Das überraschende Dokument bietet eine überzeugende Bestätigung der kirchlichen Lehre zu Geschlecht und Gender, was einige Experten als wegweisend bezeichnen. Kardinal Víctor Manuel Fernández, Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, präsentiert das neue Dokument am 8. April, wie National Catholic Register berichtete.
In den Wochen vor der Veröffentlichung eines neuen vatikanischen Dokuments über die Menschenwürde wurde spekuliert, dass der Text die Kirche erschüttern würde.
Immerhin hatte dasselbe Amt, das für Dignitas Infinita (Unendliche Würde), das Dikasterium für die Glaubenslehre (DDF), vor nur viereinhalb Monaten weltweite Kontroversen ausgelöst, mit der Verkündung von Fiducia Supplicans, der Erklärung vom 18. Dezember, die nichtliturgische Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare genehmigte.
Aber basierend auf der ersten Reaktion auf Dignitas Infinita, veröffentlicht am 8. April unter der Leitung von DDF-Präfekt Kardinal Víctor Manuel Fernández, dem Hauptautor von Fiducia, scheint das Gegenteil der Fall zu sein.
»Jeder, der mit Hoffnung oder Furcht nach einer Revolution in der kirchlichen Lehre sucht, wird sie hier nicht finden«, sagte Stephen White, Exekutivdirektor des Catholic Project an der Catholic University of America, gegenüber dem Register über den neuen Text.
Stattdessen sind sich die Experten, die vom Register konsultiert wurden, einig, dass die neue Erklärung sowohl eine überzeugende Neuformulierung der Lehre der Kirche über die Menschenwürde als auch eine zeitgemäße Anwendung dieser Prinzipien auf einige der umstrittensten Themen der Gegenwart ist - insbesondere der Gender-Theorie.
Obwohl sich Dignitas Infinita auch mit Themen wie Abtreibung, Krieg und Armut befasst, hat ihr sechs Absätze umfassender Abschnitt über Gender-Theorie und Geschlechtsumwandlungsverfahren die meiste Aufmerksamkeit sowohl von katholischen als auch von Mainstream-Medien auf sich gezogen. Und das aus gutem Grund: Das Dokument ist das erste Mal, dass die universale Lehrautorität der Kirche sich so stark zu diesem Thema äußert - mit einigen katholischen Experten für Gender und sexuelle Identität, die das DDF-Dokument als bahnbrechend bezeichnen.
Abigail Favale bezeichnete die Aussage der Erklärung, dass »alle Versuche, die unvermeidbaren sexuellen Unterschiede zwischen Mann und Frau zu verschleiern, abzulehnen sind«, als »Satz, der wie eine Bombe einschlägt.«
Favale, eine Autorität in Fragen des Geschlechts aus christlicher Perspektive am McGrath Institute for Church Life der University of Notre Dame, sagte dem Register, dass die Aussage »ein breites Spektrum« umfasse, indem sie nicht nur sage, dass medizinische Versuche, das sexuelle Erscheinungsbild zu verändern, mit der Menschenwürde unvereinbar seien, sondern auch die Verwendung von »Sprache, die die Realität des sexuellen Unterschieds verschleiern würde«.
Favale wies auch auf einen ähnlichen Satz hin, der betonte, dass »jeder Eingriff zur Geschlechtsumwandlung« die »einzigartige Würde bedroht, die die Person seit dem Moment der Empfängnis erhalten hat«, als eindeutiges Verbot nicht nur chirurgischer Eingriffe, sondern auch hormoneller Interventionen, die sekundäre Geschlechtsmerkmale verändern.
»Dass ist eine ziemlich klare Linie im Sand, die ich als eine willkommene Klarstellung des Vatikans betrachte, weil ich denke, dass effektive pastorale Praktiken nur wirklich aus einer solchen Klarheit entstehen können«, sagte Favale, Autorin von The Genesis of Gender: A Christian Theory.
Dignitas Infinita enthielt jedoch nicht einige umstrittene Passagen, die angeblich in einem 2018er Vatikan-Entwurf des Textes enthalten waren, wie etwa die Aussage, dass die sexuelle Identität einer Person aus physischen, psychologischen und sozialen Elementen bestehe.
In Bezug auf Abtreibung sagte der Moraltheologe Charles Camosy, dass Dignitas Infinita nicht unbedingt neue Prinzipien einführe, aber »neue Schwerpunkte setze, die neue Zeichen unserer Zeit ansprechen.«
Insbesondere sagte Camosy, dass die Erwähnung des Propheten Jesaja, der vor denen warnt, die »das Böse gut nennen und das Gute böse«, eine willkommene Antwort auf einen »neuen Moment im Extremismus der Abtreibungsdebatte« sei und die Leser auffordere, »Mut zu zeigen, die Wahrheit über die Abtreibung zu sprechen.«
Camosy, der sowohl an der Creighton Medical School als auch am St. Joseph's Seminary in Dunwoody, New York, tätig ist, sagte, Dignitas Infinita hätte hervorheben können, wie der Drang nach »Tod mit Würde« jetzt nicht nur die schwer- und unheilbar Kranken, sondern auch diejenigen mit früh- und mittelstadien Demenz tötet.
Kommentare zum Artikel
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... »Jeder, der mit Hoffnung oder Furcht nach einer Revolution in der kirchlichen Lehre sucht, wird sie hier nicht finden«, sagte Stephen White, Exekutivdirektor des Catholic Project an der Catholic University of America.“ ...
Wobei dieses Thema – selbst für einen abgetakelten und völlig ungebildeten Holzfäller wie mich hochinteressant – auch im Islam zur Diskussion steht:
https://www.islamiq.de/2022/07/23/die-abtreibung-aus-islamischer-perspektive/!!!