Fulton Sheens Anti-Kommunismus

Der Tod des Liberalismus: Der Aufstieg des Kommunismus als Ersatzreligion

Teil 1: Wie der homo oeconomicus zum homo politicus wurde; Gründe für den Verfall des Liberalismus; der Mensch befreit sich selbst ohne Gott.

Foto: ABC Radio / Public domain
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Die derzeitige Krise zeigt: Ausgefeilte Überwachung, härtere Strafen und profitierende Regierungen mehren sich. Für manchen Beobachter erinnert dies alles an eine schon einmal dagewesene – und hartnäckig bleibende – Ideologie: den Kommunismus.

In dem Klassiker Der Kommunismus und das Gewissen der westlichen Welt enthüllt Fulton Sheen, der damalige Bischof von Rochester (USA), die »goldene Stimme« des Glaubens und eine der einflussreichsten christlichen Medienpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, die inneren Wirkursachen, die fatalen Folgen und die monumentalen Grundirrtümer dieser Ideologie.

In einer Reihe greifen wir Grundzüge und –Ideen des Buches auf, um dem Leser Sheens Kritik an dieser totalitären Staatsform aufzuschließen.

***

»Ganz allgemein ist die in einer Krise lebende Menschheit unempfindlich gegenüber dem Ernst ihrer Zeit.« Dieses Satz beginnt Kapitel 1 über das Ende des historischen Liberalismus und die Entstehung des antireligiösen Geistes.

Das Zeitalter der Nachrenaissance ist vorbei. Das Auszeichnende dieses Zeitalters war es, dass es den Menschen zum Maß aller Dinge gemacht hat. Dieses Maß drückt sich in drei Grunddogmen der modernen Welt aus, die Sheen in der Auflösung begriffen sieht.

Erstens: Die Liquidation des ökonomischen Menschen, bzw. der Auffassung, dass der Mensch ein hochentwickeltes Tier sei und keine andere Funktion im Leben habe als Reichtum zu produzieren und dann, wie das Vieh auf der Weide, die Jahre dahinzubringen und zu sterben. Der homo oeconomicus ist gestorben und der homo politicus wurde geboren.

Zweitens: In der modernen Welt vollzieht sich die Liquidation der Vorstellung vom natürlich-guten Menschen, der kein Gott braucht, um ihm Rechte zu verleihen. Die Wissenschaft hat den Menschen zu Gott gemacht. Nach seinem Selbstausschluss aus der religiösen Gemeinde, wurde er in die politische Gruppe hineingesogen.

Drittens: Der Rationalismus wird liquidiert, in dem Sinne verstanden, dass die vornehmste Aufgabe des Lebens nicht in der Entdeckung des Sinns und Zieles des Lebens besteht, sondern darin, neue technische Fortschritte zu erinnern, um die Welt zu einer »Stadt des Menschen« zu machen. Der Mensch »entdeckt« sein Ideal nicht mehr, er »erfindet « es.

In einem Wort fasst Sheen diese Situation zusammen: »Unsere Zeit ist Zeuge des Endes des historischen Liberalismus.«

Hier bringt der Autor eine Klarstellung an, weil »Liberalismus« heute anders verstanden wird, als es in der Vergangenheit der Fall war:

»Wenn Liberalismus ein System bezeichnet, das an den Fortschritt auf dem Wege zu Freiheit glaubt, und zwar Freiheit, verstanden als Recht des Menschen, zu tun, was er sollte¸dann ist Liberalismus zu fördern. Wenn hingegen Liberalismus die zunehmende Ablehnung von Gesetz und Wahrheit bedeutet, wenn also Freiheit aufgefasst wird als das Recht des Menschen, zu tun, was ihm gefällt, dann ist der Liberalismus zu verdammen.«

So stünde der Liberale in der Geschichte dem Reaktionär gegenüber, wobei diese Begriffe so relativ sind, dass sie in sich wenig auszusagen haben. Sheen konzentriert sich auf den wesentlichsten Aspekt der beiden »Gesinnungen«:

»Der Reaktionär hält sich an die Dauer unter Ausschluss des Wechsels und der Liberale an den Wechsel unter Ausschluss der Dauer.«

Die neuere Politik zeichne sich dadurch aus, dass der Reaktionär gegen den Liberalen protestiert, wobei die »neuen Liberalen den Krieg gegen die alten Liberalen führen; die neuen Rebellen rebellieren gegen die alten Rebellen.«

Dazu bringt Sheen Beispiele:

