Aufruhr und Verärgerung in Schweden

Astrid Lindgrens Bücher sollen wegen angeblichen Rassismus verbrannt werden

Die Schweden sind nicht unbedingt dafür bekannt, dass sie heißblütig oder gar aufbrausend sind. Sei gelten eher als unterkühlt und distanziert. Doch was man jetzt im hohen Norden vorhat, könnte die Schweden eher auf die Barrikaden bringen als die Verteuerung des Wodkas: Pippi-Langstrumpf-Bücher sollen wegen angeblichen Rassismus verboten und verbrannt(!) werden.

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Jedes schwedische Kind kennt Pippilotta Viktualia Rullgardina Krusmynta Efraimsdotter Långstrump und ihre Abenteuer, die von Astrid Lindgren vor mehr als 70 Jahren ausgedacht und niedergeschrieben wurden. Mehr als 66 Millionen Bücher über das kleine sommersprossige Mädchen mit den hellroten Zöpfen und der markanten Zahnlücke wurden verkauft, die Geschichten in 70 Sprachen übersetzt. Und bis vor rund zehn Jahren hat sich niemand wirklich daran gestört, dass Pippis Vater in den Büchern »Negerkönig« in der Südsee ist.

Auch, dass sie mit einem nicht artgerecht gehaltenen Affen und einem noch weniger artgerecht gehaltenen Schimmel gemeinsam in der Villa Kunterbunt lebt, kein Erziehungsberechtigter in erreichbarer oder verfügbarer Nähe ist, sie sich unregelmäßig und falsch ernährt, ohne Fahrerlaubnis ein fliegendes Auto steuert und noch etliche andere, heute weder erziehungswissenschaftlich noch politisch korrekte Handlungen vornimmt, hat über etliche Jahrzehnte wirklich nur einen verschwindend geringen Promilleanteil der Leserschaft irritiert.

Doch das ist jetzt vorbei. Jetzt macht man in Schweden Nägel mit Köpfen. Die Abenteuer von Pippi Langstrumpf werden aus den Bücherregalen der öffentlichen Bibliotheken verbannt. Der Inhalt sei rassistisch, heißt es dazu in einem Bericht aus Botkyrka, der exemplarisch für zahlreiche andere Regionen ist. 

Das allein sorgt bereits dafür, dass den Schweden eine Zornesader auf der Stirn schwillt. Doch was das Fass zum Überlaufen bringen könnte, sind die Meldungen darüber, dass die ausrangierten Bücher verbrannt werden sollen. Die Berichterstattung in den schwedischen Medien (u. a. Expressen) lässt zumindest darauf schließen, dass hier ein ganz heißen Eisen angefasst wurde, welches die schwedische Seele tief bewegt. Bücher aus ideologischen Gründen zu verbrennen, so der in Schweden sehr bekannte investigative Journalist Janne Josefsson, sei etwas, dass ihn veranlasst, »Stopp« zu sagen. Man könne Bücher nicht einfach verbrennen, bloß weil sie im Laufe der Zeit unangepasst wirken. So hat man damals gedacht, gesprochen und geschrieben. Das ist ein Zeugnis der damaligen Zeit und muss als solches erhalten bleiben, so Josefsson. 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Anita Delfs

Schweden krankt immer mehr! Ich habe 7 Jahre dort gelebt und Schweden als sehr positive Erfahrung in meinem Leben angenommen. Nachdem sich dort rasant die Begebenheiten verändert hatten, musste ich wieder zurück nach Deutschland. Hätte ich 2014 geahnt was sich ein Jahr später hier anbahnt, wäre ich lieber in den Urwald gezogen. Ich kenne die Schweden als sehr ruhige, konfliktscheue Menschen, aber was da jetzt abgeht übersteigt alles bisher dagewesene. Ein Land mit grade mal 9 Millionen Einwohnern gibt sich auf.. Die Schweden haben nie gelernt zu kämpfen. Laut Prognosen, wird dieses Land spätestens 2030 nach Einschätzung der UN ein Dritte-Welt-Land werden. Traurig, einfach nur traurig!

