Nachtrag zu einer deutschen Debatte

Bürgerlich ist, wer seine Burg verteidigt

Nach den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg fragte Deutschland: Was ist eine bürgerliche Koalition? Vorher aber wäre zu klären, was denn bürgerlich ist.

Hasenclever: Lesekabinett, 1843 / Wikicommons / CC BY-SA 2.0
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Nach den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg und der Anmerkung einer Redakteurin fragte ganz Deutschland: Was ist eine bürgerliche Koalition? Doch vor einer Antwort wäre zu klären, was denn bürgerlich ist.

Da bürgerlich von Bürger abgeleitet ist, ist zu fragen, was Bürger bedeutet. Schnell stellt man fest, der Begriff hat eine lange Geschichte. Halten wir uns daher lieber an die Wortherkunft. Sie verrät mehr, als ein Vergleich der Situationen in Rom und Athen. Denn natürlich ging es bei dem Streit, den die Anmerkung der Redakteurin ausgelöst hat, nicht um Römer oder Athener.

Bürger leitet sich ab aus dem althochdeutschen burgæri und dem mittelhochdeutschen burger – der Bewohner einer Burg oder einer Stadt. In dieser Lesart stammt Bürger ab von Burg. Eine Zuordnung, wie sie sich auch bei Wikipedia findet. Hier heißt es denn auch: »Bürger sind also von Burgmannen zu unterscheiden, die zur besoldeten Wachmannschaft einer Burg gehörten.«

Das gleichbedeutende altenglische burgwaran legt es jedoch laut Etymologischem Wörterbuch von 1993 nahe, dass es sich bei burgæri ursprünglich um eine Zusammensetzung aus Burg und dem Suffix –waran handelt, einem Wort aus der Gruppe wehren. Im englischen Romware und im altnordischen Romverjar für Römer tritt der zweite Wortteil explizit auf. Worte, die sich zu Baiovarii entwickelten. Der Anlaut zum zweiten Wortteil fällt oftmals aus und ergibt dann den Übergang von Romware zu Römer und von burgwaran zu Bürger.

Damit ist der Bürger allerdings mehr als nur einfacher Bewohner einer Burg oder Stadt. Er suchte dort auch nicht einfach Schutz oder Geborgenheit, wie Wikipedia suggeriert. Der Bürger verteidigt die Burg oder die Stadt. Er setzt sich für sie, riskiert sein Hab, sein Gut und unter Umständen sein Leben. Dieses Gefühl der eigenen  Verantwortung für seine Burg und seine Stadt zeichnet ihn aus.

Damit wird deutlich, warum der Bürger von der politischen Linken so oft verhöhnt worden ist. Bürgerlich, das war der Klassenfeind oder später der Spießer. Übrigens nicht nur für Linke. Den Nationalsozialisten war der Bürger genauso zuwider. Erst mit den Grünen mutierten Rote zu Bürgern. Allerdings bleiben die meisten von ihnen unter der Oberfläche das, was sie sind: Linke. Jeder, der sich auf den Staat als großen Organisator, Finanzier und Retter beruft, ist sicher kein Bürger. Er gehört zu jenen, die sich auf die Burg flüchten wollen, um von anderen verteidigt zu werden. Der Bürger kämpft selber.

Damit erscheint die Frage, was bürgerlich ist, in einem deutlich anderen Licht. Denn bürgerlich kann nur sein, wer seine Burg oder Stadt auch verteidigt. Er steht auf dem Wall oder der Mauer. Er braucht und verlangt für sein Land sichere Grenzen. So gesehen, gibt es in Deutschland nicht mehr allzuviele bürgerliche Parteien.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Karl Napp

@ Wolfgang Lammert

No Sir, der letzte bürgerliche Kanzler der SPD war Gerhard Schröder. Er hat vernünftige Wirtschafts- und Sozialpolitik zum Wohle des arbeitenden Bevölkerungsteils gemacht und die dummen, linken Schreihälse in seiner SPD verarscht. Mit ihm hätte die SPD heute noch mindestens 40 % Wählerzustimmung.

Gravatar: Unmensch

Die Linken sind die, die den Spiessbürgern gegenüber stehen. Sie sind also die Angreifer, und die Ursache dafür dass es überhaupt Burgen braucht. Selbstverständlich ist ihnen die Burgmauer oder sonstwelche Grenzanlagen zuwider. Aber seit sie sich in die Burgen eingeschlichen haben und alle Befestigungsanlagen von innen her abschaffen, wird der Zugang wieder leichter.

