Visionen eines Sozialdemokraten

Berlins Regierender Bürgermeister Müller will Bau- und Wirtschaftsminister werden

Dass Politiker mitunter die Bodenhaftung verlieren, ist bekannt. Aber es gibt auch Extremfälle. – Ein Kommentar

Sebaso / CC BY-SA
Veröffentlicht:
von

In Berlin wurde bei den Sozialdemokraten die Jagdsaison nach Posten eröffnet. Offiziell hat Kevin Kühnert angekündigt, sich im Wahlbezirk Tempelhof -Schöneberg um die Kandidatur für das Direktmandat zu bewerben; dann folgte der Regierende Michael Müller mit der Erklärung, in Charlottenburg-Wilmersdorf anzutreten; zuletzt meldete Müllers Staatssekretärin Sawsan Chebli Ambitionen an, gegen Müller im Wahlkreis Charlottenburg-Wilmersdorf anzutreten.

Auf diese Reise nach Jerusalem a la SPD angesprochen, erklärte der amtierende Regierende Bürgermeister nun, Gegenkandidaturen werde er gelassen aushalten. Originalton Müller: »Kühnert hat genauso wie ich in Tempelhof seinen Lebensmittelpunkt, wir sind hier im gleichen Krankenhaus geboren.«

Wohl wissend, dass die SPD praktisch keine Chance in den beiden Wahlkreisen hat, verweist Müller auf die Landesliste: »Ein Ministerpräsident, der ohne Skandal mit einer erfolgreichen Bilanz aus dem Amt geht, wird nicht auf einem hinteren Listenplatz kandidieren. Das wäre bundesweit einmalig und wird insofern nicht stattfinden.«

Nun, ein Ministerpräsident, der ohne Skandal mit einer erfolgreichen Bilanz aus dem Amt scheidet, ist tatsächlich einmalig – es sei denn, es winken höhere Weihen. Gerade für Regierende Bürgermeister Berlins kann das aber nur heißen: Bundespräsident oder Bundeskanzler zu werden und damit in die Fußstapfen von Willy Brandt und Richard Weizsäcker zu treten. Doch so vermessen ist nicht einmal Müller.

Allerdings scheint der SPD-Chef Berlins nicht zu merken, was es heißt, wenn zuerst ein Juso den eigenen Wahlkreis übernimmt und eine Untergebene mit arabischem Migrationshintergrund anschließend auf direkten Konfrontationskurs geht. Achtung vor einem erfolgreichen Landespolitiker sieht anders aus.

Vielleicht lebt Michael Müller aber schon in einer ganz anderen Welt. Auf die Frage, was er denn nach der Wahl politisch erstrebe, sagt er gegenüber Bild am Sonntag unumwunden: Er wolle Minister werden. – Und in welchem Amt ? – »Natürlich Wissenschafts- oder Bauminister!« Da könne er seine Erfahrung mit den »Großstadtthemen Wohnen, Integration und Wissenschaft« einbringen. Und natürlich beim Mietrecht: »Berlin geht mit dem Mietendeckel einen umstrittenen, aber sehr entschlossenen Weg«, sagte Müller und man weiß nicht, ob der Mann wirklich meint, was er sagt: Dass allein der Entschluss zählt. Am Ende bewirbt er sich noch mit einem Hinweis auf den Berliner Flughafenbau.

Zuzutrauen wäre ihm das. Denn offenbar weiß der Sozialdemokrat Müller auch nicht, dass das Ressort Bau zusammengelegt wurde mit Heimat und Inneres; dass dort bereits ein Herr Seehofer sitzt; und dass der für einen von Bayern alimentierten Preussen mit Visionen niemals das Feld räumen wird.

Aber Müller nennt ja auch noch den Posten des »Wissenschaftsministers« – den es allerdings auf Bundesebene gar nicht mehr gibt. Die Wissenschaften sind der Bildung und Forschung untergeordnet. Und dass ausgerechnet ein Berliner Bürgermeister bundesweit für Bildung zuständig wird, kann man wohl nur damit begründen, dass Bildungspolitik in die Länderhoheit gehört, Müller also keinen größeren Schaden anrichten kann.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Delegro

Der Betrug am Bürger wird immer schamloser. In diesen Kreisen gehört es zu einer entscheidenden "Qualifikation" von nix eine Ahnung aber eine möglichst große Klappe zu haben. Es gibt genügend Beispiele. Aber der Müller schlägt dem Fass fast den Boden aus. Selten so was unfähiges gesehen, an dem aber auch jede Kritik ab perlt wie bei einem Lotuseffekt. Um so schlechter die sind um so höhere Positionen halten die für gerechtfertigt. Und Haftung gibt es ja keine. Alle Fehler haben eben auch keine Konsequenzen. Das müsste schnellstmöglich geändert werden. Und dann wundern wir uns über Politikverdrossenheit in Deutschland.

Gravatar: Sigmund Westerwick

Tagträumer

Diese Ignoranten sind unglaublich. Möglicherweise hält sich der Berlin-Müller für einen der fähigsten Politker im Lande, ebenso wie sich der Maas für den größten Aussenminster seit Rippentrop hält , usw usw.

Ich habe gestern das ZDF-Interview mit dem Walter-Borjans gesehen, und der brhautptet, daß die SPD 30 Prozent Stimmen bei der nächsten Wahl bekommen könnte.
Dass die SPD eher die 10-Prozent Hürde als die 20 % Hürde erreichen wird ficht ihn nicht an, er träumt weiter den Pipi Langstrumpf Traum und denkt sich seine Welt, so wie sie ihm gefällt, zusammen mit all den anderen Genossen.
Irgendwie schwant mir warum die Politker so neben der Realität sind, wenn die SPD nach der Serie der Wahlniederlagen immer noch nicht begriffen hat was eigentlich die Stunde geschlagen hat, lernen die es nimmer mehr.
Was mir aber Angst macht ist daß der gleiche Kopf in der Realität Entscheidungen zu treffen hat, die wahrscheinlich genau so fundiert sind wie die Tagträume der Rgierungsübernahme, einfach gruselig.

Gravatar: Wolfram

Er soll erst einmal die Ordnung in Berlins zahlreichen migrativen NOGO-Areas wieder herstellen. Damit kann er sich genügend profilieren !!!

Flucht vor eventuellen Attacken seiner Freunde aus dem Halbmond-Kulturkreis ??? Denn die Bundespolitiker werden ja alle mit Bodyguard abgeschirmt und dürfen sich sichernder Security erfreuen.

Oder werden ihm die terroristischen, roten Brigaden in Friedrichshain zu übermütig ???

Gravatar: karlheinz gampe

Roten und grünen Deppen fehlt der Verstand um ein Amt sinnvoll und ordentlich auszufüllen !

Nur Idioten wählen die Roten !

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Berlins Regierender Bürgermeister Müller will Bau- und Wirtschaftsminister werden“
Dass Politiker mitunter die Bodenhaftung verlieren, ist bekannt. Aber es gibt auch Extremfälle“! ...

Wird sich der nächste „Extremfall“ dann nicht nur auf Berlin beziehen https://www.tagesspiegel.de/berlin/michael-mueller-im-tagesspiegel-wirtschaftsclub-berlins-baumassnahmen-werden-schmerzen-ausloesen/24325142.html
sondern aufs gesamte vereinigte(?) Deutschland ´incl.` der Wirtschaft???

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang