Von den USA bis China: Zu viele Akademiker finden keine adäquaten Jobs

Akademisierung der Gesellschaft wird zum globalen Problem

Die Universität ist kein Erfolgsgarant mehr. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern mittlerweile für fast alle Industriestaaten und Schwellenländer. Millionen junge Menschen starten mit großen Ambitionen und landen anschließend im Prekariat.

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Überall auf der Welt wird den jungen Schülern eingetrichtert, sie müssten studieren, um später einmal Karriere zu machen. Auf der Strecke sind die Ausbildungsberufe geblieben. Viele Berufe wurden ohne Not vom Ausbildungsberuf zur akademischen Disziplin umgewandelt. Die Folge: In vielen Ländern drängen bis zu zwei Drittel eines Jahrgangs in die Hochschulen und Universitäten. Dieses Phänomen zeigt sich fast überall in Europa, Nordamerika und Ostasien.


In den USA hat die Bildungsschuldenkrise mittlerweile die Kreditkartenkrise überholt. Bereits 1300 Milliarden US-Dollar Bildungsschulden haben die amerikanischen Uni- und College-Absolventen angehäuft. Viele wissen nicht, wie sie ihre Schulden jemals wieder abtragen können. Sie haben 50.000, 70.000 oder mehr als 100.000 US-Dollar Schulden. Dabei handelt es sich keineswegs nur um Ärzte, Ingenieure und Anwälte. Viele haben mit ihrer Disziplin kaum eine Chance, auf dem Arbeitsmarkt eine gut bezahlte Position zu bekommen, um ihre Schulden zurückzubezahlen – besonders wenn man Kunstgeschichte, Theaterwissenschaften, Literatur, Philosophie, Soziologie oder gar »Gender Studies« studiert hat.


Die amerikanische Universitätslandschaft produziert Akademiker am Markt vorbei. Die Colleges bieten lieber Kurse in »Gender Studies« an als in Medizin, weil erstere für den Bildungsträger weniger kosten. Man braucht nur einen schlecht bezahlten Dozenten und ein paar Bücher. Ein Medizinstudium ist dagegen für die Universität wesentlich kostenaufwendiger, weil man das technische Equipment und ein Universitätskrankenhaus braucht, um Ärzte auszubilden. Wer also mit Bildungsangeboten Geld verdienen will, gründet ein College mit vielen geisteswissenschaftlichen Fächern. Inzwischen raten sogar berühmte Universitätsprofessoren dazu, die Uni zu meiden und lieber eine anständige Ausbildung zu machen. Wer nicht Wirtschaft oder eines der MINT-Fächer studiere, solle sich keine allzu große Hoffnung auf eine reiche Karriere machen. Betroffen sind besonders oft Frauen, da diese bevorzugt Geistes- und Sozialwissenschaften studieren.


In Asien ist das Problem mit ebenso großer Wucht angekommen. In China haben in den letzten drei Jahrzehnten hunderte von Millionen junger Chinesen studiert, in der Hoffnung voranzukommen. Doch mittlerweile ist der chinesische Akademiker-Arbeitsmarkt übersättigt. Ein Studium reicht nicht mehr. Man braucht Kontakte. Viele Studenten und Akademiker halten sich mit schlecht bezahlten Jobs über Wasser. »Ameisenvolk« nennen die Chinesen die vielen Jungakademiker, die zusammengepfercht in engen Wohngemeinschaften hausen und sich durch die Berufswelt quälen. Viele trauen sich nicht zurück zu ihren Eltern, aus Scham darüber, in der Welt der Karriere versagt zu haben. Rund ein Drittel aller chinesischen Studenten landet nach dem Studium in prekären Verhältnissen.


Trotzdem wird weltweit die Universitätsbildung als der höchste Standard gepriesen. In Deutschland behaupten führende Politiker der SPD immer noch, dass man nur allen Menschen einen freien Weg zur Bildung verschaffen müsse, um das Problem der sozialen Ungerechtigkeit zu lösen.


Natürlich ist nicht alles hoffnungslos. Die besten Berufsaussichten haben immer noch Studenten der MINT-Fächer (Medizin, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) sowie der Mathematik (besonders Wirtschaftsmathematik). In den USA benutzt man den Ausdruck STEM (Science, Technology, Engineering, Mathematics). Das Studienfach mit den anschließend höchsten Einstiegsgehältern ist dort übrigens »Petroleum Engineering« (Erdölingenieurswesen).


Anders sieht es allerdings in Afrika aus. Dort ist die Analphabetenrate so hoch, dass man schon froh ist, wenn man den Prozentsatz der ordentlichen Schulabgänger erhöhen kann.


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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: karlheinz gampe

Haben Merkel und Co nicht behauptet, die Afrikaner seien alle hochgebildete Akademiker. Sind halt sogenannte Fachkräfte diese Merkelakademiker, welche nicht lesen und schreiben können. Merkels akademische Kenntnisse sind ja auch sehr beschränkt ! Starke Schwächen in Mathe und Physik nennt sich aber Physikerin.

Gravatar: H.von Bugenhagen

Und jetzt kommen noch die Moslems dazu die ihren
AkademikerTittel im schnellverfahren von ein paar Monaten
zugesprochen bekommen.
,,Wir schaffen Dass,,

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