Gravatar: Wolfgang Lammert

Die SPD repräsentiert in vielen Bundesländern wie in Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und wohl demnächst in Thüringen kaum als 4-5 % der Wahlberechtigten. Die SPD hat mit ihrer politischen Arbeit praktisch das Bürgertum abgeschafft, treibt die Regierung auf Platz 1 der Steuerabgaben auf dem Planeten. Und dann will der SPD-Bundespräsident den Bürgern sagen, welche Parteien das Bürgertum verteidigen. Die SPD hat mit Helmut Schmidt den letzten namhaften Politiker in Führungsfunktion gehabt, den man als "bürgerlich" bezeichnen konnte. Olaf Scholz hingegen als Vizekanzler ist dadurch aufgefallen, dass er seit vielen Jahren die schützende Hand über die Linksextremisten der "Roten Flora " in HH die Hand hält und die SPD subventioniert den Linksextremismus, der das Bürgertum, die Bourgeoisie abschaffen will, um den sozialistischen Menschen "zu erschaffen".

Gravatar: Karl Napp

Solange die bürgerliche CDU/CSU nicht mit den beiden anderen bürgerlichen Parteien, der AfD und der FDP, zusammenarbeitet, sondern mit der roten Steuererhöhungspartei SPD und der grünen Verbotspartei, wird sie ebenso die Schwindsucht bekommen, wie die SPD. Die CDU/CSU-Granden sollten doch mal ihr Parteivolk befragen, ob sie mit der Steuererhöhungspartei und der Verbotspartei zusammen regieren soll oder mit den beiden bürgerlichen Parteien! Da würden Frau Merkel, die späte Rache Honeckers, und ihre Schleimer, Augen machen, was da raus kommt!

Gravatar: Werner N.

Diese Definition ist wenig geeignet, den Begriff heutiger „Bürgerlichkeit“ zu erklären. Das *Universal–Lexikon* gibt zwei Definitionen: 1. Mittelstand. 2. Gesamtheit aller Bürger. Man sollte künftig grundsätzlich von der 2. Version ausgehen und nach linken und rechten Bürgern einer Gesellschaft unterscheiden, sowie ihren spezifischen Weltanschauungen und Werten; denn auch linke Bürger gehören dem „Mittelstand“ an und zur Gesellschaft. Die totalitäre linke Auffassung, wonach nur diese modern und progressiv sei, deshalb alleinigen Anspruch auf ewige und zeitlose Daseinsberechtigung erheben kann, ist ein Relikt des „anti–bourgeoisen“ Marxismus, Bolschewismus, Sozialismus und der „68er“.

Im gegenwärtigen westlichen Machtkampf geht es um politische Vorherrschaft von „Links“ oder „Rechts“. Offensichtlich treten wir in eine post–sozialistische Phase ein. Die „Linke“ reagierte mit dem *Neo–Marxismus*, *Kultur–Marxismus* oder *Kapitalistischen Sozialismus* auf den Kollaps der *Sozialistischen Internationale* in 1989 und versucht mit einem betonten Anti–Faschismus ihre 100 Mio. ermordeten Regimegegner zu verschweigen. Unabhängig davon bleibt sie eine reduktive „Bewegung“ mit einer Richtung: nach links unten. Proletarisches eindimensionales Denken wirkt auf Dauer selbstzerstörerisch, da es zu Dekadenz, irrationalem Rationalismus und immensen Schulden führt. Es wird zu revolutionären demokratischen „neu–rechten“ Tendenzen kommen (müssen), mit Richtung nach rechts oben. Ein tiefgreifender Blickwechsel hin zu Ganzheitlichkeit wird erforderlich, um den minimalistischen Intellekt zu überwinden. Da sich der „mündige Verstand“ bei Programm–Änderungen seiner „Festplatte“ schwer tut und unsicher reagiert, dürfte dies noch Jahrzehnte dauern. Beide Seiten haben ihre Stärken und Schwächen, die demokratische „Neu–Rechte* sollte Zukunftsblindheit, visionären Theoriemangel, reaktionäre Kultur und „Spießigkeit“ vermeiden.