»Der Liberale der vorigen Generation fordert Liberalismus, um die wirtschaftliche Initiative von der staatlichen Kontrolle zu befreien; der Liberale von heute verlangt Liberalismus, um die staatliche Kontrolle über die Wirtschaft zu erweitern. Der alte Liberale war ein Verteidiger des Kapitalismus; der neue Liberale bekämpft den Kapitalismus und fordert irgendeine Form von Kollektivismus und Staatskontrolle.«

Darum erkennt Sheen in der modernen Lage den Tod des Liberalismus, da es sich um den historischen Liberalismus, der seine Wurzeln im 17. Jahrhundert (oder noch früher) hat. Diese habe auf »politischen Gebiet zum Nationalismus, auf gesellschaftlichem Gebiet zur Säkularisierung« geführt und wurde heute durch Reaktion zum »Totalitarismus«.

Ein Grund für den Tod des historischen Liberalismus erkennt Sheen im Verlust der religiösen Wahrheit.

»Die Freiheiten des Einzelnen, die der historische Liberalismus betont, sind nur gesichert, wenn die Gemeinschaft religiös ist und diesen Freiheiten ein ethisches Fundament zu geben vermag.«

In der Aufgabe der Religion, bildet sich aber eine neue Pseudo-Religion heran, die rein von Menschenhand gemacht wird. Diese Religion ist eine Anti-Religion zum Christentum.

So bahnt sich der Antichrist an, der eine Gruppierung schaffen wird, die wie die Kirche funktionieren soll, aber völlig sinnentleert, die Kirche nur nachäffen kann.

Versuchungen werden die Menschen plagen, der sich auch Christen nicht entziehen können. Diese drei Versuchungen setzt Sheen mit den Versuchungen Christi gleich (vgl. Matthäus, 4 ff.)

»Die Versuchung, als irdischer Messias Stein in Brot zu verwandeln, wird zu Versuchung, Freiheit gegen Sicherheit zu verschachern, wobei das Brot zur politischen Waffe wird, denn nur die dürfen essen, welche denken wie er.«n-tv

»Die Versuchung ein Wunder zu wirken und sich im Vertrauen auf die Verheißung vom Tempel herabzustürzen, wird zur Aufforderung, sich von den reinen Höhen der Wahrheit, wo Glaube und Vernunft herrschen, in jene Tiefen zu stürzen, wo die Masse von Schlagwörtern und Propaganda lebt.«

»Die dritte Versuchung, bei der Satan Christus aufforderte, ihn anzubeten, wofür er Ihm alle Reiche der Welt geben wolle, wurde zu Versuchung, eine neue Religion anzunehmen ohne das Kreuz, eine Liturgie ohne jenseitige Welt, eine Religion zur Vernichtung der Religionen.«

So verwandle sich die Lage des Menschen: er predige eine Bruderliebe ohne Gottes Vaterschaft.

»Dann wird eine Paradox wahr werden: aus eben den Gründen, um derentwillen die Menschen im letzten Jahrhundert die Kirche verworfen haben, werden sie die Gegenkirche jetzt annehmen.«

[Teil 2 folgt]

(Zitate stammen aus: Fulton Sheen, Der Kommunismus und das Gewissen der Westlichen Welt, Morus Verlag Berlin, 1950)

(jb)

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Schwarzer Pommer

@Walter

Sehr geehrter Mitforist, es liegt ein Mißverständnis vor. Meine Beitrag bezog sich NICHT auf Ihre Person und auf einen Ihrer Kommentare (oder auf einen anderen Kommentar zum Beitrag). Ich kommentiere nur selten auf der Freien Welt, bin kein Mitarbeiter und wurde auch nicht bezahlt. Es tut mir leid, Sie verärgert zu haben, und ich bitte Sie um Entschuldigung.

