Sozialdemokrat kritisiert wachsenden Realitätsverlust seiner Partei

Buschkowsky: SPD entwickelte sich zur »Klugscheißerpartei«

Der frühere SPD-Politiker Heinz Buschkowsky ist bekannt aus seiner Zeit als Bürgermeister von Berlin-Neukölln mit klaren Aussagen wie schon 2004 »Multikulti ist gescheitert«. Jetzt rechnet er mit seiner Partei ab, beklagt deren mangelnden Realitätssinn.

Foto: Christliches Medienmagazin pro/ flickr.com/ CC BY 2.0
Veröffentlicht:
von

Der frühere Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsky, wirft seiner Partei in einem Interview der »Welt am Sonntag« einen mangelnden Realitätssinn vor. Die SPD habe sich demnach zu einer »Klugscheißerpartei« entwickelt, beklagt der 69-jährige.

»Der Volkspartei SPD ist das Volk abhanden gekommen und sie hat es nicht bemerkt«, stellt Buschkowsky fest. Seine Partei habe sich in »in weiten Teilen von der Lebenswirklichkeit, den Sorgen und Nöten der Menschen völlig entfernt«, sagt der langjährige Kommunalpolitiker.

Es gebe als Kernproblem seiner Partei immer weniger Vertreter aus Arbeiterfamilien in den Gremien. »Wenn ich in den 70er Jahren hier in Berlin-Neukölln in eine Ortsvereinsversammlung der SPD gegangen bin, dann saßen da etwa 50 Leute, die in der Gegend zu Hause waren: Polizeibeamte, Müllfahrer, Rentner – ein Querschnitt der Stadtbevölkerung«, führt er aus.

Und kommt zum Schluss: »Wenn Sie heute in die gleiche Versammlung des gleichen Ortsverbandes gehen, dann sitzen da vielleicht acht Figuren, von denen mindestens ein Drittel erst vor sechs Monaten nach Berlin gezogen ist.«

Scharf kritisiert Buschkowsky den stellvertretenden SPD-Chef Ralf Stegner und Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD). »Herr Stegner ist dem Sozi-Herzblut nur sehr schwer vermittelbar. Ihm fehlt nahezu alles dazu, eine politische Führungspersönlichkeit zu sein, hinter der man sich versammeln möchte«, sagt der langjährige Sozialdemokrat.

Die Berliner SPD gelte »nicht umsonst als unterirdischster Landesverband der deutschen Sozialdemokratie«. Buschkowsky schloss für sich aus aus, dass Müller angesichts schlechter Zustimmungswerte noch einmal SPD-Spitzenkandidat werden könnte. In der letzten Umfrage lag die regierende SPD in Umfragen mit 17 Prozent an dritter Stelle hinter CDU und Grüne.

Zu der stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion Eva Högl aus Berlin kann Buschkowsky im weiteren nur feststellen: »Frau Högl, die für ein grenzfreies Deutschland eintritt, kommt für mich inhaltlich nicht in Frage.«

Auch seine als Ziehtochter geltende zeitweise Nachfolgerin im Bezirksbürgermeisteramt, die heutige Familienministerin Franziska Giffey, kommt nicht gut weg: »Frau Giffey hatte schon in Neukölln Probleme, deutliche Distanz zum politischen Islam zu zeigen. Wenn sie sagt, Muslimbrüder und Salafisten seien ihre Dialogpartner der Zukunft, frage ich: Wie bitte? Hat dir jemand was in den Tee getan?«

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Karl Napp

Hätten gestandene Praktiker wie Sarrazin und Buschkowsky das Sagen in der SPD, brauchte sich diese Partei keine Sorgen um Wählerschwund zu machen.

Gravatar: E. Ludwig

@Dirk S
danke das Sie die Thematik noch weiter 'aufgebohrt' haben.
Zitat:...noch eine dritte Gruppe, die der Opportunisten,...!

Diese Gruppe könnte man in Anlehnung an den technischen Begriff für 'Querschnittstechnologie' auch als unplakatierte 'Querschnittspartei' sehen. Es aber eine überparteiliches Problem und speist sich überwiegend aus egozentrischen Motivlagen.

