird erreicht, indem man das Angebot an Arbeitskräften erhöht. Deshalb darf es niemanden verwundern, das die Industrie überhaupt kein Problem damit hat, das Deutschland mit Menschenmassen geflutet wird.

Gravatar: Rosenthal

Man höre, sehe und lese zu diesem Thema Herrn Prof. H. Flassbeck. Einer der leider sehr wenigen, der das Thema wirklich durchschaut und es auch vollkommen logisch darlegen kann!

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