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Corona-Jahr 2020: Keine bedeutend hohe Übersterblichkeit

Das Jahr 2020 war extrem – aber nicht hinsichtlich Sterblichkeit. Das ist es, was die Zahlen sagen.

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Endlich hat das Robert-Koch-Institut die Sterbefälle vom Ende des vergangenen Jahres freigegeben. Sie sollen beweisen, dass Covid-19 eine tödliche Bedrohung darstellt und nur mit einem Lockdown bekämpft werden kann. Doch wie immer, wenn das RKI eine Statistik erstellt, bleiben mehr Zweifel als belegbare Fakten.

Zu den Daten: Das RKI stellt die Sterblichkeit für die Jahre 2016 bis 2020 bereit, unterteilt in die tägliche, wöchentliche und monatliche Entwicklung. Die Jahre 2016 bis 2019 sind als Vergleichswerte gedacht, um beweisen zu können, dass es sich bei Covid-19 um eine extreme Bedrohung handelt, die zu Todeszahlen geführt hat, die einen Lockdown begründen. Geben die Zahlen entsprechendes her ?

Um es gleich zu Anfang zu sagen: Sie tun es nicht. Schlimmer: Wieder einmal hat das RKI mit seinen Daten Spielchen getrieben, Spielchen, die als Lügen mit Statistik bekannt sind. Das beginnt mit den zur Verfügung gestellten Daten. Warum sind es nur die Daten aus den vorgehenden vier Jahren ? Das bleibt ein Geheimnis des RKI – zur sinnvollen Betrachtung einer Entwicklung ist das deutlich zu wenig. Um ein Beispiel zu nennen: Um zu begründen, dass sich Deutschland Ende 2020 in einer extremen Lage befand, werden die Daten mit den vier Jahren vorher verglichen. Doch im März 2018 befand sich, wie ein kurzer Blick auf die Graphik beweist, in einer vergleichbaren Lage. Hier wäre ein Vergleich mit der vorherigen Entwicklung sinnvoll – nur fehlen die Daten der vier Jahr zuvor.

Und so geht es weiter: Die vom RKI abgebildete Graphik erfüllt alle Kriterien des Betrugs mit Statistik. Vier Informationen werden auf der ersten Seite gezeigt: Die Sterblichkeit über die Monate im Jahr 2020, der Durchschnitt der vorherigen vier Jahre, die maximalen und minimalen Werte aus den vorherigen vier Jahren und die Todeszahlen durch Covid-19. Das klingt vordergründig harmlos – vordergründig.

Ein beliebter Trick bei der Darstellung von Daten ist die Verwendung geeigneter Farben. In diesem Fall: Eine dicke, rote Linie steht für die Todeszahlen aus dem Jahr 2020. Dünn und mittelblau ist dagegen der Durchschnitt. Und die maximalen und minimalen Werte, eigentlich gleichfalls zwei Linien, sind als Fläche aufbereitet – als hellblaue Fläche. Und so stechen die Werte des vergangenen Jahres wie eine Todeslinie hervor. Dass die Todeszahlen von Covid-19 rot und sogar mit Punkten versehen wurden, überrascht dann kaum noch.

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Ja, das RKI präsentiert die Zahlen der vorherigen Jahre noch auf einer weiteren Graphik, auf die man über einen Klick wechseln kann. Aber wer macht das. Und auch dort ist das Jahr 2020 in knallrot und das, wie wir gleich sehen werden, andere kritsche Jahr, in hellblau dargestellt.

Doch nun zu den Daten.

Bereits ein erster Blick auf die monatliche Entwicklung macht deutlich: Das Jahr 2020 fällt zwar aus dem Rahmen. Aber es ist nicht das einzige Jahr, das mit Extremwerten aufwartet. Im März 2018 lag die monatliche Sterblichkeit mit 107.104 sogar etwas höher als im Dezember 2020 mit 106.607. Einen Lockdown gab es 2018 allerdings nicht.

 

Zugleich zeigt die monatliche Entwicklung einen klares Muster: Ab September steigt die Zahl der Sterbenden zum Januar hin über den Durchschnitt – grüne Linie – an. Damit wird das bekannte Sterberisiko bestätigt, das eine deutliche Pendelbewegung über die Jahreszeiten aufweist.