Zitat: Ab einer bestimmten Ebene läuft beim Staat ohne Parteimitgliedschaft (und da auf städtisch-kommunaler Ebene meist SPD) nichts.

So ist es!

Nennt man Syndikalismus - besonders auf lange Zeit unter SPD Führung stehende Verwaltungs und Rechtspflegeorgane bis hinein auf die untersten Entscheiderebenen (siehe Städte wie Bremen und Hamburg. In HH gab es ja mal einen Ausreißer mit CDU und Schillpartei. Aber hatte nur Episodencharakter.

Freibohrende Grüße
E. Ludwig

Gravatar: Dirk S

@ E. Ludwig

Zitat:"Ein Grund ist, das grob gesagt, in den Ortsvereinen 2 Lager bestehen: Die Einen sehen sich als 'Sozial(e)demokraten' und die andere Gruppe als 'Demokratische Sozialisten'"

Da haben Sie Recht, aber das Problem haben die Sozen schon länger. Dazu kommt im parteiinternen Gerangel noch eine dritte Gruppe, die der Opportunisten, die die Parteimitgliedschaft nur benötigen, um im öffendlichen Dienst voranzukommen. Ab einer bestimmten Ebene läuft beim Staat ohne Parteimitgliedschaft (und da auf städtisch-kommunaler Ebene meist SPD) nichts.

Es ist aber etwas verhältnismäßig Neues, dass es an der Basis rumort, weil altgediente Parteisoldaten von den Listen genommen werden und dafür irgendwelche dahergelaufenden Weiber, die nicht mal 2 Monate in der Partei sind und noch nichts für die Partei geleistet haben, auf die Listen kommen. Aber man will ja modern sein und "weiblich". Dabei übersehen die Vorstände, das die Arbeit vor allem "männlich" erledigt wird und dass die Arbeit liegen bleibt, wenn die Männer keinen Bock mehr auf Frauenbevorzugung haben.

Zitat:"Sie sind auch der harte Kern, wenn es darum geht z.B über Geschäftsordnungsdebatten Abstimmungen in ihrem Sinne durchzusetzten."

Damit kommen wir zum eigentlichen Problem: Es wird denen nichts entgegen gesetzt, also allen, die das sozialdemokratische Stammklientel vernachlässigen.
Und das ist auch das, was ich als deren Hauptproblem sehe, die SPD (bzw. die Parteiführung) hat ihre Stammklientel vernachlässigt bis aufgegeben und sich vor allem um laute Randgruppen (LGBT, Feministinnen usw.) bemüht. Nur sind die eigentlich Klientel der Grünen und in der gesellschaftlichen Wahrnehmung überrepräsentiert: Diese Gruppen würden es zusammen nicht schaffen, eine Partei über die 5%-Hürde zu hieven und sind als Wählerreservoir eigentlich unerheblich. Kann man mitnehmen, wenn man die Stammwählerschaft nicht dabei verschreckt.
Dass die Sozen (noch) nicht unter die 10% gefallen sind, verdanken die ihren hohen Mitgliederzahlen, nicht ihrer Politik.

Solange die SPD nicht versteht, dass es nicht schlau ist, sein Stammklientel zu verraten, zu beschimpfen und für blöd zu halten, solange wird es abwärts gehen. Nun ja, andere freuen sich: Die Linke und ganz besonders die AfD (die derzeit die Unzufriedenen aller Richtungen einsammelt).
Und ehrlich gesagt, würde ich mich freuen, wenn die Sozen aus einigen Parlamenten fliegen würden. Das könnte zu einem Umdenken in den Parteispitzen (auch bei den anderen Parteien) führen und dass mal wieder auf das gehört wird, was die Wähler wollen.
Was im Augenblick nicht gegeben ist. Also muss der Wähler für eine gewisse Disziplinierung der Politik sorgen.