Gravatar: Christ

Die Geheime Offenbarung: Erfüllt sie sich heute schon? https://youtu.be/hsCBH-d76Gw

Die Apokalypse des Johannes. Wer ist die Hure Babylon? https://youtu.be/2QsSWRmHm3o

La Salette: Prophezeiungen erfüllen sich https://youtu.be/CrBzm31yEoE

Die geheimen Machenschaften Satans – USA, NATO, EU, UNO u. a. https://youtu.be/WS8FClmc2iE

Satans Wut gegen Bilder und Statuen https://youtu.be/qsJyqJjLn0s

Schwert und Panzer gegen Satan
https://youtu.be/1xhc5-I5SF8

Welcher Krieg ist vor GOTT gerechtfertigt? https://youtu.be/HSyT-E-F88c

Kampf fürs Vaterland, aber nicht für die EU! https://youtu.be/VcZwOdmz-XU

Wer ist ein wirklicher Christ?
https://youtu.be/iwea-iPodPA

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

„Der Bürger verteidigt die Burg oder die Stadt. Er setzt sich für sie, riskiert sein Hab, sein Gut und unter Umständen sein Leben. Dieses Gefühl der eigenen Verantwortung für seine Burg und seine Stadt zeichnet ihn aus.
Damit wird deutlich, warum der Bürger von der politischen Linken so oft verhöhnt worden ist. Bürgerlich, das war der Klassenfeind oder später der Spießer. Übrigens nicht nur für Linke. Den Nationalsozialisten war der Bürger genauso zuwider. Erst mit den Grünen mutierten Rote zu Bürgern.“ ...

Ist dies nicht einer der Hauptgründe, für den auch weiterhin anhaltend-enormen Zulauf zur AfD???
https://www.moz.de/landkreise/havelland/falkensee/falkensee-artikel/dg/0/1/1474949/

Gravatar: Uwe Lay

Bürgerlichkeit
Sicher ist es richtig, daß Bürger anfänglich meint: der in einer und im Schutz einer Burg Lebender. Ob das immer verbunden war mit einem Engagement für den Erhalt der Burg als militärische Verteidigung , kann aber bezweifelt werden. Dafür gab es Soldaten, aber keine Wehrpflicht.
In der Moderne bezeichnet Bürger aber den 3,Stand in Absetzung zum 1. dem Adel und dem 2.dem Klerus und in Abgrenzung zum 4. der Arbeiterklasse und dem Lumpenproletariat. Sich nach unten abgrenzend bestand die bürgerliche Kultur in dem Versuch, das Leben am Hofe, das höfische zu imitieren im bürgerlichen Leben: der höfliche= der hoffähige Mensch.Er kann sich so benehmen, wie es sich am Hofe
geziehmt. Thomas Manns Buddenbrooks erzählt nun
exemplarisch den Niedergang dieses Bürgertumes mit
seiner bürgerlichen Kultur. Denn um bürgerlich sein zu
können, bedarf es a) des Adels als Führungsschicht, dem sich der Bürger anähneln wollte und b) der Arbeiterklasse, von der sich der Bürger absetzte: So bin
ich nicht. Wenn es aber weder den Adel noch die Arbeiterklasse in dem Sinne des 19.Jhrhundertes gibt, welchen Sinn kann dann noch der Begriff: Bürgerlich haben? Im Sinne einer Tugend- Einsatz für das Allgemeinwohl- ist der Begriff des Bürgers nicht gebräuchlich, denn er ist ein soziologischer.
Heute wird so bürgerlich synonym mit liberal benutzt.
Das Problem dabei ist, daß nach Dugin (Die 4.politsche Theorie) seit 1989 der Liberalismus die einzige Weltanschuung zumindest in Eurpa und Amerika wurde,
sodaß, wenn alle liberal sind, das kaum noch etwas aussagt.
Uwe C. Lay
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Uwe Lay

Gravatar: Karin Weber

60-70% der Sachsen haben konservativ gewählt. Nun bekommt die konservative Mehrheit der Bürger in Sachsen von der verlinkten CDU sicher eine rot-grüne Regierung vorgesetzt. Rotgrün waren, neben der sterbenden CDU, die großen Verlierer zur Landtagswahl in Sachsen, aber dank der verlinkten CDU werden die nun in der Landesregierung sitzen. Naja, warten wir es ab ... es wird nicht lange gutgehen, dann wird es Neuwahlen geben. Auch die CDU wird hier verschwinden. Sie ist nur ein 1/4 Stunde hinter der sterbenden SPD.

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