Insgesamt lässt sich feststellen, was lange bekannt ist: Die beiden Jahre 2018 und 2020 fallen aus dem Rahmen. Wie sehr sie abweichen vom Normalen, wird im Abgleich mit den mittleren Werten ermittelt. Und hier beginnen die nächsten Tricks des RKI. Denn es wird das Mittel der vergangenen Jahre 2016 bis 2019 genommen und nicht das Mittel inklusive 2020.

Doch nur mit diesen zusätzlichen Werten lässt sich ermitteln, wie stark die Abweichung tatsächlich ausfällt. Und nur um diese geht es von nun an! Anders als suggeriert wird, ist die Hauptfrage nämlich nicht, ob das Jahr 2020 aus dem Durchschnitt aller Jahre herausfällt – das tut es zumindest gegen Ende. Aber das tun auch andere Jahre. Die zentrale Frage lautet daher: Wie stark fällt das Jahr 2020 im Vergleich zu anderen extremen Jahren aus dem Rahmen ?

Nun zeigt sich, dass 2020 nicht extremer war als 2018. Zwar unterscheiden sich die Verläufe der Sterblichkeit in ihrer Struktur: 2018 ergab sich im März ein plötzlicher Anstieg, während sich der Anstieg im Jahr 2020 zum Jahresende über einen längeren Zeitraum erstreckte. Die Abweichung vom Mittel ist dagegen in beiden Jahren recht deutlich – sofern man über alle fünf Jahre den Mittelwert bildet und nicht, wie das RKI es macht, nur über die Jahre 2016 bis 2019. 

Durch die Hinzunahme der Werte aus dem Jahr 2020 steigt der Mittelwert natürlich an, denn in den letzten drei Monaten des Jahres war die Sterblichkeit deutlich höher. Also fällt das Jahr 2020 weniger stark aus dem Rahmen. Und umgekehrt: Weil das RKI das Jahr 2020 weglässt, geht der Mittelwert runter. Natürlich kann das RKI die Rechnung so machen. Nur muss es für einen Vergleich mit dem Jahr 2018 dann auch dessen Werte nicht in den Mittelwert einbeziehen – was das RKI aber nicht macht. Auf diese Weise werden die Werte aus 2020 mit Tricks aus der Statistik extremer gemacht.

Bemerkenswert ist bei diesen Rechenkünsten mit Statistik die Anmerkung eines Statistikers des Max-Planck-Instituts. Er versteigt sich in einem Interview zu der Behauptung, es sei nicht richtig, das Jahr 2020 mit den Jahren 2017 und 2018 zu vergleichen, weil damals durch die heftigen Grippewellen ungewöhnlich viele Menschen gestorben seien. Zwar sagt er richtig: »Das sind keine normalen Werte.« Aber genau darum geht es: Zu zeigen, dass 2020 zwar ein unnormales Jahr war, aber nicht unnormaler als andere unnormale Jahre es ebenfalls waren, ohne dass ein Lockdown verhängt worden wäre.

Wie schon gesagt: Es geht um den Vergleich extremer Jahre mit anderen extremen Jahren. Und bei dem zeigt sich: 2020 war zwar extrem – aber nicht extremer als 2018. Und noch etwas anderes zeigt sich: 2020 war nur am Ende des Jahres extrem. Im Frühjahr, beim ersten Lockdown, fällt 2020 in nichts aus dem Rahmen. Dagegen war der März 2018 extrem. In wenigen Tagen stieg die Zahl der Toten exponentiell. Nur einen Lockdown – einen Lockdown hat niemand verhängt.

Nun wissen die Statistiker vom RKI aber durchaus, was sie tun. Und deshalb haben sie die Zahl der Corona-Toten mit in die Statistik aufgenommen. Diese Kurve soll den Eindruck verstärken, Covid-19 habe eine extreme Lage verursacht, die schlimmer war, als die Grippe im März 2018 – deren Opfer das RKI nicht mit einer besonderen Linie gedenkt.

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