Demokratische Grüße,

Dirk S

Gravatar: Freundlich, aber bestimmt

@ Frank

Nö, 'ne richtijer Balina fracht 'Hamse Dia ins Jehirn jeschissen un vajessen rumzurüan!?

Gravatar: Manni

Bravo.

Gravatar: Theo

Auf diese ganze losgetretene Özil-Debatte, irgendeinem Fußballproleten mit türkischen Reisepass, der jetzt von sich reden macht, indem er auch noch seine großzügigen Geldgeber des DFB besudelt und diffamiert, gibt es nur eine Antwort, frei nach Karl Valentin:

Die Dummen ignorieren.

Jeder Zeitungsartikel ist überflüssig, aber was ist in der FAZ, Süddeutschen, taz, dem SPIEGEL, FOCUS, CICERO, Tagesspiegel, Münchner Merkur, Bonner Genralanzeiger, Hamburger Abendblatt etc., etc. auch nicht überflüssig.

Aufschlussreich, was diese ganzen Jüngelchen mit ihrem türkischen und sobnnstigen muslimischen Hintergrund in diesem Video wiedergeben:

https://www.youtube.com/watch?v=Q-Noy0gEtAI

Ein Beitrag, der die Gesamtverherrlichung dieser überaus primitiven Existenzen verdeutlich, gekrönt mit einer Beschreibung der Trüken durch ihren Ex-Präsidenten Attatürk höchstpersönlich.

Dem wohl letzten Türken, den man in Deutschland noch ernst nehmen konnte, es damals leider aber nicht tat. Und dessen scharfsinnige Analyse nach wie vor immer noch nicht in Deutschland in den Schulen gelehrt wird.

Gravatar: E. Ludwig

@Dirk S
Zitat:Wieso konnten die "Klugscheißer" in der SPD die Macht übernehmen?

Ein Grund ist, das grob gesagt, in den Ortsvereinen 2 Lager bestehen: Die Einen sehen sich als 'Sozial(e)demokraten'
und die andere Gruppe als 'Demokratische Sozialisten'
(Meist zu erkennen an der roten Krawatte und beim anderen Geschlecht irgendein rotes Beiwerk wie Halstuch o.Ä. auch im Parlament zu beobachten)
Letztere sind der harte Kern wenn es darum geht, mit dem 'Linken Rand' anderer Parteien und Gruppen Gemeinschaften zu bilden. Sie sind
auch der harte Kern, wenn es darum geht z.B über Geschäftsordnungsdebatten Abstimmungen in ihrem Sinne durchzusetzten. Ein Beispiel: Der Bundestagskandidat der SPD in einem Wahlkreis in SH war seinerzeit Lauritz Lauritzen. Vor der Wahl haben Jusos und Gewerkschaftsjugend (Damals gab es ja auch noch die DDR) Flugblätter verteilt in denen zu lesen war:'...Kommunisten und andere fortschrittliche Kräfte stehen uns näher als Genossen vom Schlage eines Lauritz Lauritzen' (Zitat aus dem Gedächtnis).

Reindemokratische Grüße
E. Ludwig

Gravatar: Frank

Zitat:

"Hat dir jemand was in den Tee getan?"

Wir Berliner sagen eher: "Hat dir jemand in´s Gehirn geschissen?".

Wir sagen es freundlich aber bestimmt. Und wir meinen was wir sagen.

Gravatar: Günther Jauche

'Klugscheißer', ja, aber auch eine vereinte ProletArierInnen - und Dreckschleuderpartei, eine überlaufende, stinkende, rotgrünbraune Jauchegrube ...

https://www.youtube.com/watch?v=JKGHtWbZaOA#t=22s

Als SDAP haben die angefangen, und als was sie aufhören, das brauche ich Ihnen hier doch überhaupt nicht zu erklären, das wissen Sie längst.

Gravatar: Dirk S

Und nun stellt sich folgende Frage an Herrn Buschkowsky:

Wieso konnten die "Klugscheißer" in der SPD die Macht übernehmen?

Gut, eine Antwort erwarte ich von ihm nicht. Mir ist es auch so klar.

Klugscheißende Grüße,

Dirk S

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang