Präsident Jair Bolsonaro mittendrin statt nur dabei

Brasilien feiert 200 Jahre Unabhängigkeit

Am 7. September 1822 erklärte Pedro de Braganza Brasilien für von Portugal unabhängig und rief sich gleichzeitig zu Pedro I., Kaiser von Brasilien, aus. Gestern feierte ganz Brasilien seine Unabhängigkeit und Freiheit - und Präsident Jair Bolsonaro war mitten unter den Feiernden.

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Brasilien ist das einzige Land Latein- und Südamerikas, in dem die Amtssprache Portugiesisch ist; in allen anderen Ländern ist sie Spanisch. Diese Besonderheit rührt vom Vertrag von Tordesillas aus dem Jahr  1494 her. Die damaligen Weltmächte Spanien und Portugal teilten die Welt in zwei Interessenssphären auf: Spanien bekam das damals noch weitestgehend unbekannte Amerika, Portugal hingegen Asien und Afrika. Grenzlinie war eine knap 500 Kilometer westlich der Kapverdischen Insseln gezogener Strich. So kam die Region, die heute als Brasilien bekannt ist, zu Portugal; der Rest der »Neuen Welt« ging zunächst an Spanien.

Die Kolonisation Brasiliens seitens der Portugiesen war, zu Beginn jedenfalls, relativ friedlich. Mit den indigenen Völkern machte man Tauschgeschäfte und holte Siedler aus dem Heimatland in die Kolonie. Die brachten leider auch viele Krankheiten aus Europa mit und so starben viele Indios innerhalb kurzer Zeit. Es folgte eines der dunkelsten Kapitel Porutgals: um die fehlenden Arbeitskräfte zu ersetzen, schaffte man hunderttausende Sklaven aus Afrika nach Brasilien.

Im Zuge der diversen europäischen Kriege, insbesondere der von Napoleon angezettelten, erreichten die Machtverschiebungen auch Brasilien. Weil 1821 der damalige portugiesische König João VI. auch gleichzeitig der König Brasiliens war, sein Thron in der Heimat aber wackelte, musste er, der sich zu der Zeit in Brasilien aufhielt, nach Portugal zurückkehren. Er übergab seinen Thron in Brasilien an seinen Sohn Pedro. Der machte sich umgehend daran, dort seinen Vater zu »entmachten«, rief am 7. September 1822 die Unabhängigkeit Brasiliens aus und ernannte sich selbst gleichzeitig zum Kaiser von Brasilien: Pedro I.

Ganz unblutig war die Geschichte Brasiliens danach auch nicht: es gab Kriege mit den Nachbarn, gegen die Indios und gegen sich abspaltende Regionen. In den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts stand Brasilien auf der Seite der Alliierten, hielt sich aber weitestgehend aus Kampfhandlungen heraus. Die Entsendung von einer 25.000 Mann starken Einheit (Força Expedicionária Brasileira) zur Schlacht bei Monte Cassino in Italien (Januar bis Mai 1944) ist die einzige dokumentierte Beteiligung Brasiliens an diesen beiden Kriegen.

Von 1964 bis 1985 führte eine Militärdiktatur das Land. In dieser Zeit erlebte Brasilien einen massiven wirtschaftlichen Aufschwung. Vor allem viele bundesdeutsche Firmen investierten ins Land und entsandten Arbeitskräfte, Forscher und Entwickler. São Paulo galt in dieser Zeit als »größte deutsche Industriestadt außerhalb Deutschlands.«

1985 folgte dann die »Sechste Republik«, geführt von verschiedenen, mal mehr links, mal mehr rechts, orientierten Regierungen. 2003 wurde Luiz Inácio Lula da Silva (»Lula«) Präsident Brasiliens. Seine Amtsführung war von zahlreichen Skandalen um Korruption und Geldwäsche erschüttert, was ihm schließlich auch eine Verurteilung zu einer langjährigen Gefängnisstrafe einbrachte.

2018 wurde dann der jetzige Präsident Jair Bolsonaro gewählt, ehemaliger Hauptmann der  Fallschirmjäger. Bolsonaro ist bekennener Katholik. Da seine Frau und seine Kinder den Baptisten angehören, besucht er mit ihnen aber auch regelmäßig die Gottesdienste der Baptisten. Vor allem auf die Unterstützung dieser beiden Gruppen, die Katholiken und die Mitglieder der evangelikalen Freikirchen, kann Bolsonaro bauen.

Die in vielen westlichen Ländern propagierten »woken« Lebensgrundsätze lehnt Bolsonaro kategorisch ab:er ist ein Gegner der Legalisierung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften und gleichgeschlechtlicher Eheschließungen. Er spricht sich gegen Vorteilsgewährung oder Quoten für Afrobrasilianer aus und unterstützt das Drogenverbot.

Im aktuellen Wahlkampf, die Präsidentschaftwahl findet am 2. Oktober 2022 statt, setzt Bolsonaro auch weiterhin auf die von ihm bekannten Grundsätze. Insgesamt treten zwölf Kandidaten in der ersten Wahlrunde an, einzig ernsthafter Kandidat dürfte allerdings der wegen Korruption und Geldwäsche verurteilte »Lula« sein, der vom linken Mainstream ins Rennen gebracht wird.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hajo

Und bei uns sind sie so beliebt, daß sie mittlerweile fast überall in der Öffentlichkeit mit Buhrufen oder weit schlimmeres empfangen werden und das ist der qualitative Unterschied zwischen volksnahen und beliebten Politikern zu Demagogen, die vorgeben Demokraten zu sein und in Wirklichkeit Despoten und untergeordnete Vasallen sind, was die Leute doch genau merken und mit denen muß man kein Mitleid haben, auch wenn sie unwirsch empfangen werden.

Hosianna rufen ist ja noch keine Bürgerpflicht, könnte aber noch kommen, wenn man ihnen am Ende vollkommen ausgeliefert ist um dann in der letzten Verzweiflung ihre Füße zu küssen, was ja auch schon vorgekommen ist und nicht so ganz neu wäre, wenn man sich an geschichtliche Ereignisse noch erinnern kann, die dann zur Erkenntnis führen, sofern man vom Wissensangebot Gebrauch gemacht hat

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Im aktuellen Wahlkampf, die Präsidentschaftwahl findet am 2. Oktober 2022 statt, setzt Bolsonaro auch weiterhin auf die von ihm bekannten Grundsätze. Insgesamt treten zwölf Kandidaten in der ersten Wahlrunde an, einzig ernsthafter Kandidat dürfte allerdings der wegen Korruption und Geldwäsche verurteilte »Lula« sein, der vom linken Mainstream ins Rennen gebracht wird.“

Wobei der „Jair“ sein Amt wohl schon deshalb behalten wird, weil den Brasilianern sicherlich klar ist, das Putin sein Vorbild ist!!!
https://www.welt-sichten.org/artikel/40207/bolsonaro-waere-gerne-ein-brasilianischer-putin

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