Inhaltlich kann ich folgendes erklären:
Mein Zorn bezog sich auf eine Rede ('Predigt') gehalten in Kloster Dalheim. Googeln Sie mal nach dem Autor/('Prediger'): 'Walter'.
In der 'Predigt hieß es:
'...Der Kampf ... ist eine der großen Herausforderungen ... . Es ist ein Kampf, der uns alle angeht, der in Familien, Schulen, Büros und Betrieben ebenso ausgetragen werden muss wie in Zeitungsredaktionen, sozialen Netzwerken und Parlamenten. Und er wird ja auch überall ausgetragen ...!'
Als Dunkel-Deutscher (Zitat Ex-Bundespräsident Pfarrer Dr. Gauck) war ich bisher der Meinung, daß in Europa die Zeit der großen Kämpfe, ‘die uns alle angehn’ (Rassenkampf, Klassenkampf, Friedenskampf, Kampf ‘bis zum letzten Blutstropfen’, Kampf bis zum ‘End-Sieg’) vorbei ist. Daher bin ich bis heute auch der Meinung, daß ein liberaler Rechtsstaat es nicht nötig hat ‘Kämpfe in Familien, Schulen ... und Betrieben’ auszutragen. Diese Art Kämpfe auszutragen in Familien, Schulen, Betrieben, und mglw. auch in Kindergärten, Kirchen und auf der Straße - also zu jeder Zeit und an jedem Ort und unter allen Umständen - ist ein häßliches Allein-stellungsmerkmal totalitärer Systeme. Diese Art Kämpfe auszutragen ist unvereinbar mit Geist und Buchstaben der Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland. Die Rede ('Predigt') offenbart einen unerträglichen Rückfall in totalitäres Denken und in eine totalitäre Sprache.
Diese Rede erklärt deshalb meine Reaktion und meine zugegeben bösartige Formulierung.
Ich bitte Sie sehr, meine Entschuldigung und auch die Stellungsnahme der - unbeteiligten - Redaktion anzunehmen. Zukünftig werde ich mich bemühen, mißverständliche Andeutungen zu vermeiden.

Gravatar: Schwarzer Pommer

Schon der englische Schriftsteller Gilbert Keith
Chesterton wußte: 'Wenn Menschen aufhören, an Gott zu glauben, glauben sie nicht an Nichts, sondern an alles Mögliche. Das ist die Chance der (falschen) Propheten - und die kommen in Scharen.'
Prophetische Worte!
Es ist, als wenn Chesterton die Luisalala Neubauer, Anallena Bock-Baer, Heinrich fort mit Strohm und einen moralisierenden und verheuchelten Wanderprediger namenes Walter schon gekannt hätte.

Gravatar: Hans von Atzigen

Erschreckend das Liberale Weltbild ist am aussterben.
Willkommen zurück in der Voraufklärungszeit im Spätmittelalter.
Ideologie und Religion ziehen mit unterschiedlichen
Feldzeichen in den Krieg, auf die Schlachtfelder.
Gekocht werden beide in der gleichen trüben Brühe,
im gleichen Topf.
Die Natur wird es ins Lot bringen, hart und unerbittlich.
Tja das hätte nicht zwingend sein müssen .

Gravatar: Thomas Waibel

Der "christlicher" Marxist Bergoglio, der die "Befreiungstheologen" Arnulfo Romero und Angelelli, die dem Kommunismus und dem Linksterrorismus sehr nahe standen, "heilig" gesprochen hat, hätte diesen "Kalten Krieger" exkommuniziert.

Die Kirche hat den Kommunismus als in sich verdorben verurteilt. Bergoglio dagegen verdammt den Anti-Kommunismus als in sich verdorben.

Gravatar: Unmensch

Gott ist der Titel für die höchste Macht. Die Wissenschaft hat somit die Natur zum Gott gemacht (ohne es so zu benennen). Den Mensch zu Gott gemacht haben andere, wobei diese aber in Wirklichkeit den Menschen alle Macht abnehmen wollen, so wie das im Kommunismus üblich ist.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Wie der homo oeconomicus zum homo politicus wurde; Gründe für den Verfall des Liberalismus; der Mensch befreit sich selbst ohne Gott.“ ...

Seine ihn scheinbar völlig im Griff habende Alte inbegriffen???

Ich hoffe, denn „die Merkel-Jahre sind Jahre des Elitenmiefs links der Mitte. Es fehlen die Lust am Streit und der Respekt vor dem Gegner – kurz: Es fehlt Schweizer Freisinn als sinnliche Freude“!!!
https://www.cicero.de/innenpolitik/angela-merkel-demokratie-spaltung-deutschland-liberalismus/plus

Gravatar: John Newton

Wie wahr! Es ist unglaublich, was sich der "moderne" ach so "aufgeklärte" Mensch einbildet: Das Universum und damit unsere Erde entstand aus reiner Materie etc. Dieser Gedanke ist ja nicht einmal angedacht geschweige denn logisch nachvollziehbar. Alle Naturgesetze wie die Entropie werden einfach ignoriert. Dass die Bibel nicht das Wort Gottes sein soll wird als "wissenschaftlich bewiesen" verkauft. Es wird sich bald zeigen, wie der "gebildete" Mensch (= Bildzeitungs-Leser?!) ohne Gott auskommen wird...!

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