4 Milliarden Investment

Amazon erobert das US-Hinterland – mit Paketen und Daten

Mit einer 4-Milliarden-Dollar-Offensive will der Tech-Gigant sein Netzwerk auf dem Land ausweiten. Doch geht es dabei wirklich nur um Pakete – oder um Macht?

Bild: Amazon
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Amazon will bis Ende 2026 über vier Milliarden US-Dollar in den Ausbau seines Liefernetzes in ländlichen Regionen der USA investieren. Mit über 200 neuen Zustellzentren und 100.000 geplanten Arbeitsplätzen soll der Online-Gigant künftig auch abgelegene Zip-Codes schneller versorgen – angeblich aus Kundennähe. Doch hinter der Logistikoffensive steckt weit mehr als bloß das Versprechen schnellerer Lieferzeiten. Das berichtet Newsmaxx.

Nach Angaben des Unternehmens sollen jährlich über eine Milliarde zusätzliche Pakete ausgeliefert werden – auf einer Fläche von mehr als 1,2 Millionen Quadratmeilen. Was wie ein Fortschritt für die sogenannte „Letzte Meile“ klingt, ist in Wahrheit der nächste große Schritt im Kampf um wirtschaftliche und kulturelle Vorherrschaft: Wer liefert, der prägt. Amazon verankert sich damit tief im Alltag des „anderen Amerikas“ – jenem ländlichen Raum, der sich von Politik und Großkonzernen lange ignoriert fühlte.

Zugleich wird klar: Die Expansion dient nicht nur dem Paketversand. Mit jeder Lieferung wächst auch das Datennetz, das Amazon zur Verfügung steht. Verbraucherverhalten, Verkehrsflüsse, lokale Infrastruktur – all das wird analysiert, optimiert und monetarisiert. Der Konzern kauft sich nicht nur Marktanteile, sondern eine neue Stufe regionaler Kontrolle. Ein Tech-Imperium auf Rädern – mit Postleitzahlenbindung.

Die versprochene Jobschaffung klingt eindrucksvoll, doch bleibt kritisch zu prüfen, wie stabil und gut bezahlt diese Stellen sein werden – vor allem in strukturschwachen Gegenden, in denen Alternativen rar sind. Denn Abhängigkeit ist das eigentliche Geschäftsmodell: Wer einmal an Amazons Infrastruktur gewöhnt ist, kommt so schnell nicht mehr davon los.

Der ländliche Raum wird zur nächsten Front im Kampf zwischen digitalen Megakonzernen und einem zunehmend ohnmächtigen Mittelstand. Amazon tritt auf wie ein Wohltäter – doch in Wahrheit zementiert der Konzern seine Machtbasis: ökonomisch, technologisch und kulturell. Die Landkarte Amerikas wird nicht nur durch Zustellrouten neu gezeichnet – sondern durch Datenströme, Eigentumsverhältnisse und Machtverlagerungen.

Was als Fortschritt verkauft wird, könnte sich als digitale Kolonialisierung entpuppen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Roland

Das ist wohl meilenweit übertrieben.
Amazon hat nunmal den besten service und das muß man lobend anerkennen.
Während der "Corona-Diktatur" bin ich praktisch aus jedem Laden geflogen. Es war wie in einem Bürgerkrieg in der Klappse. Bei Amazon bin ich höflich und zuvorkommend behandelt worden. Wo kaufe ich also nunmehr bevorzugt ein ? Eben. Man kann nicht die Leute behandeln wie den letzten Dreck und dann auch noch meinen die sollten doch gefälligst beim Unterdrücker kaufen. Bei Amazon ist der Kunde immer noch König. Jeff Besos hat nur deshalb so viel Erfolg weil der niedergelassene Handel seine eigene Kunden vergrault hat. Selber Schuld.
Die Verbesserung von Löhnen und Arbeitsbedingungen ist im übrigen Sache der Gewerkschaft.

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