Gravatar: Herbert

Diese Ideologie gibt es schon seit Ende des 19. Jahrhundert. Warum hat Schweden plötzlich solch ein Problem im 21.Jahrhundert?

Gravatar: Emma

In dem von Ihnen eingefuegten Link " Bericht aus Botkyrka"
ist zu lesen,dass die ALTE Ausgabe der Pippi-Långstrump-böker käuflich erworben werden kann, oder aber sie wird verbrannt.
Die Ausgabe von 2015, in der lediglich das Wort NEGERKÖNIG entfernt wurde, damit niemand daran Anstoss nimmt, kauft die Bibliothek NEU ein.
Pippi Langstrumpf steht also weiterhin dort im Regal
nur Pippis Vater wird nicht mehr als Negerkönig bezeichnet.
Das ist jedenfalls ein völlig anderer Umstand als hier im Artikel beschrieben.

Gravatar: Peter Ripke

Bücherverbrennung?-Da war doch was in den 1930ßiger Jahren?!!
Denkt mal an Heinrich Heine und sein Zitat.
Oder wie sagte Max Liebermann: "Ich kann gar nicht soviel essen, wie ich kotzen könnte." Besser kann die heutige Zeit nicht beschrieben werden.
Allerdings hoffe ich, dass dies eine "Ente" ist oder neudeutsch Fake news sind.

Gravatar: Alfred

Sind in Schweden nun auch die sogenannten Demokratietrainer von den NGOs unterwegs? In der Türkei wird das Putschen gelehrt und in Schweden die Bücherverbrennung.

Gravatar: sven nordland

mann muss nicht alles glauben was zeitungsbesitzer oder blogbetreiber so jeden tag in die welt jauchen.
die zeitung expressen ist so etwas wie die bild
also taugt nicht mal fuer die notdurft

im uebrigen wurde Astrid Lindgren vor kurzem auf dem neuen 20 kronen schein verewigt und das will was heissen.

Med vänlig hälsning Sven

Gravatar: Ketzerlehrling

Ich mag die Skandinavier, sie sind offen, sie sind lustig, sie sind clever. Aber was in Schweden abgeht, das ist so daneben, dass ich das Gefühl habe, dieses Land ist zusammen mit seinen Einwohnern längst umgevolkt worden. Wenn die alten Wikinger dies sehen könnten, würden sie vermutlich in ihren Gräbern rotieren. Sie, die Europa in Angst und Schrecken versetzt haben (was auch nicht immer unverzeihlich war, aber Usus in dieser Zeit), sie, die quasi Russland gegründet haben, sie, die clevere Kaufleute und Globalplayer waren, die man nicht so leicht ängstigen oder über den Tisch ziehen konnte. Schweden ist eine Zukunftsvision von Deutschland, wobei diese Vision in einigen wenigen Jahren hier Realität ist.

Gravatar: Rainer

Da kann man nur noch resignieren! Gut, dass ich keine Kinder habe, vor allem keine Mädchen...

Gravatar: Duffy

@Anne R.: Christine Nöstlinger wurde deshalb ausgezeichnet, weil sie sich dem linken Zeitgeist verschrieben hat. Habe ihre Bücher gelesen und dann nicht meinen Kindern zugemutet. Besorgen Sie sich lieber antiquarisch die "Höhlenkinder"-Bücher von Sonnleitner. Für Erstleser ist auch die "Petterson und Findus" Serie geeignet (Sven Nordquist) und "Franziska und die Wölfe", Name der Autorin vergessen.
Erinnert sich noch jemand an das Buch "Grischka und sein Bär"?

Gravatar: Heinz Beier

Kaum zu glauben, aber Schweden ist schon eine zeitlang auf dem Holzweg mit deiner Freihetslüge, unehrlichen Gleichheits-Fantasien. Sie werden die Quitung bekommen und bald zur Minderheit im eigenen Land werden. Der einzelne Schwede weiss das, hat aber in der Vergangehiet immer wieder diese Regierungen gewählt. Als Nächste kommen die Deutschen auf den Holzweg mit ihrem Gutmenschsein.

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